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Wer sagt, dass die Digitalisierung weltweit der mit Abstand wichtigste und weitreichendste technologische Trend ist, verkündet beileibe keine Sensation.
Auch, dass digitale Techniken immer mehr das Leben von Einzelpersonen, Gemeinschaften und das Wohl und Wehe ganzer Nationen bestimmen werden, dürfte zum Allgemeinwissen gehören.
Auch, dass jeder Einzelne vom technischen Fortschritt profitiert.
Das World Wide Web, allem voran das „Internet of Things“, kombiniert mit intelligenter Sensortechnik, die immer stärkere Vernetzung von Fabriken, Produkten und Konsumenten, ja die Vernetzung prinzipiell sämtlicher Lebensbereiche – alles zusammen ermöglicht die Koordination menschlicher Aktivitäten und Bedürfnisse zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Für die Wirtschaft bringen Investitionen in digitale Technologien deutliche Skaleneffekte (in der Produktionstheorie, der Betriebswirtschaftslehre und in der Mikroökonomie repräsentieren Skaleneffekte das Verhältnis von Produktionsmenge und Menge der eingesetzten Produktionsfaktoren. Der marginale Skalenertrag entspricht der Steigung des Produktionsniveaus).
Ganze Branchen fallen der digitalen Disruption anheim. Einer der Bereiche, die in Zukunft wohl bis ihr tiefstes Inneres von der Digitalisierung durchdrungen werden, ist der Verkehrssektor.
Die Telekommunikationsnetze sind ohnehin längst global integriert. Ständig in das Internet eingespeiste hochkomplexe Algorithmen erhöhen permanent die verfügbare, unbezwingbar logische Intelligenz der digitalen Systeme. Die globale Cloud bietet gigantische Chancen nicht nur für die unbedarften User, sondern auch für jeden, dem es mehr am Sammeln von Daten und Informationen liegt. Eine Projektion des Weltwirtschaftsforums geht davon aus, dass bis 2025 etwa eine Billion (!) digitale Geräte an das Internet angeschlossen sein werden.
Die Allgegenwärtigkeit des Digitalen birgt, neben allem Positiven und Begrüßenswerten aber auch Unwägbarkeiten und Gefahren. Schätzungen der OECD gehen von einer massiven Erhöhung der Arbeitslosigkeit in den Industrieländern aus, wenn die Beschäftigten nicht umfassend – und vor allem umgehend – auf die digitalen Techniken umgeschult werden. Volkswirtschaften, die die Trends verpennen, werden unweigerlich auf die Schiefbahn geraten, weil die Firmen gezwungen sind, in noch viel größerem Maßstab auszusourcen, als dies seit Jahren schon der Fall ist. Oder sogar ganz auszuwandern.
Die Entwicklungen der letzten Jahre sowie Fehlsteuerungen im Bildungssystem haben nämlich zu massiven Fehlanpassungen geführt: Auf der einen Seite befinden sich diejenigen, die beim Thema Informations- und Kommunikationstechnologien auf dem neuesten Stand sind und die alles dafür tun, sich diesen Status zu erhalten; sie sind die gefragten Mitarbeiter von heute und, noch mehr, von morgen.
Auf der anderen Seite stehen jene, die digitale Technologien nur benutzen. Sie werden morgen die Abgehängten sein.
In Extremum: Die einen sagen den Computern, was sie tun müssen, die anderen werden sich von den Computern sagen lassen müssen, was sie zu tun haben.
Was konkret geschehen wird, ist an den Zahlen der vergangenen Dekade abzulesen: Seit 2005 geht die Anzahl der – nennen wir sie „analogen“ - Arbeitsplätze kontinuierlich um etwa 1% pro Jahr zurück. In zehn Jahren sind es also 10%. Eine stattliche Zahl.
Interessante Erkenntnisse bringt ein Vergleich von Ländern und Branchen: Global gibt es riesige Unterschiede, was die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik und die digitale Modernisierung betrifft.
Nehmen wir als Beispiel Finnland: Was die Konkurrenzfähigkeit betraf, befand sich die Wirtschaft des Nordlands in einem Ranking des Weltwirtschaftsforums 2016 weltweit auf Platz 7. Die Bereitschaft, sich technisch zu modernisieren, war aber schwächer ausgeprägt, was dazu führte, dass das Land hinsichtlich der allgemeinen Verfügbarkeit digitaler Technologien im globalen Vergleich nur auf Platz 10 rangiert.
Ansonsten gibt es über unsere nördlichen Nachbarn viel Gutes zu berichten:
Berechnet man den Grad des technischen Fortschritts als Aggregat von Internetnutzung, Konnektivität, Humankapital, Integration digitaler Technologien auch in den staatlichen und halbstaatlichen Institutionen, so landen die drei skandinavischen EU-Länder Dänemark, Schweden und Finnland im globalen Ranking gemeinsam auf einem stolzen 3. Platz.
Zwar ist die Digitalisierungsintensität der unterschiedlichen Wirtschaftszweige eine schwierig zu berechnende Variable; Erhebungen zeigen aber deutlich, dass, man lese und staune, die Baubranche der mit Abstand am wenigsten digitalisierte Sektor ist.
Ebenfalls „unterdigitalisiert“ ist die auf dem vorletzten Platz liegende Hotel- und Gastronomiebranche. Nicht gerade überdigitalisiert war auch das Transportwesen, dafür markiert die Finanz- und Dienstleistungsindustrie das obere Ende der Skala, dicht gefolgt von Versicherungen, der Computer- und Elektronikindustrie sowie der Fertigungstechnik.
Unerwarteterweise gibt Europa, was den Stand der Digitalisierung anbelangt, ein den Vereinigten Staaten durchaus vergleichbares Gesamtbild ab. Etwa 5% aller US-amerikanischen IT-Investitionen entfallen auf den Verkehrssektor; Banken und Versicherungen machen 10% aus, auf Informations- und Kommunikationstechnologien entfallen 18% und auf die Fertigungsindustrie 30%.
Es wäre natürlich interessant zu wissen, weshalb die Digitalisierung in manchen Branchen nur so brummt, während sie in anderen ein Mauerblümchendasein darbt. Natürlich spielen länderspezifische Regularien auf den Arbeitsmärkten, Unterschiede in der Besteuerung und etliche andere Faktoren in die bereits hochkomplexe Gemengelage hinein.
Trotzdem sollte man trotz aller Hindernisse die Wege nicht übersehen. Firmen und Branchenorganisationen dürfen sich, Bürokratie hin, Bedenken her, ihrer Digitalisierung nicht verschließen, wenn nicht das Gefälle zwischen den Vorreiterregionen der Welt – und hier ist, wie immer, wenn es um die Globalisierung geht, Ostasien als eine der Ersten zu nennen – nicht noch weiter wachsen soll.
Es gibt verdammt viel zu tun.
Übrigens geht es dabei absolut nicht nur um wirtschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit, sondern es geht, im wahrsten Sinne des Wortes, um alles. Es geht um die ganze Welt. Es geht um die Beseitigung des Hungers, es geht um die Eindämmung – besser noch: Beendigung – von menschgemachten Umweltkatastrophen, es geht um das Plastik in den Ozeanen, um die alternde Bevölkerung, um Urbanisierung, Landverödung – und es geht um globale Gerechtigkeit.
Die Länder bzw. übernationalen Wirtschaftsverbünde wie ASEAN, EFTA, EU, UNASUR usw., die die Digitalisierung am konsequentesten vorantreiben, werden in Zukunft das Sagen haben. Sie werden den anderen ihre Wirtschafts- und Handelsstandards - und ihre Werte aufzwingen.
Nun hat die vielgeschmähte Europäische Kommission das Problem erkannt und 2015 ein beachtenswertes Konzept namens „Digital Single Market Strategy“ vorgelegt, das die digitale Transformation sowohl der Industrie als auch von Einzelhaushalten in Form von flächendeckender Internetversorgung puschen soll. Die erfolgreiche Umsetzung vorausgesetzt, wird das Programm der EU-Wirtschaft jährliche Effizienzgewinne von 415 Milliarden € bringen, neue Arbeitsplätze schaffen und die öffentliche Verwaltung verbessern.
A Propos verbessern: In Deutschland wird die Digitalisierung des Individualverkehrs – Stichwort: Fahrerloses Auto – von vielen als Bedrohung wahrgenommen, und das nicht zu Unrecht! Gerade in Deutschland ist der selbstbestimmte Individualverkehr eine Metapher für Freiheit.
Trotzdem werden schon jetzt Milliarden in die fahrerlose Technologie investiert. Mal sehen, wie sich die Sache entwickelt.
Wer erfahren will, ob – und falls ja: in welchem Ausmaß - die Digitalisierung den Verkehr rationalisieren soll, kann auf umfangreiche nationale und internationale Erhebungen und Regierungspläne zurückgreifen. Allerdings werden auf diese Weise vor allem die großen Hoffnungen offenbar, die Lobbyisten und Protagonisten in die Digitalisierung des Verkehrswesens setzen. Ihr Traum vor allem: Dass die Digitalisierung die Effizienz von Logistikketten der Industrie und somit deren Produktivität auf ein neues Niveau heben möge.
Bedauerlicherweise zeigen anhand dieser Daten durchgeführte sog. „PESTEL-Analysen“, dass bei den avisierten Programmen soziale und auch ökologische Aspekte kaum oder gar nicht berücksichtigt werden („PESTEL“ steht für die politischen (political), wirtschaftlichen (economic), sozio-kulturellen (social), technologischen (technological), ökologisch-geographischen (environmental) sowie rechtlichen (legal) Einflussgrößen, die bei der Erschließung neuer Märkte auf Unternehmen einwirken können).
Darüber hinaus werden die Rationalisierungseffekte der Digitalisierung oftmals insofern überschätzt, als die Hoffnungen insbesondere was die Produktivität betrifft, bei weitem zu hoch gegriffen sind. Darauf jedenfalls weisen umfangreiche Auswertungen hin, die sich mit den Effekten von Investitionen in die Digitalisierung von Verkehrssystemen in der Vergangenheit beschäftigen.
Die Frage muss also sein: Woran liegt das? Was wurde falsch gemacht? Wo befinden sich Verbesserungspotentiale? Steckt vielleicht sogar Absicht dahinter? Wurden die Prognosen aufgehübscht?
Fragen über Fragen.
Lassen wir uns aber nicht beirren und schauen noch einmal in den hohen Norden: Die finnische Regierung hat für die voraussichtliche Entwicklung des Verkehrssektors eine glaubhafte Studie in Auftrag gegeben. Fazit der Studie: Die Digitalisierung wird sich fast überall positiv auswirken. Aber nur fast.
Eigentlich ist dies eine Aufforderung, die Augen offen zu halten und differenziert an die Sache heranzugehen, statt, wie oftmals üblich, das Kind mit dem Bad gleich mitzuverschütten.
Wir sind doch intelligent.
Oder?
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