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Selbst- und Objektrepräsentanzen
Wenn sich jemand Sneakers der Marke Nike kauft und diese hinfort hegt und pflegt, als wären’s nicht Schuhe, sondern Goldene Kälber.
Wenn Leute sich massenhaft vor Apple Stores die Ärsche abfrieren, nur um zu den Ersten zu gehören, denen das neueste iPhone gehört.
Oder nehmen wir unser Zuhause: Wer wäre nicht bereit, es vor Eindringlingen zu beschützen, es ggfs. sogar unter Einsatz des eigenen Lebens verteidigen?
Wer kann schon von sich behaupten, sein Auto gerne an Fremde zu verleihen?
Und machen wir uns doch nichts vor: Sogar seine Bohrmaschine gibt kaum ein Heimwerker aus der Hand, ohne dabei peinlich zu transpirieren.
Autos, Häuser, Werkzeuge, Kleidung, Schuhe, Mountainbikes etc. pp. – und was man nicht oder nur unter großen seelischen Schmerzen verleihen würde … was geht in einem Menschen nur vor – warum ist er bereit, seinen Schlaf, ja sogar sein Leben für einen Gegenstand zu riskieren??
Die Antwort ist: „Weil Objekte dieser Art in das eigene Selbst ‚inkorporiert‘ werden.“
Der Eigentümer dieser Dinge hat nicht nur das Gefühl, dass sie zu ihm gehören – vielmehr haften sie an und in ihm: Er, der Eigentümer, findet, dass diese Dinge ganz klar ihm – nur ihm – und niemand anderem gehören. Sie repräsentieren ihn.
Andererseits: Lässt er sie irgendwo stehen oder liegen, sind die anderen in aller Regel bereit, sie mit ihm, dem Eigentümer zu assoziieren, sie mithin nicht einfach wegzunehmen. Offensichtlich gibt es da eine natürliche, eine deutlich fühlbare Schranke.
Deshalb werden die Dinge (aber auch andere Menschen), von denen der Mensch sagt: „Das ist mein“ (z.B. „meine Frau“) als Selbstrepräsentanzen bezeichnet.
Das Selbst
Das Selbst ist die zentrale Steuerungsinstanz der menschlichen Psyche.
Es umfasst die ganze Persönlichkeit eines Menschen. In ihm vereinigen sich die von Sigmund Freud so genannten Instanzen des Ich (des Bewusstseins), des „Es“ (der Instinkte und Triebe) und des „Über-Ich“ (des Gewissens) sowie deren emotionale Umgebung. Damit sind auch die Funktionen des Selbst definiert: Selbstwahrnehmung, Selbststeuerung, Kommunikation und Bindung.
Das Selbst wird bereits im Augenblick der Befruchtung der Eizelle wirksam und strukturiert alle folgenden Entwicklungsprozesse. Die Realisierung der Entwicklungsmöglichkeiten, die sich im Selbst als Potentiale befinden, hängen von der Umwelt und den Primärbeziehungen ab, allen voran von der Beziehung zur Mutter.
Selbstrepräsentanzen
Wenn wir etwas so in unser Selbst inkorporieren, dass wir das Gefühl haben, es sei Teil von uns, wird es zur Selbstrepräsentanz.
Unter diesen Begriff fällt alles, von dem das Selbst sagt: „Das gehört mir“. „Gehören“ leitet sich von „Gehorchen“ ab. Was dem Selbst gehört, ist somit Teil seines Verfügungsbereichs. Es will, dass es ihm gehorcht.
Dinge, die zu jemandem gehören, befinden sich ebenfalls im Radius des Selbst, allerdings in größerer Entfernung und in abgeschwächter Form. Sie sind autonom. Das Selbst hat keinen direkten Zugriff auf sie. Trotzdem fühlt sich das Selbst von ihren Eigenschaften und Handlungen betroffen. Es kann sich um Menschen, aber auch um Projekte handeln, an denen das Selbst sich, wie und aus welchen Gründen auch immer, beteiligt.
Aus den Selbstrepräsentanzen bezieht der Mensch seine Selbstdefinition, sein Selbstbewusstsein, seine Selbstachtung und sein Verständnis von Selbstverwirklichung. Seine psychosoziale Identität, aus der heraus er sich zur Welt in Beziehung setzt.
Für diesen Mechanismus sind Marken ganz besonders geeignete, ja herausragende Exempel.
Die Bedeutung der Selbstrepräsentanz für das Human Resource Management
Das Traumziel des Human Resource Management ist es, Mitarbeiter zu haben, die sagen: „Das Unternehmen bzw. die Marke gehört zu mir, es ist Teil meines Lebens.“ Wenn dieser Zustand erreicht ist, hat der Mitarbeiter die Marke dem Empfindungsbereich seines Selbst einverleibt.
Größeres Involvement kann nur noch derjenige zeigen, dem die Marke bzw. das Unternehmen gehört.
Egoismus ist gesund. Die Motivation des Selbst
Es ist völlig normal, zu allererst die für das eigene Leben und Überleben notwendigen Dinge einzutreiben und Umweltbedingungen anzustreben, die ebendieses ermöglichen. Dieser Mechanismus ist in jeder Lebensform der Erde verankert. Er ist auch, im Gegensatz zu dem, was fälschlicherweise zum moralischen Standard erklärt wird, kein bisschen verwerflich.
Der einzelne Mensch ist faktisch gezwungen, sein Eigentum in einer Weise einzusetzen, die ihm und den ihm am nächsten stehenden Personen ein möglichst gutes Leben garantiert.
Aber auch soziales Verhalten anderen, nicht verwandten Menschen gegenüber erfolgt letztendlich aus egoistischem Kalkül. Zwar schreibt die (angeborene) „Norm“ sozialer Verantwortung dem Selbst vor, andere Menschen zu unterstützen, die zur Erreichung bestimmter Ziele von ihm abhängig sind. Die auslösende Bedingung für die Betätigung dieser Prädisposition liegt aber in dem Ausmaß an Abhängigkeit, in der sich das Selbst nach eigenem Ermessen vom Objekt seines Handelns befindet.
Der bekannte deutsche Ökonom Hans Werner Sinn hält es für erwiesen, dass auf das Eigentum bezogene Selbst-Losigkeit nicht über den Horizont der Sippe (also der Familie im weitesten Sinne) hinausreicht. Hiermit sind auch die Grenzen der intrinsischen Motivation umrissen.
Deshalb muss das Human Resource Management stets die unumstößliche Tatsache bedenken, dass die Leistungsbereitschaft eines Menschen zu allererst auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse der ihm am nächsten stehenden Personen zielt.
Leistung muss sich lohnen
Wie bei allen demokratischen Formaten sind auch in demokratisch organisierten Unternehmen mit flachen Hierarchien die Entscheidungen und Leistungen von Mitarbeitern vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Motivation letztendlich immer auf egoistischen Kalkülen beruht. Dieser Egoismus ist die Konstituente des Selbst jedes Menschen, und auf ihm begründet sich die intrinsische Motivation. So demokratisch ein Unternehmen auch organisiert sein mag: Es darf nicht vergessen werden, dass die intrinsische Motivation überall dort beschädigt wird, wo Gleichmacherei am Werk ist – wo also individuelle Leistungsbereitschaft nicht ausreichend berücksichtigt und nicht individuell fühlbar belohnt wird.
Das heißt: die Motivation für Leistung hängt ab von den ideellen und materiellen Lohnerwartungen des Subjekts, die sich aus dessen die Leistung betreffenden Belohnungserfahrungen ableiten: der Wille zur Leistung wird massiv beeinträchtigt, wenn eine zentral gesteuerte Lohngleichverteilung bereits als konstituierende Voraussetzung der individuellen Leistungsbereitschaft gilt, die Entlohnung also unabhängig von der erbrachten Leistung ist.
Individuen erwarten individuelle Belohnung
Wenn der individuelle Leistungswille nicht verkümmern, sondern entwickelt und zum Wohl der Marke genutzt werden soll, muss den Mitarbeitern auch die Möglichkeit gegeben werden, ihnen direkt zurechenbare Leistung erbringen zu können, weil die Anstrengung, die einer Leistung zugrunde liegt, immer eine zielorientierte Anstrengung bleibt. Das Ziel „Hebung des Unternehmensgewinns“ ist hierfür zu abstrakt. Das Primat der Gleichbehandlung, das sich in Gleichbezahlung ausdrückt, konterkariert die Gewinnziele.
Nachhaltig leistungsbereit ist nur der Mitarbeiter, der findet, dass die Marke, für die er arbeitet, zu ihm und zu seinem Leben gehört. Und zwar, weil er sich von dem Markenkonstrukt repräsentiert fühlt – und dies voll Überzeugung auch selbst repräsentiert.
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