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In den letzten Beiträgen ging es um die Unterschiede, ja Kontraste im Denken und Handeln deutscher und US-amerikanischer Unternehmer. Ich hatte ausgeführt, dass der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Denkweisen darin besteht, dass die Amerikaner, statt sich als Erstes in umständliche betriebswirtschaftliche Planvorgaben und Strategien zu versteigen, beherzt die Realisierung ihrer unternehmerischen Visionen angehen, mithin den direkten Weg zum Ziel wählen.
Den deutschen Unternehmern hatte ich eine kaufmännische Akribie attestiert, die sehr stark von vorgefertigten betriebswirtschaftlichen Strategien und Vorstellungen geprägt ist und die dazu führt, dass der Unternehmergeist in Zaghaftigkeit und Bedenken gerinnt und so die Quintessenz des Unternehmertums, die Bereitschaft zum Risiko nämlich, unterminiert. Die Folge sind Stillstand und Rückständigkeit.
Mit dem Begriff der „Vorstellung“ ist hier eine Art von Zukunftserwartung gemeint, die im Extremfall in das Verlangen übergeht, die einmal gewählte Strategie müsse zum Ziel führen, koste es, was es wolle.
Nun geht es mir keineswegs darum, das Prinzip der Vorstellung an sich zu diskriminieren. Schließlich gibt es eine große Zahl verwandter Begriffe, die die aus Bedürfnissen und Wünschen hervorgehenden Projektionen menschlichen Fühlens und Denkens umschreiben. Dazu gehören Träume, Ideen, Phantasien, Befürchtungen, Hoffnungen, Ahnungen, Vermutungen usw. usf.
Vorgefertigte Strategien können aber zu Vorstellungen und schlimmstenfalls sogar Erwartungen und Ansprüchen führen, deren Kalkulierbarkeit – und vor allem: deren Eintreten – umso schwieriger bzw. unwahrscheinlicher ist, je weiter entfernt sie sich in der Zukunft befinden.
Insbesondere in der extrem schnelllebigen digitalen Sphäre kann sich dies als problematisch erweisen.
Die Frage ist also: Wie kann man sein Denken so verändern, dass man einerseits möglichst große Klarheit über die Zukunft hat und dennoch – im Sinne des Philosophen Karl Popper – situationslogisch handelt? Es geht nämlich darum, das Denken so zu zentrieren, dass es allen Widrigkeiten zum Trotz zweckmäßig bleibt; und dass es in unserem speziellen Casus dazu beiträgt, die Ziele des Unternehmers zu erreichen statt sie zu konterkarieren.
Kleiner Exkurs in die Philosophie
Weil es hier um das Denken geht, möchte ich außer Popper noch andere Philosophen zu Wort kommen lassen. Bekanntlich ist die Philosophie laut Duden-Definition diejenige Disziplin, die sich mit dem „Streben nach Erkenntnis über den Sinn des Lebens, das Wesen der Welt und die Stellung des Menschen in der Welt“ beschäftigt sowie „der persönlichen Art und Weise, das Leben und die Dinge zu betrachten.“
Bedenken wir also, wie Denkprofis über das Denken denken:
Die spekulative Beschäftigung mit den Zukunftsprojektionen des menschlichen Geistes und deren Erklärung gehört zu den Kernkompetenzen des großen dänischen Philosophen Sören Kierkegaard. Er machte sich Gedanken über die Substanz und das Wesen des menschlichen Denkens. Der Geist, so Kierkegaard, projiziere seine eigene Existenz träumend in die Ungewissheit der Zukunft und werde so selbst Teil des Ungewissen. Weil der Geist sich seine eigene Zukunft vorstelle, bestehe er, so Kierkegaard, vor allem aus Angst.
Um der Angst zu entrinnen und der Ungewissheit vorzubeugen, versucht der Geist mit seinem Werkzeug, dem Verstand, die Zukunft zu berechnen – was aber regelmäßig scheitert, weil das, was in der Zukunft geschehen wird, zwar unvermeidbar ist, sich der Berechenbarkeit aber in Gänze entzieht.
Der große Franzose René Descartes riet deshalb, einfach den gesunden Menschenverstand zu benutzen, zumal es dazu gar keine Alternative gibt. In seiner „Abhandlung über die Methode, richtig zu denken“ erklärte Descartes, dass das, was man gesunden Verstand nennt, von Natur bei allen Menschen gleich sei. Folglich rühre die Verschiedenheit der Auffassungen nicht daher, dass der Eine mehr Verstand als der Andere hat, sondern dass wir mit unseren Gedanken verschiedene Wege verfolgen und nicht dieselben Dinge betrachten. Allerdings komme es nicht bloß auf den gesunden Verstand an sich, sondern wesentlich auch auf dessen richtige, also zielführende Anwendung an.
Descartes erfreute sich nach seinen eigenen Worten „vorzüglich an der Mathematik wegen der Gewissheit und Sicherheit ihrer Beweise; allein ich erkannte ihren Nutzen noch nicht. Ich meinte, sie diene nur den mechanischen Künsten, und wunderte mich, dass man auf ihren festen und dauerhaften Grundlagen nichts Höheres aufgebaut hat.“
Wie man inzwischen weiß, hat sie viel, viel Hohes aufgebaut, die Mathematik. Die Zukunft vorauszuorakeln ist sie dennoch nicht fähig.
Für das richtige Denken, die Methode des Denkens, stellte Descartes vier Hauptregeln auf.
1. Man solle sich eine gesunde Skepsis bewahren: Nichts solle man für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt wird, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
2. Man solle Probleme analysieren und schwierige Probleme in Teilschritten erledigen.
3. Man solle induktiv vorgehen, also vom Konkreten zum Abstrakten kommen. Anders formuliert: Beim Einfachen beginnen und zum Schwierigen fortschreiten.
4. Man solle stets sicherstellen, dass die Analysen vollständig sind.
Da Unternehmertum vor allem knallharte Empirie ist und nichts empirischer sein kann als die Physik, wäre es interessant zu wissen, zu welchen Methoden des Denkens ein Physiker rät.
Dem deutschen Physiker Heinrich Hertz reichte die Beschäftigung mit knallharten mathematisch-empirischen Fakten nicht aus, um die Wirklichkeit zu erklären. Wie viele seiner Kollegen stieß auch Hertz dort an seine Grenzen, wo die Möglichkeiten des menschlichen Geistes aufhören. Der Grund für die Unwägbarkeit des Daseins sei die Begrenztheit der angeborenen menschlichen Registratur. Die Empirie, so Hertz, suche nach der Wirklichkeit, während der Denker – also derjenige, der sich etwas vorstellt – die Schwierigkeiten des menschlichen Verstands untersucht, die seinen Blick auf die Wirklichkeit in geradezu bemitleidenswertem Ausmaß minimieren.
Von Vorstellungen hielt der Realist Heinrich Hertz wenig bis gar nichts, weil die mit ihnen zusammenhängenden Bilder mit der Realität nur zu einem äußerst geringen Teil übereinstimmten. Vorstellung sei deshalb der Astrologie anverwandte Esoterik, bestenfalls Theorie. Während sich einige Theorien in der Praxis bewahrheitet haben, führe die Vorstellung zwangsläufig zum Irrtum.
Allen, die ihre Vorstellungen und Theorien dennoch umzusetzen gedachten, legte Hertz die Unterscheidung dreier Begriffe ans Herz, mit denen die Qualität von Bildern innerhalb einer Vorstellung beurteilt werden können: Ihre Zuverlässigkeit, ihre Richtigkeit und ihre Zweckmäßigkeit. Eine Vorstellung ist zulässig, wenn sie logisch widerspruchsfrei ist. Sie ist sogar richtig, wenn sie zulässig ist und ihre berechenbaren Folgen mit ihr übereinstimmen.
Da für den Unternehmer und folglich das Markenkonstrukt die Zweckmäßigkeit von Vorstellungen an erster Stelle steht und weil es zu jeder Vorstellung mindestens eine Alternative gibt, stellt sich die Frage, welche der Vorstellungen am ehesten zum Ziel führt. Hertz hilft uns auch hier weiter:
Bei gleicher Deutlichkeit wird von zwei Vorstellungen diejenige zweckmäßiger sein, die neben den wesentlichen Zügen die geringere Zahl überflüssiger oder leerer Beziehungen enthält, welche also die einfachere ist.
Vom Denken zum Tun
Es kann resümiert werden, dass jeder Mensch Bedürfnisse, Träume, Wünsche, Hoffnungen, Ideen und Vorstellungen hat.
Was genau kommt, können wir uns aber zu keinem Zeitpunkt vorstellen, geschweige denn etwas Vorgestelltes erwarten, weil die Zukunft schon ab dem kommenden Augenblick aus Unwägbarkeiten besteht. Das Beste zu hoffen, reicht ohnehin nicht aus, es zu erwarten noch weniger. Zwar stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt, man sollte es aber nicht so weit kommen lassen und stattdessen aktiv Vorkehrungen treffen, damit das Erhoffte auch eintritt. Wir sind schließlich nicht bei „Wünschdirwas“.
Es sei denn, es wurde ein zielführendes Konzept für die digitale Markenführung implementiert. In diesem Falle wären Erfolg und Glück sehr wahrscheinlich. Sie wären sogar erwartbar.
Warum? Weil es am besten ist, sich situationslogisch einfach auf den ureigenen, gesunden Menschenverstand zu verlassen. Und einfach das Logischste tun. In dieser Situation. In diesem Augenblick. Denn dies ist das Einfachste, und deshalb ist es auch richtig. Weil es zum Ziel führt.
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