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Kurzportrait von Tim Cole

  • Tim Cole ist der erste deutsche Blogger, denn er startete 1995 sein online Tagebuch.
  • Er ist Buchautor und sein erstes Buch war auch gleich ein Bestseller mit dem Titel „Erfolgsfaktor Internet“, es erschien 1999 im Eco Verlag.
  • Als Speaker rüttelt er Führungskräfte und Unternehmer auf, der Digitalisierung ins Auge zu schauen und hilf dabei die Zusammenhänge besser zu Verstehen.
  • In Kürze erscheint sein aktuelles Buch in der zweiten Auflage mit dem Titel Digitale Transformation - Warum die deutsche Wirtschaft gerade die digitale Zukunft verschläft und was jetzt getan werden muss.
  • Die Zeitschrift Focus Online nahm ihn in die Liste der 30 wichtigsten Internetmacher auf.
  • Heute lebt und arbeitet er in der nähe von Salzburg als Wirtschafts- und Internetpublizist, Moderator und Trainer.
  • Er ist einer unserer Mentoren bei come2coach ist und wird in Kürze Führungskräften und Unternehmern mit seinen Coachings in der ersten mobile Academy helfen.

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Bevor diese Podcast Episode hier startet, noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache, denn wir haben eine Mobile App entwickelt, die sich „come2coach“ nennt. Diese Mobile App ist die erste Mobile Academy zum Thema Coaching für Führungskräfte. Was erwartet euch dort: Wir haben die besten Mentoren eingeladen in dieser Mobile Academy ihr Wissen mit euch zu teilen. Ladet euch die Mobile App auf euer Handy. Ihr findet sie im Appstore unter „come2coach“ oder besucht uns im Internet unter www.come2coach.academy. Ich freue mich, wenn ihr dabei seid und schickt uns gerne ein Feedback auf Facebook unter come2coach und wir sehen uns dort. Und jetzt viel Spaß mit der Podcast Episode.

Norman: Herzlich Willkommen. Schön, dass ihr wieder reinhört. Hier ist Norman von MARKENREBELL.FM. Mit meinem heutigen Interviewgast spreche ich über die Bedeutung des Menschen als Marke im Zeitalter der Digitalisierung. Er ist der erste deutsche Blogger. Er startete 1995 sein Onlinetagebuch. Er ist Buchhautor und sein erstes Buch war auch gleich ein Bestseller mit dem Titel „Erfolgsfaktor Internet“, es erschien 1999 im Eco Verlag. Als Speaker rüttelt er Führungskräfte und Unternehmer auf, der Digitalisierung ins Auge zu schauen und hilft dabei die Zusammenhänge besser zu verstehen. In Kürze erscheint sein aktuelles Buch in der 2. Auflage mit dem Titel „Digitale Transformation: Warum die deutsche Wirtschaft gerade die digitale Zukunft verschläft und was jetzt getan werden muss.“ Die Zeitschrift Focus online nahm ihn in die Liste der 30 wichtigsten Internetmacher auf.

Heute lebt und arbeitet er in der Nähe von Salzburg als Wirtschafts- und Internetpublizist, Moderator und Trainer. Besonders freut mich, dass er einer unserer Mentoren bei come2coach ist und in Kürze Führungskräften und Unternehmern mit seinem Coaching in der ersten Mobile Academy helfen wird. Bei mir ist im Interview, Tim Cole. Tim vielen Dank für deine Zeit. Schön, dass du da bist. Bist du ready? Wollen wir loslegen?

Tim: Aber gerne.

Norman: Tim, damit dich unsere Zuhörer noch ein wenig besser kennenlernen, kannst du ein bisschen mehr über dich als Person, wer ist Tim Cole privat, erzählen und wie genau deine berufliche Laufbahn ist? Also die Lücken füllen, die ich offen gelassen habe.

Tim: Oje, das wäre sehr kompliziert. Es gibt eine Wikipedia Seite über mich, die ist ungefähr drei Seiten lang. Also das wichtigste vorab: Ich bin Amerikaner, wie der Name vielleicht vermuten lässt. Ich bin aber auch gleichzeitig Schwabe ehrenhalber, weil ich lange in Stuttgart gelebt habe und mit 40 Jahren wird der Schwabe bekanntlich gescheit und meine Freunde hatten Sorgen, ob das bei mir funktionieren könnte, deswegen haben sie mich mal zum Schwaben ehrenhalber erklärt. Ob es funktioniert hat, wissen wir natürlich nicht, aber wie auch immer.

Ich habe mal den Beruf des Journalisten von der Pike auf gelernt, als Volontär auf dem Land. Ich bin dann zu einer größeren Zeitung, zu den Stuttgarter Nachrichten und dann zur ganz großen Zeitung, zur Bild Zeitung gegangen. Ich bin dann ins Magazinfach abgedriftet. Ich habe eine Zeitlang bei der Motorpresse Stuttgart die Redaktionsgruppe Multimedia geleitet und habe mich dann 1980 zum ersten Mal selbstständig gemacht, bin aber dann wieder zurück und 1990 in die zweite Selbstständigkeit als Internetjournalist, weil mich das faszinierte. Seitdem mache ich alles Mögliche, ich publiziere über das Internet in klassischen Medien, ich publiziere im Internet, deswegen habe ich mir irgendwann Mal den Titel zurechtgelegt, Internetpublizist. Mal sehen, wie lange der sich durchhalten lässt.

Ich habe dann, wie du richtig gesagt hast, 1999 zum ersten Mal ein Buch geschrieben über das Internet, mit dem Titel „Erfolgsfaktor Internet“. Und da passierte etwas Seltsames: Da kamen die Leute, die das Buch hätten lesen sollen, also Manager und sagten: „Herr Cole, wir haben keine Zeit, das Buch zu lesen. Wir sind ja Manager. Könnten sie nicht zu uns kommen und mal in einer Stunde auf unserem nächsten Kundenevent oder Führungskreis oder was auch immer, uns mal erklären, was in dem Buch drinnen steht? Dann brauchen wir es ja nicht lesen.“ Das ist ein Geschäftsmodell geworden. Ich schreibe ein Buch und rede darüber und so ziehe ich Land auf, Land ab. Die Süddeutsche Zeitung hat mich mal netterweise in einer Buchbesprechung als den Wanderprediger des deutschen Internets bezeichnet, was ich sehr witzig fand. Zum einen, da es offensichtlich ein deutsches Internet gibt und zum anderen, weil ich Pfarrersohn bin. Alle meine Vorfahren waren evangelische Pastoren. Nur ich bin aus der Art geschlagen, aber nun bin doch zum Wanderprediger geadelt worden. Das fand ich sehr schmeichelhaft.

Norman: Und Tim Cole privat? Du bist Marathonläufer habe ich gelesen.

Tim: Hobbykoch und Marathonläufer, die beiden bedingen sich gegenseitig. Ich muss dann immer für meine Sünden büßen, indem ich mal wieder 20 - 30 Kilometer renne. Ich verliere das Rennen allerdings gerade. Ich bin jetzt etwas übergewichtig und ich muss glaube ich wieder einen Zahn zulegen. Ich bin nicht mehr so ganz jung, ich bin Baujahr 1950. Vor ein paar Jahren haben meine Frau und ich beschlossen, dass wir uns der Hektik der Großstadt entziehen. Wir haben in München sehr gern gelebt und haben uns dann in den Lungau zurückgezogen. Der Lungau ist der südlichste Gau des Landes Salzburg, grenzt an Kärnten an. Wir leben auf 1100 Meter, mitten in der Natur. Man kann auch sagen, am Arsch der Welt. Man muss aber auch sagen, dass es hier sehr schön ist und wir viele Freunde hier haben und sehr viel Anschluss. Anschluss kann man auch wörtlich nehmen. Ich habe ein 100MB/Sekunde Internetanschluss von der Salzburg AG, das ist schneller, als ich es in München hätte. Und ich habe den Flughafen Salzburg in der Nähe und das sind die beiden Dinge, die ich brauche um meinen Beruf nachzugehen. Ich muss viel im Internet bewegen und ich muss mich viel  physikalisch bewegen, nämlich hin zu meinem Publikum, die auf mich warten, dass ich einen Vortrag halte. Wie gesagt, ansonsten genieße ich im Grunde so eine Art Unruhestand, von Ruhestand kann man eigentlich nicht reden -  und die gute Luft im Lungau.

Norman: Ja, sehr schön. Gibt es in deinem Leben ein Erfolgszitat? Ich frage immer nach einem Glaubenssatz oder ein Erfolgsmantra. Gibt es so ein Zitat oder einen Satz, der dich dein Leben lang begleitet hat?

Tim: Na ja, es gibt einen, der auch unmittelbar mit unserem Thema Mensch als Marke im Zeitalter der Digitalisierung zusammenhängt. Ich denke da nämlich an Andy Warhol, der mal gesagt hat: „Jeder wird in seinem Leben für 15 Minuten berühmt sein.“ Warhol war ein sehr weiser Mann. Nur er war seiner Zeit weit voraus, denn damals, als er das in den 60er Jahren geschrieben hat, war das mehr so ein Wunschgedanke. Heute ist es so, dass tatsächlich jeder sozusagen - und nicht nur 15 Minuten lang - berühmt sein kann. Zumindest mal in seinem Kreis.

Wenn man also die sozialen Medien wie Facebook oder Twitter anschaut, da kann jeder von uns, wenn er einfach einen guten Spruch oder eine gute Idee, oder eine gute Information hat, plötzlich ein Millionenpublikum erreichen. Das kann jeder Depp. Das kann sogar der Herr Trump, der ja offensichtlich beschlossen hat, sein Amt in Zukunft per Twitter auszuführen. Jeder hat zu mindestens Mal die technische Möglichkeit für 15 Minuten berühmt zu sein. Ich denke, dass ist ein Prozess, an dem wir uns erst einmal noch gewöhnen müssen. Das kennen wir ja eigentlich nicht, als Spezies, als Menschen.

Wir sind ja eher in dörflichen Gemeinschaften aufgewachsen im Zuge unserer Geschichte und es stellt sich dann heraus, dass es im Dorf zum Beispiel keine Geheimnisse gibt. Ich weiß das, weil St. Michael ist ein Dorf, wo ich jetzt lebe und wenn ich irgendetwas über meinen Nachbarn wissen will, dann gehe ich zur Christa. Die Christa wohnt nebenan und kennt jeden und weiß von jedem ganz genau was er tut, wann er es tut und wie oft er es tut. Ich denke also, dass diese Transparenz eher die Urform des menschlichen Zusammenlebens ist und das was wir als Privatheit und Rückzug ins Private verstehen, eigentlich wie eine künstliche Daseinsform ist. Historisch gesehen wahrscheinlich ein Produkt des Biedermeiers, des Aufkommens des Bürgertums. Die erstmals in der Lage waren sich tatsächlich zurückzuziehen in irgendwelche Räume. Das konnten früher ja nur mächtige Könige, Kaiser, wie auch immer. Der normale Mensch war ständig den Blicken sund dem Getuschel seiner Nachbarn ausgeliefert.

Und in diesen Urzustand kommen wir jetzt wieder zurück. Es gibt im Internetzeitalter keine Geheimnisse und das macht uns wahlweise Sorgen. Die Leute beklagen, dass sie keine Privatheit mehr haben. Sie fürchten, dass sie ausspioniert werden von großen Markenunternehmen. Oder Leute wie ich sagen: das ist Klasse, dass die Anbieterseite mich ja sehr genau studieren kann und aufhören wird, hoffentlich, mich ständig mit Dingen zu belästigen, die ich ja gar nicht haben will, die mich ja gar nicht interessieren und stattdessen anfangen, mich wirklich nur mit Dingen zu erfreuen, die ich mich interessieren; die für mich in meinem Leben relevant sind. Ich denke, das nannte man früher Mal Kundenservice. Ich halte das für eine gute Sache, weiß aber, ich lebe ja nun lang genug in Deutschland, dass die Deutschen auf diesem Gebiet ein bisschen paranoid sind.

Natürlich muss man die Auswüchse dieser Transparenz versuchen zu bekämpfen und vielleicht auch zu regulieren. Das weiß ich nicht genau, ob die Politik wirklich dazu in der Lage ist. Jedenfalls das ungezügelte Ausspionieren finde ich auch schlecht. Aber auf der anderen Seite: Wenn ein Anbieter mir zum Beispiel ein Geschäft anbietet, wie Amazon das tut.und sagt mir ganz offen, dass sie mich ständig beobachten und sie erfreuen mich dafür mit Angeboten, die genau auf meine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten sind. Ich empfinde das als positiv. Ich empfinde es als so positiv, dass ich sogar das Angebot von Amazon mehrfach schon angenommen habe. Die haben gesagt: “Möchten Sie vielleicht einmal Bücher bewerten, die sie zwar haben, aber nicht bei uns gekauft haben.?” Ich habe ja schon lange vor Amazon Bücher gelesen und gekauft. Und das tue ich auch ab und zu mal. Ich nehme mir eine halbe Stunde Zeit und bewerte z.B. Krieg und Frieden oder David Copperfield, die seit 40 Jahren in meinem Bücherregal stehen, damit Amazon weiß, was mir gefällt und damit Amazon noch besser auf meine persönlichen Wünsche eingehen kann.

Das heißt, im Grunde werde ich dann ja für Amazon zu einer Marke. Ich bin bekannt. Die wissen ganz genau, was sie von mir zu halten haben. Sie wissen auch z.B. ob ich pünktlich bezahle. Ob ich ein ordentlicher Mensch bin. Sie haben wahrscheinlich auch mein Ebay-Rating angeschaut, um festzustellen, dass ich 100 % zufriedene Geschäftspartner gehabt habe. Das sind alles im Grunde Markenkommunikationen des Einzelnen gegenüber, in diesem Fall, einen Anbieter. Im Grunde eine verkehrte Welt. Ströme der Markenkommunikation laufen in eine andere Richtung. Das sind Dinge, die noch sehr neu sind und teilweise noch nicht wirklich bekannt genug, dass wir darüber erschöpfende Auskünfte geben könnten. Aber ich denke, der Trend ist klar: Der Mensch als Marke wird sich immer mehr in den Mittelpunkt stellen und wird damit auch mächtiger. Mächtiger den Anbietern gegenüber, weil der Anbieter sozusagen gezwungen ist, sich auf diesen Einzelkunden einzustellen. Weil der Kunde ja die Macht besitzt, sozusagen die Höchststrafe für einen Anbieter auszusprechen, nämlich Entzug der Kundenbeziehung. Ich bin dann einfach nicht mehr dein Kunde, wenn du beispielsweise meine Daten irgendwie weitergibst an jemanden, der mich anfängt zu nerven oder wenn du nicht aufpasst und Hacker knacken deine Datenbank und klauen meine Kreditkartennummer. Dann halte ich dich als Anbieter, dafür verantwortlich und strafe dich ab, indem ich nicht mehr dein Kunde bin.

Norman: Wie wichtig ist es aus deiner Sicht, dass sich Unternehmen genau damit beschäftigen? Weil das was du sagst ist ja im Grunde ein Mechanismus, den es heute gibt. Das ist ja kein Hexenwerk. Das benutzen auch schon viele Unternehmen. Vielleicht zu wenig deutsche Unternehmen als Teil ihrer Markenkommunikation. Oder vielleicht auch die Anschlussfrage daran: Warum ist bei deutschen Unternehmen - vielleicht auch aus deinen Erfahrungen, aus deinen Vorträgen und Gesprächen danach - so ein ablehnendes Verhalten zu spüren?

Tim: Oje, jetzt tauchen wir dann mal tief ein in die Psyche deutscher Unternehmer und Manager. Vergiss bitte nicht: Ich bin Amerikaner und wir Angelsachsen haben ja ein anderes Verhältnis zu Technologie, zu Innovation aber auch zu Transparenz und Privatheit. Wir gehen damit etwas spielerischer, etwas lockerer um. Die Deutschen da sind in meinen Augen sehr verkrampft. Sicherlich hat das historische Gründe. Ich denke aber, es lässt sich wunderbar in einem einzigen Wort darstellen. Ein englisches Wort, nämlich „Angst“. Wir Amerikaner wissen ganz genau, was wir meinen, wenn wir „Angst“ sagen. Das ist natürlich das deutsche Wort „Angst“ entlehnt. Und wenn wir es verwenden, verwenden wir es um etwas zu beschreiben, so eine Art dumpfe, fast gotische Angst vor der Zukunft, vor Veränderungen, vor dem Neuen. Man darf nicht vergessen, das Neue ist ja von seinem Wesen her fremd und das Fremde ist von seinem Wesen her zumindest mal ungemütlich oder sogar bedrohlich. Und ich denke, dass deutsche Manager insbesondere dazu neigen sich dieser „Angst“ hinzugeben und sozusagen notwendige Entscheidungen hinaus zu zögern, weil man eben Angst hat, eine falsche Entscheidung zu treffen. Dann ist es doch vielleicht besser gar keine Entscheidung zu treffen oder so weiter zu machen wie bisher. Diese Tendenz ist bedauerlicherweise in diesem Land sehr ausgeprägt. Ich habe das ja in meinem neuen Buch „Digitale Transformation“ versucht zu beschreiben und auch festzumachen an verschiedenen Parametern.

Was ich für skandalös halte, ist die Umfrage des Bitkom, des IT Branchenverbandes vor einem Jahr zum Thema Homeoffice. Wo Chefs gefragt wurden, ob sie ihren Mitarbeitern auch gestatten, mal von zu Hause oder vom Starbucks Café aus zu arbeiten - 75 % haben mit Nein geantwortet. Der Mitarbeiter hat also schön ins Büro zu kommen, wo ich ihn sehe. Denn wenn ich ihn nicht sehe, dann schafft er ja nichts, der faule Hund.

Das ist natürlich ein Führungsstil… das ist die digitale Steinzeit. Management by Kontrolle. Das hat nichts mit vernetztem Denken, das hat nichts mit Autonomie, das hat nichts mit Selbstbestimmung zu tun. Ich denke da müssen Chefs wirklich umlernen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, das ich in diesem Buch aufzähle für verpasste Gelegenheiten. Das heißt jetzt nicht, dass alle deutschen Manager nun vor Angststarre in ihrem Sessel kleben. Es gibt selbstverständlich sehr interessante Beispiele von kleinen aber auch größeren Unternehmen, die mal so die ersten Schritte machen. Aber sie tun es meines Erachtens zu vorsichtig, zu langsam. Sie neigen dann eher dazu, noch einen Führungskreis einzuberufen oder so ein Seminar, wo sie so Typen wie mich als Referenten holen, um ihnen Mut zu machen, dass sie weitermachen sollen. Und dann gehen sie nach Hause und sagen: Oh ja, jetzt sollten wir eigentlich wirklich… Am Montag gehen sie dann wieder in die Firma und machen genau da weiter, wo sie aufgehört haben.

Es wird einfach viel zu viel geredet und viel zu wenig gehandelt. Es erinnert mich an den alten Professor Bullinger, der Chef der Frauenhofer-Organisation. Der war ja ein richtiger Schwabe. Er hat früher das Institut für Arbeitsorganisation in Stuttgart geleitet und der hat dann immer erzählt, dass sie am Frauenhofer-Institut eine absolut garantierte Erfolgsmethode gefunden haben zur Unternehmensführung - die sogenannte SMS-Methode. SMS steht für „Schaffe, nicht Schwätze“.

Norman: Ich finde es ganz interessant, wenn man es auch mal Ganzheitlich betrachtet. Die Angela Merkel hat ja letztens in der Süddeutschen Zeitung was geschrieben, von wegen Deutschland droht digitales Entwicklungsland zu werden. Ganz ehrlich, nach meiner Meinung sind wir das schon. Vor allem im Hinblick auf unser Bildungssystem und vielleicht auch fehlendes politisches Engagement. Ich finde, da wird in den Schulen einfach auch zu wenig gemacht. Wenn ich mir England anschaue, die in der 7. Klasse einen Computer, mit dem die Schüler arbeiten können, austeilen, um per Programmierbefehl irgendeinen Mechanismus auszulösen und dergleichen. Und in Deutschland wird diskutiert, ob iPads Sinn machen oder das Augenlicht zerstören oder keine Ahnung. Also ich glaube, wenn man sich das mal in diesem vernetzten Kontext anschaut, dann ist es ja nicht nur ein Unternehmensproblem, sondern dann fängt das ja auch schon viel früher an.

Tim: Ich hatte auch den Eindruck, die Frau Merkel muss irgendwie mein Buch in die Hand gekriegt haben. Weil sie genau das nachbetet, was ich da ja vor einigen Jahren geschrieben habe. In der Tat ist Deutschland ein digitales Entwicklungsland was sehr viele dieser Dinge angeht. Mal ein willkürliches Beispiel herausgegriffen: Du kannst heute immer noch die Einzelhandelskaufmann-Ausbildung abschließen, ohne auch nur eine einzige Stunde im viel berühmten deutschen dualen Bildungssystem zum Thema E-Commerce gehört zu haben. Also die Lehrpläne unserer Berufsausbildung sind teilweise wirklich steinzeitlich und müssen dringend überarbeitet werden. Aber von wem? Die Lehrer selbst sind ja überfordert, weil sie in der Regel ja auch ein Produkt der vordigitalen Ära sind. Es ist eigentlich eher so, dass die Schüler den Lehrern was beibringen können, in diesem Fall.

Norman: Ja.

Tim: Ich weiß ja jetzt ehrlich gesagt nicht genau, wie es in Deutschland so aussieht. Wie gesagt, ich lebe ja im Land hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen, im Lungau.

Norman lacht.

In der Volksschule gibt es einen Computerraum und die Kinder sind ab der ersten Klasse im Computerraum. Die haben Computerunterricht. Die machen Computerspiele. Mein Nachbarssohn, der ist in der vierten Klasse, der ist zu einer Schach-AG  gewechselt und spielt jetzt online Schach. Das ist keineswegs so, dass die Kids jetzt von uns dringend Unterricht im Digitalismus brauchen. Im Gegenteil, was sie vielleicht brauchen ist eher so ein bisschen Lebensklugheit. Diese können die Alten vielleicht noch irgendwie versuchen zu vermitteln, aber ob die Kids auch zuhören? Wir haben unseren Eltern ja auch nicht zugehört.

Norman: Ich glaube auch persönlich, dass das Bildungssystem so nicht reformierbar ist. Das ist ja über 100 Jahre alt. Der Richard David Precht ist ja auch ein sehr leidenschaftlicher Redner zu diesem Thema und ich glaube, es muss einfach neue ergänzende Lösungen geben, wie man der Jugend jetzt das Programmieren beibringt oder auch die Auswahl an Mentoren ermöglicht. Wenn ich mir anschauen, wer die Lehrer an den Schulen sind. Sind das wirklich begeisterte Leute, die das Thema Internetzeitalter unterrichten können oder Digitalisierung? Also wie „up to date“ ist man denn heute als Lehrer in der Schule? Ich glaube, wir brauchen auch wirklich neue Modelle um dahin zu kommen. Ich versuche jetzt so ein bisschen eine Brücke zu schlagen, zum Thema Mensch als Marke: Vor allem auch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung zum einen, aber auch das Bewusstsein schon zu schaffen, der totalen Vernetzung. Dass ich wirklich die Möglichkeit habe, mir online eine Reputation aufzubauen und wenn man vielleicht auch mal auf die Arbeitswelt von morgen blickt, dass ich dann eher nicht der Angestellte eines Unternehmens bin, sondern eher auf Projekten arbeite, die ich mir selber aussuche, für die ich angesprochen werde. Dann ändert sich ja meine digitale Wahrnehmung, also wie ich wahrgenommen werde als Persönlichkeit, enorm.

Tim: Das ist richtig, ja. Ich bezweifle wie gesagt, dass die heutige Lehrergeneration in der Lage ist den Kids das beizubringen, aber ich denke, das ist auch nicht schlimm, weil die Kids sind erstaunlich gut darin, sich das selber beizubringen; sich selber sozusagen in diese Welt hinter dem Bildschirm zurechtzufinden. Mir ist eigentlich nicht Angst und Bange davor. Manchmal würde ich mir wünschen, dass meine Tochter vielleicht so ein bisschen weniger intime Fotos postet. Also jetzt nicht irgendetwas Sexuelles, das nicht. Aber von ihrer Tochter, sie ist selber Mutter geworden und so. Also ich weiß noch, vor ein paar Jahren hat sie einmal mit ihrem Freund Schluss gemacht und das  hat sie bei Facebook gemacht. Alle Freunde haben das auch mitbekommen und haben sich dann in zwei Lager gespalten. Die einen haben gesagt “versuch es nochmal mit ihm” und die anderen haben gesagt “schick ihn in die Wüste” - die Wüste hat dann gewonnen. Man sollte ein bisschen vorsichtig mahnend die Stimme heben und sagen: „Also Kids, habt ihr schon mal überlegt, was es vielleicht einmal später bedeutet?“ Aber Andererseits, wie gesagt, diese Transparenz für Sprachen, ist eh nicht aufzuhalten. Also wird sowieso alles irgendwann mal rauskommen. Wir müssen nur lernen vielleicht etwas besser damit umzugehen.

Es gibt in der italienischen Volkstheatertradition, der sogenannten Commedia dell’Arte eine Figur, nämlich den Pulcinella. Und es gibt gewisse Stücke, Lazzi heißen die auf Italienisch, die immer wieder gespielt werden und die jeder kennt. In einem davon erzählt jemand dem Pulcinella ein Geheimnis. Pulcinella ist nicht in der Lage ein Geheimnis für sich zu behalten, also geht er Reihum zu allen Akteuren und erzählt denen das Geheimnis. Er sagt aber dazu: „Psst, Achtung, Geheimnis! Nicht weitererzählen.“ Das Ergebnis: Nach 10 Minuten kennt jeder im Stück und jeder im Publikum das Geheimnis, aber das Stück geht weiter und alle tun so, als wäre es ein Geheimnis. Das ist das, was man im italienischen ein „Segredo di Pulcinella“ nennt. Also Pulcinella ist Geheimnis; ein Geheimnis das keines ist, wo aber alle so tun, als ob es eines wäre. Ich habe dafür mal den Begriff geprägt der digitalen Diskretion und gesagt: „Eigentlich brauchen wir gesellschaftliche Spielregeln, die wir uns aber selber geben müssen und die unsere Kinder sozusagen für sich selber neu erfinden müssen, für den Umgang mit potentiell schädlichen und unangenehmen Wahrheiten”. Jemand der als Troll ständig andere outet, den sollten wir eigentlich dann auch bestrafen können. Und welche bessere Methode der Strafe im Zeitalter der totalen Kommunikation könnte es geben, als eben nicht mehr mit ihm zu kommunizieren. An sowas denke ich, aber das können wir nicht beibringen, das können wir nicht von oben verordnen, das müssen die User, insbesondere die jungen User, selber herausfinden, wie sie mit diesen Themen umgehen wollen. Das ist keine politische Aufgabe, das kann die Frau Merkel nicht verordnen. Das muss wirklich aus dieser Generation heraus selbst entstehen und ich denke, ich bin Optimist, dass die Kids das ganz gut machen werden.

Norman: Was du gerade gesagt hast, finde ich auch sehr interessant und sehr wichtig. Dass man sich ja bewusstmachen muss, dass man sich ja so oder so, positiv wie negativ, eine digitale Identität schafft. Wir wissen, das Internet vergisst nichts. Das heißt, der Personalchef von Morgen wird sicher tiefer über mich Bescheid wissen, als dass mein Lebenslauf ihn gerne glaubhaft machen möchte.

Tim: Aber auf der anderen Seite, weiß ich über die Firma alles - das ist das Schöne.

Norman: Natürlich.

Tim: Wir spielen auf einem Level Playing Field. Der Personalchef muss aufpassen, dass ich überhaupt ihn als potentiellen Arbeitgeber in Frage nehme. Denn ich habe ja die totale Information über diesen Arbeitgeber - wie es den anderen Mitarbeitern dort gefällt; ob die gerne dort arbeiten oder ob sie stöhnen und ob es da vielleicht einen Chef gibt, der unbeliebt ist. Das ist ja alles dann bekannt und da kann ich ja als Jobsuchender wunderbar mir aussuchen, wohin ich gehen will. Also das ist keineswegs eine Einbahnstraße, sondern das ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, diese Transparenz.

Norman: Sehr schön! Schön auch nochmal dargestellt, absolut. Wie kann ich mich aus deiner Sicht denn als Marke online oder digital positionieren? Was findest du, sind so die drei wichtigsten Dinge, die es da zu beachten gilt.

Tim: Na ja. Es ist natürlich nicht jeder so eine Rampensau wie ich, der sich auch per Facebook, Twitter und YouTube selbst darstellt. Das ist auch Teil meines Geschäftsmodells. Es gibt ja auch den anderen Typen, den meiner Frau zum Beispiel, die zwar auf Facebook ist, aber höchst widerwillig und zwar nur deshalb, weil meine Tochter uns irgendwann eröffnet hat, dass sie in Zukunft keine E-Mails mehr schreiben will und wenn wir mit ihr kommunizieren wollen, dann muss das halt über Facebook oder über Skype passieren. Meine Frau geht sehr, sehr vorsichtig damit um. Sie lässt sich nur schwer aus der Deckung herauslocken, aber sie nimmt aktiv an diesem Onlineleben teil. Sie hat sicher viel, viel weniger Freunde als ich, was man halt so im Facebook-Zeitalter eben als Freund bezeichnet. Bei ihr sind es eigentlich wirklich echte Freunde, mit denen sie aber tatsächlich intensiven Kontakt pflegt. Es war sehr schön, als ich ihr ihre Facebook-Seite eingerichtet habe - das kann man ja mit drei Mausklicks machen - da saßen wir nebeneinander am Computer und nach ungefähr drei Minuten poppt plötzlich eine Nachricht auf: „Gabi, bist du es? Hier auf Facebook?!“. Und Gabi meinte: „Wow, das ist ja die Roswitha! Mit der habe ich ja schon seit fünf Jahren keinen Kontakt mehr gehabt.“ Und so geht das dann weiter.

Also ich denke, jeder muss natürlich für sich entscheiden, wie sehr er auch kommunikativ in die Offensive geht, aber im Grunde ist jeder von uns zumindest  mal  in die Lage versetzt, nach außen hin so viel von sich zu kommunizieren, wie er oder sie will. Noch interessanter ist natürlich, dass man ja nicht unbedingt immer die Wahrheit kommunizieren muss. Also ich kann mich ja auch dann mal in einem Chatforum oder sonst irgendwo mal als Frau ausgeben oder vielleicht als Sechstklässler, oder wie auch immer. Also ich finde diese Freiheit, die man auf diese Art und Weise bekommt, sozusagen die Wahrnehmung des eigenen Ich zu formen und zu beeinflussen, hochinteressant. Also ich kann im Grunde online der sein, der ich gerne sein möchte. Das geht weit über das Verkleiden zu Silvester oder zum Karneval oder zu Halloween hinaus. Es ist wirklich die Möglichkeit, an sich und an seiner Wahrnehmung von außen zu bauen. Deswegen gehen ja auch die Kids hin und pimpen ihre Facebook-Seite oder ihre Snapchat-Seite mit einem großen Aufwand. Einfach weil es ihnen Spaß macht, ein Image von sich hinaus zu projizieren, dass sie kontrolliert und bestimmt haben und nicht das, was  ihnen sozusagen aufgezwungen worden ist. Das ist ein Akt der Befreiung; eine neue Möglichkeit des Ausdrucks und ich finde das toll. Ich finde, wir sollten viel mehr Gebrauch davon machen.

Norman: Ich habe Einfluss eigentlich auf den ersten Eindruck. Den habe ich ja nicht unbedingt, wenn ich jemanden persönlich treffe. Dann sieht der mich und macht sich ein Bild, wie ich meine Haare trage oder was ich an Klamotten anhabe. Im Internet habe ich da einen Einfluss darauf. Ich sehe natürlich auch die Gefahr, dass man so die Authentizität verliert. Dass man sich als was darstellt und dann im öffentlichen Leben oder dann, wenn man sich wirklich Angesicht zu Angesicht trifft, dass nicht darstellt. Sondern dass dann eine Enttäuschung stattfindet, weil dann einfach die Kluft zu groß ist zwischen digital und offline.

Tim: Aber was ist daran neu? Also ich denke, dass ist so alt wie die Menschheit. Man versucht einen möglichst guten Eindruck von sich zu projizieren und wenn man dem nicht standhält und diesem Bild nicht gerecht wird, dann ist die Enttäuschung da. Okay - so what? Also ich denke, das wird sich einrenken mit der Zeit. Irgendwie finde ich den Typen zwar cool, kann aber leider nicht mit ihm arbeiten, weil er unverlässlich ist und zu spät liefert. Dann sollten wir uns trennen. Das ist auch nichts Neues.

Norman: Ich denke auch, dass muss deckungsgleich sein. Etwas ganz Interessantes: Ich habe letztens einen Beitrag gelesen, da wurde zuerst mal so eine Behauptung in den Raum gestellt, dass wir im Laufe der nächsten 15 Jahre 11 – 16 Millionen Arbeitslose in Deutschland haben werden, weil verschiedene Jobs wegfallen. Es wird keine Taxifahrer mehr geben. Amazon hat ein neues Shopsystem, auch kürzlich erst in einem Video vorgestellt, wo es keinen Kassierer mehr gibt. Wo Roboter die Regale mit Waren einräumen und man in den Laden geht, sich ein Produkt schnappt aus dem Laden rausgeht und der ganze Zahlvorgang ist automatisiert über das Handy gelaufen. Wie wichtig ist es heute und ich sage jetzt mal egal welchen Alters, für die Leute sich mit dem Thema online oder digitalen Zeitalter auseinander zu setzen und sich jetzt schon im Hinblick auf diese Arbeitsplatzsituation, die uns ereilen wird meines Erachtens, sich damit auseinanderzusetzen oder sich auch gut auszukennen, wie ich mich dort positioniere oder mir vielleicht sogar ein zweites Standbein aufzubauen?

Tim: Diese Fragestellung hat für mich zwei Aspekte, die beide sehr wichtig sind: Das eine ist, wie gehe ich selber damit um? Und zweitens: Wie geht die Gesellschaft mit der Situation um? Gehen wir vielleicht mal zur persönlichen Frage: Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der Qualifikation immer wichtiger wird. Wir brauchen junge Talente, wir brauchen ausgebildete Fachkräfte. Keine Branche, die ich kenne, klagt nicht über Talentmangel. Alle haben das gleiche Problem. Auf der anderen Seite haben wir ein riesen Heer von Arbeitslosen. Ich denke, unser Problem ist, wir haben die falschen Arbeitskräfte. Wir haben sie teilweise auch selber uns herangezüchtet, teilweise haben wir es zu leicht gemacht, als Dropout zu landen und im Grunde in einem nicht qualifizierten Beruf zu landen. Aber das Problem ist auch der Qualifikationsdruck, der auf die sogenannten niedrig oder nichtqualifizierten Berufe wächst. Ich habe neulich einen Vortrag vom Chef der österreichischen Arbeitsmarktservice gehört, dem sogenannten AMS, der gesagt hat: Es genügt heute nicht, wenn du einen Lagerarbeiter vermittelst, dass er zwei starke Arme hat - er muss auch mit der Lagersoftware umgehen können. Und das verdeutlicht für mich ganz klar das Problem vor dem wir stehen, dass wir im Grunde Leute brauchen, die qualifiziert sind und die auch bereit sind sich immer wieder neu zu qualifizieren, weil die Berufsbilder und die Geschäftsmodelle ändern sich ja in der Zeit der digitalen Disruption teilweise über Nacht. Leute die bis jetzt in einem Job sehr gut aufgehoben waren, sind morgen unter Umständen schon nicht mehr beschäftigbar, wenn sie nicht in der Lage sind, sich neue Skills anzueignen und das möglichst schnell. Ich denke Supermarktverkäuferinnen und Frisösen haben wir eigentlich genug. Was wir dringend brauchen sind all jene ehrgeizige, anpassungsfähige Menschen, die bereit sind, sich notfalls auch immer wieder neu zu erfinden, also ein großes Maß an Mobilität und Flexibilität mitbringen. Das ist der persönliche Aspekt. Der soziale Aspekt ist eigentlich ein viel ernsthafterer und bedrohlicherer. Es ist natürlich schon so, dass wir durch die Automation, durch die Digitalisierung und die Vernetzung, viele Tätigkeiten, die bisher von Menschen erledigt werden mussten, von Maschinen erledigen lassen können. Und das dadurch tendenziell die Zahl der verfügbaren Jobs in einem Wirtschaftsstandort wie Deutschland sinken wird.

Die Frage ist: Was machen wir dann mit den Leuten, die durch die Ritze fallen; mit den Leuten, die unvermeidbare Opfer der Digitalisierung sein werden? Denn machen wir uns nichts vor: Es gibt bei jeder Innovation Gewinner und Verlierer. Es werden natürlich auch viele neue Jobs geschaffen werden durch die digitale Transformation, aber da bin ich auch dann eher etwas pessimistisch. Ich denke, dass sich das nicht die Waage halten wird, sondern das all along die Zahl der verfügbaren Jobs einfach zurückgehen wird. Das heißt, wir müssen unter Umständen als Gesellschaft eine Möglichkeit finden mit der Tatsache klar zu kommen, dass es kein automatisches Recht auf Arbeit gibt. Dass aber die Menschen, die entweder freiwillig oder gezwungen sozusagen dem Erwerbsleben fernbleiben müssen, dass für diese Menschen alternative Modelle geschaffen werden müssen, sodass sie trotzdem ein erfülltes und menschenwürdiges Leben führen können.

Ich denke nicht, dass es genügt, sie als Harz 4 Empfänger abzuschieben und hoffen, dass sie nach Möglichkeit den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen. Dann sind wir schnell bei Albtraumszenarien wie diesen. Ich denke, es müssen Alternativen geschaffen werden. Warum ist denn die Lohnarbeit das einzige Modell in unserer Gesellschaft? Das hat historische Gründe natürlich. Aber es gibt ja auch andere. Es gibt Formen der nicht monetären Vergütung. Ich denke so an Beispiele aus der Share-Economy oder aus den Open Source Bewegungen zum Beispiel - Wikipedia, wo Menschen viel Zeit ihres Lebens darin investieren, für andere Menschen Informationen zusammenzutragen und aufzubereiten ohne Aussicht auf irgendwelche monetäre Entlohnung. Warum tun sie das? Weil sie vom Beifall ihrer Freunde zum Beispiel oder ihrer Umwelt Befriedigung ziehen. Warum können wir nicht Situationen schaffen, wo Menschen, die nicht über die richtigen Skills verfügen, um Arbeiten zu können, dass diese trotzdem noch produktive Teile der Gesellschaft sein können, ohne dass sie deswegen Notleiden. Das ist ein politisches und gesellschaftliches Umdenken, das weit über irgendwelche Digitalisierungsdiskussionen hinausgeht.

Norman: Ja, ich glaube auch, dass so wie es den Rat der Weisen gibt - vielleicht gibt es den ja und ich weiß es nicht - , müsste es vielleicht einen Rat der Digitalexperten geben, der gemeinsam mit einer Bundesregierung wirklich beleuchtet, welche Modelle gibt es, welche Möglichkeiten gibt es Lösungen zu finden für das Szenario, was eh nicht aufhaltbar ist. Ich war letztens wieder im Gespräch mit jemanden, der gesagt hat, ich bin mit der Digitalisierung überhaupt nicht einverstanden, wo einfach noch nicht angekommen ist, dass es völlig egal ist, was man selber davon hält und wie man sich dem verschließt, weil das Umfeld sich dieser Veränderung hingeben wird. Das wird einfach stattfinden, mit einem oder eben ohne einem.

Was ich auch noch ein interessantes Bild finde - auch hier wieder zwei Personengruppen: Der eine ist Manager, arbeitet 70 – 80 Stunden, meinetwegen in der Unternehmensberatung auf hohem Niveau und berät so in der klassischen Art und Weise. Der Andere ist Fließbandarbeiter und ein absoluter Crack bei YouTube. Er weiß wie Google funktioniert, er kennt die Mechanismen, er weiß wie er Reichweite aufbauen kann. Und ich glaube auch, dass es da so einen Shift geben wird in der Zukunft. So wird vielleicht der Fließbandarbeiter sich selbst wirklich als Onlineexperte eine ganz andere Perspektive schaffen können, als der Manager der Unternehmensberatung, der gar keine Zeit hat sich auch mit anderen Themen beschäftigen oder mit der Digitalisierung per se zu beschäftigen und dessen Job vielleicht wegbricht, weil diese Form der Beratung morgen gar nicht mehr gebraucht wird.

Tim: Ja gut. Das ist diese geistige Flexibilität, von der wir jetzt schon mehrfach gesprochen haben. Die wird glaube ich in Zukunft wichtiger sein als gelerntes Wissen.

Norman: Glaube ich auch. Tim, was ist deine wichtigste Botschaft, die du in die Welt hinaus tragen möchtest.

Tim: Ich glaube, wir sollten uns als Marke fühlen und stolz auf uns sein. Ich denke, das ist so eine ganz wichtige Geschichte. Ich kann ja auch nur Selbstbewusstsein projizieren, wenn ich es besitze. Wir sollten also Freude an dem haben, was wir tun und diese Freude auch kommunizieren können. Wir haben Macht als Konsumenten, als Verbraucher, als Empfänger von digitalen Inhalten und Informationen. Wir sollten uns dieser Macht bewusst sein und auch darauf stolz sein und wir sollten vor allen Dingen diese Angst ablegen vor der Zukunft. Die Zukunft wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Es ist unser Job sie so zu gestalten, wie wir sie haben wollen. Das wird keiner für uns machen können. Wir leben im Zeitalter der Selbstbestimmung. Das Internet, die Digitalisierung und die Vernetzung geben uns dazu die Möglichkeiten - wir sollten sie nutzen.

Norman: Sehr schön. Wenn du sagst, wir sollten uns gegen die Angst entscheiden, dann ist entscheiden genau mein Stichwort: Wie triffst du Entscheidungen und was hilft dir dabei?

Tim: Ich gebe zu, ich bin eher ein  Bauchmensch. Ich treffe sehr, sehr viele Entscheidungen einfach so aus der Situation heraus, spontan. Ich bin nicht jemand, der lange darüber nachdenkt. Ich habe gelernt mich auf meine Intuition zu verlassen. Die Entscheidung zum Beispiel Internetjournalist zu werden, habe ich eigentlich in einem Gespräch beim Abendessen mit meiner Frau getroffen. Daraus folgten alle möglichen Dinge. Wir mussten umziehen nach München, das ganze Wirtschaftsmodell umstellen. Das haben wir einfach so mal geschwind, wie gesagt, bei einem Glas Rotwein entschieden. Ich wäre aber auch glaube ich und das ist wichtig, in der Lage gewesen, diese Entscheidung notfalls zu korrigieren bzw. relativ schnell zu reagieren, wenn ich merke, das geht in die falsche Richtung. Aber ich denke, dass muss jeder wissen, wie er seine Entscheidungen trifft. Aber nicht zu lange nachdenken. Das ist glaube ich der Rat, den ich insbesondere deutschen Managern geben würde. Traut euch doch einfach mal es auszuprobieren. Versucht auch nicht, wenn ihr ein Digitalisierungsprojekt habt, die eierlegende Wollmilchsau zu schaffen. Man kann nicht alles auf einmal machen. Wenn man es versucht und fällt dann auf die Schnauze, dann ist unter Umständen alles hin. Während, wenn wir mal ein Projekt aufdröselt in einzelne Module, jedes Modul startet und man sagt: „Nach 90 Tagen wollen wir uns mal hinsetzen und schauen, ob es jetzt sehr vielversprechend ist oder nicht. Und wenn es nicht vielversprechend ist, beenden wir es.“ Dann hast du nicht das ganze Schiff riskiert, sondern vielleicht ein kleines Beiboot. Ich denke, dieser auch etwas unverkrampfte Umgang mit der Zukunft und Chancen und Risiken, das würde uns hier in diesem Land ganz besonders gut zu Gesicht stehen.

Norman: Vielleicht um das auch noch zu ergänzen: Du hast eben von der Angst gesprochen. Ich glaube, wir müssen einfach diese Angst, Fehler zu machen, ablegen und uns erlauben, bewusst Fehler machen zu dürfen, um einfach zu lernen. Ich glaube, wir müssen einfach viel mehr lernen. Das Lean-Startup-Prinzip basiert ja auf ich gehe mit einem Prototypen live und schaue, was die Community dazu sagt und wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann korrigiere ich den Fehler, aber ich mache das im Livebetrieb um einfach schneller zu sein, um schneller zu lernen.

Tim: Deswegen bin ich in letzter Zeit auch so gerne in Berlin. Berlin hat ja eine blühende Startup-Szene und die machen ja jeden Tag irgendwelche Veranstaltungen. Oft bin ich auch dabei und ich finde es toll. Die jungen Berliner bezeichnen Berlin als die Hauptstadt des Scheiterns und das sagen sie aber mit stolz geschwellter Brust, weil sie wissen, in Berlin werden viel mehr Firmen gegründet als in irgendeiner anderen deutschen Großstadt. Natürlich gehen dann aber auch viele davon pleite. Aber das ist keine Schande! In Berlin, wenn du eine Firma in den Sand setzt, ist es ein bisschen so wie in Amerika, in Silikon Valley. Dann stehst du auf und wischt dir den Staub ab und gründest die nächste Firma und die wird dann der nächste Google. Davon ist jeder überzeugt. Das ist eine sehr positive Grundstimmung und davon hätten wir glaube ich in Deutschland gerne mehr.

Norman: Ja, das stimmt. Es ist auch ein völlig anderes Mindset, was die Amerikaner haben. Fährst du dort einen Porsche, klopfen dir die Leute auf die Schulter und sagen “Das hast du großartig gemacht!”  In Deutschland erntest du Neid mit diesem Auto.

Gibt es derzeit ein Projekt, für das du gerade brennst oder was du gerne leidenschaftlich vorantreibst oder treiben möchtest?

Tim: Nun ja, ich betreibe seit nunmehr 21 Jahren mit großer Leidenschaft meinen Blog. Den Cole Blog – www.cole.de. Es macht mir nach wie vor wahnsinnige Freude. Ich weiß natürlich auch, dass ich nur einem sehr begrenzten Publikum damit gegenüberstehe. Aber immerhin haben wir es jetzt soweit geschafft, dass ich so im Jahr 40.000 – 50.000 Unique Visitors habe.

Norman: Nicht schlecht.

Tim: Das ist wie bei einer Kleinstadtzeitung oder so. Aber das ist MEINE Zeitung und ich kann da bestimmen, was ich machen will und was ich sagen will. Ich bekomme viel Feedback und das ist für mich eine riesen Bereicherung. Ähnlich ist es mit Facebook, das ich auch mit großer Leidenschaft betreibe und wo ich auch ständig im Dialog bin mit teilweise hochinteressanten, hochintelligenten Menschen. Das ist nicht bloß alles Käse und Tratsch im Alltag. Natürlich, 99 % davon schon, aber für dieses eine Prozent der intelligenten Auseinandersetzung mit sehr intelligenten Menschen - dafür lohnt es sich. Und das sind Dinge, für die ich brenne. Das muss ich schon sagen. Ich bin ein leidenschaftlicher Kommunikator und ich habe noch nie so viele Möglichkeiten gehabt zu kommunizieren, wie gerade heute. Ich wollte auch zu keinem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte leben als gerade jetzt, wo so viel los ist und wo ich einfach dieses ungeheure Klavier der Kommunikationsmöglichkeiten vor mir habe und darauf spielen kann, was ich will.

Norman: Schön gesagt. Tim, ich habe noch so eine kleine Quick Q&A-Session, in der ich dir schnell hintereinander ein paar Fragen stelle und du einfach aus dem Bauch heraus die passende Antwort lieferst. Hast du Lust?

Tim: Probieren wir es.

Norman: Ok. Frage 1: Was hat dich anfangs davon abgehalten dich als Marke zu positionieren?

Tim: Die fehlenden technischen Möglichkeiten.

Norman: Wenn die Leute an dich denken, was ist das eine Wort wofür du selbst als Marke bekannt sein willst oder schon bist?

Tim: Rampensau. Zumindest mein Freund Michael hat das mal gesagt. Nein, ich denke, was die Leute immer wieder verblüfft bei mir ist, dass ich, obwohl ich so alt bin, scheinbar doch begriffen habe, was gerade läuft und im Grunde mit den Jungen Schritt halten kann. Darauf bin ich auch ein bisschen Stolz.

Norman: Ja, ich verfolge deinen Blog und folge dir auf Facebook und du bist für mich persönlich der Botschafter zum Thema Digitalisierung oder überhaupt im digitalen Zeitalter.

Tim: Der Wanderprediger, ne?

Norman: Genau, der Wanderprediger. Für mich ist es einfach wichtig, dich in meinem Newsfeed zu haben.

Tim: Schön, danke.

Norman: Welcher Moment oder Rat hatte einen besonders nachhaltigen Einfluss auf dein heutiges Leben oder auf dein Business?

Tim: Der Rat meines Freundes Ossi Urchs mir einen Internetanschluss legen zu lassen. Ossi war ja der Guru des deutschen Internets. Der hat ja auch diese langen Rastalocken bis zum Hintern gehabt. Ein ganz kluger und sehr, sehr lieber Mensch, mit dem ich dann auch später ein Buch geschrieben habe, „Digitale Aufklärung“. Ossi war ein Schüler der Frankfurter Schule. Er hat in Frankfurt Philosophie studiert, hat aber Jahre lang in Indien und irgendwelchen Ashrams indischen Lehrern zugehört und war ein Experte für indische Philosophie. Und diese Mischung war hoch interessant. Wir kannten uns schon lange und er hat mich dann irgendwann mal besucht in meinem Büro in Stuttgart und meinte, ob er schnell eine E-Mail schicken könnte. Und ich sagte: „Was ist das?!“ Und er meinte “das müssen wir aber ändern”. Er kannte damals den Marc Sheldon sehr gut. Das war Chef von Compuserve. Compuserve war damals eine winzig kleine Firma, die gerade anfing so E-Mailanschlüsse und Internetanschlüsse zu verkaufen und der Landesgeschäftsführer, der Marc, der kam dann zu mir ins Büro und kroch unter meinem Schreibtisch herum und hat ein Modem angeschlossen. Ich denke damals, dieser Rat von Ossi, der hat mein Leben so nachhaltig verändert, wie wahrscheinlich nichts Anderes.

Norman: Kannst du uns eine Internetressource oder Tool nennen, was du selbst einsetzt?

Tim: Das ist so, als wenn du mich fragen würdest: Welche Taste beim Klavier verwendest du am häufigsten?

Norman: Das ist auch eine schöne Frage. (lacht)

Tim: Das häufigste ist wahrscheinlich Google. Ohne Google könnte ich nicht leben. Das geht soweit, dass wir auf dem Wohnzimmertisch ein iPad liegen haben, das immer da ist, weil wenn wir irgendwie fernsehgucken oder uns unterhalten und jemand sagt: „Wie hieß denn nochmal der Schauspieler, der damals diesen Oscar gewonnen hat?“ Also früher hätte man die Frage einfach wieder vergessen. So greift man sofort zum iPad, geht zu Google und hat sofort die Antwort. Dieser Instant-Access zu Informationen ist glaube ich das Wichtigste. Darüber hinaus gibt es natürlich als Computer-Mensch, ich bin noch ein Outlook-Verwender, das gebe ich leider etwas verschämt zu. Word, Powerpoint, im Internet natürlich so Dinge wie Twitter. Das Tool was wir gerade verwenden, Zencastr, das habe ich noch nicht gekannt, habe ich aber gleich ausprobiert. Das ist toll! Da kannst du nämlich einen Podcast aufnehmen und gleich in der Cloud oder in deine Dropbox speichern und es dort dann verwenden. Also ich denke, ich werde jetzt eine Reihe von Podcasts auf meinen Blog veröffentlichen mit diesem Tool, das du mir gezeigt hast, weil vorher kannte ich das nicht. Und das ist das Schöne: Man entdeckt jeden Tag ein neues Tool und ich denke diese Flexibilität und diese Neugier ist ganz, ganz wichtig, weil es gibt immer ein Tool, das besser ist, als das was ich heute gerade verwende und das sollte man wirklich nutzen.

Norman: Dann machen wir gleich noch ein bisschen Werbung für Zencastr. Die gibt es seit 01.09. letzten Jahres. Das ist ein kleines Startup und das Interessante ist: Ich habe vorher die Interviews mit Skype aufgezeichnet. Das bedeutet aber, dass quasi beide Tonspuren, deine und meine, auf meinem Rechner aufgezeichnet werden und das hat den Nachteil, wenn deine Internetverbindung oder meine Internetverbindung schlecht ist und du hast dann Aussetzer bei dir in der Tonspur, dann hast du das am Ende auch auf der Aufzeichnung. Zencastr nimmt quasi jetzt auf deinem Rechner deinen Ton auf und meinen Ton auf meinem. Das heißt, der ist quasi nativ auf dem System drauf und lädt dann nach unserem Gespräch alles hoch. Damit hast du eine Topaufnahme, ganz egal wie die Internetverbindung während unseres Gesprächs war. Eine richtig coole Idee.

Tim: Tolle Idee.

Norman: Ja. Und ich benutze es auch für meine Soloshows für die Webseite. Aber schön zu wissen, dass es dann auch Audio gibt bei dir auf der Seite.

Tim: Wie gesagt, alle Tasten des Klaviers sollte man spielen.

Norman: Welche drei Mobile Apps außer Facebook benutzt du am häufigsten auf deinem Handy?

Tim: Podcast, weil ich beim Laufen ständig Podcasts höre. Ich bin ein Geschichtsfreak. Insbesondere interessiert mich die britische Geschichte und da gibt es einen wunderbaren Podcast von BBC4 „In our time“ und das höre ich ständig beim Rennen. Das bedeutet, dass die zweite Applikation auch mit Laufen zu tun hat -  nämlich Runtastic, weil ich mich sehr gerne selber kontrolliere, wie fleißig warst du heute, wie schnell warst du, wie langsam? Leider langsam. Und was ganz wichtig ist „the flashlight“, die Taschenlampe. Bei uns im Lungau wird es derzeit um 16:00 Uhr dunkel und am nächsten Morgen wird es erst um 09:00 Uhr wieder hell und ich muss ständig rausgehen und Holz holen, weil es bei uns sehr, sehr kalt ist und wir immer Feuer machen. Diese Taschenlampe habe ich sicher jeden Tag 3 – 4 Mal im Gebrauch. Das zeigt ja mal wieder, das Uninteressanteste was du mit dem Smartphone machen kannst, ist telefonieren. Das Ding ist ja mittlerweile das Schweizer Taschenmesser des Digitalzeitalters. Da ist ja alles drin und wir entwickeln ja auch zunehmen ein symbiotisches Verhältnis zu diesem Gerät. Ich denke, die einzige Steigerungsform, dass wir das Gerät noch näher an uns heranlassen würden, dass wäre, wenn man uns einen Schlitz in die Stirn macht, um die Sim-Karte reinzustecken. Ich denke, in diese Richtung wird es auch mal gehen.

Norman: Absolut, das denke ich auch. Ich denke dieses …

Tim: Cyborg…

Norman: Ja, oder auch das Implantieren von irgendwelchen Chips, RFID Chips und so weiter. Ich glaube, da wird es auch hingehen. Im Silikon Valley gibt es ja auch einige Universitäten, die daran forschen.

Tim: Das nächste werden dann solche Kontaktlinsen sein, die wir in die Augen tun und die uns diese Google Glass Funktion bietet. Also digitale Inhalte vor unserem Blickfeld projizieren, was natürlich am Ende bedeutet, dass die Grenze zwischen Realität und virtueller Realität komplett verschwimmt. Wir wissen dann gar nicht mehr: Wo hört das Reale auf und wo beginnt das Digitale? Das ist für uns dann eine Welt.

Norman: Nächste Frage zum Thema Musik: Was hörst du gerne für Musik?

Tim: Klassische.

Norman: Was genau?

Tim: Gute klassische Musik. Natürlich so die üblichen Verdächtigen: Mozart, Bach, Beethoven. Ich bin ein großer Mendelssohn-Fan. Ich spiele auch selbst Klavier. Also nicht nur auf der virtuellen Tastatur. Die Lieder ohne Worte oder die Kinderlieder von Mendelssohn finde ich ganz toll. Copland ist eine große Quelle der Freude für mich - Operation Symphony und solche Dinge. Im Grunde habe ich keine Vorlieben oder Abneigungen. Es muss gut sein, es muss mich ansprechen, es muss für mich etwas bedeuten. Aber Musik ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens.

Norman: Hat ja Apple auch ganz gut verstanden.

Tim: Ja.

Norman: Wir werden deine Bücher, die jetzt in der Show genannt wurden natürlich in den Shownotes verlinken. Gibt es darüber hinaus noch eine Buchempfehlung von dir, welches für dich persönlich vielleicht auch einen ganz großen Mehrwert hatte? Wie heißt dieses Buch und worum ging es in diesem Buch?

Tim: Was ich wahnsinnig gerne gelesen habe, ist von meinem Freund Günter Dueck “Abschied vom Homo Oeconomicus”. Dueck ist kein sehr humorvoller Mensch, aber ein sehr witziger Mensch. Es macht Spaß ihm zuzuhören, wenn er redet. Er kichert ständig, wie wenn er sich über seine eigenen Witze amüsieren würde. Und so sind die Bücher auch. Sehr hintersinnig und er appelliert in diesem Buch dafür, dass man diesen absoluten Rationalismus in Frage stellt und auch mal sich wieder traut Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu fällen. Das hat mich bestätigt, in meiner eigenen Spontaneität. Aber er konnte das so wunderbar intellektuell untermauern, dass mir das ungeheuer gut gefallen hat. Eigentlich sind alle Bücher von Dueck sind klasse, aber dieses insbesondere hat mir Spaß gemacht.

Norman: Schön, das verlinken wir auch in den Shownotes. Ja bevor wir uns versabschieden Tim, kannst du uns zum Schluss noch einen Tipp für Führungskräfte auf den Weg mitgeben und wie wir dich am besten erreichen können?

Tim: Mich erreichen können?

Norman: Ja.

Tim: Ich würde gerne einfach den Tipp wiederholen von Professor Bullinger, „Schaffe, nicht Schwätze“. Und erreichen tut man mich unter cole.de oder per E-Mail als tim@cole.de. Ansonsten tauche ich immer wieder als tc1066 auf, bei Skype oder bei Facebook oder so. Das liegt daran, dass ich ein Fan der britischen Geschichte bin und 1066 war ein wichtiges Datum: Die Schlacht bei Hastings, Wiliam der Eroberer, die letzte erfolgreiche Invasion Englands von außen.

Norman: Sehr schön. Tim, es hat mir super viel Spaß gemacht. Wir müssten fast hier jeden Monat eine Folge machen um auch einfach etwas zu bewegen da draußen in den Köpfen, in den Herzen und am Ende natürlich auch den Tatendrang aktivieren, vieler Manager, Politiker und vor allem auch in unserem Bildungssystem. Vielen Dank nochmal für deine Zeit und nur das Beste für dich.

 

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