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Daten und Interpretationen zum aktuellen Status aus der etventure Studie

 

Dass der digitale Wandel ein Thema von enormer Tragweite und wirtschaftlicher Bedeutsamkeit ist, haben mittlerweile die meisten deutschen Unternehmen erkannt. Allerdings muss das noch nicht bedeuten, dass aus dieser Erkenntnis eine entsprechende Organisations- und Prozessentwicklung erfolgt sowie eine konsequente Entwicklung und Umsetzung neuer Strategien und Geschäftsmodelle.

 

Diese Arbeit zeigt den aktuellen Status der Transformation in deutschen Unternehmen auf und geht dabei der Frage nach, wie gut die Firmen vorbereitet und aufgestellt sind. Was  funktioniert schon gut? Was sind Hemmnisse und Hinderungsgründe für eine bessere Entwicklung? Hieraus abgeleitet werden Handlungsempfehlungen aufgezeigt, die unter anderem dabei helfen können, die Entwicklung im eigenen Unternehmen zu reflektieren und gegebenenfalls neu auszurichten.

 

Ausgangspunkt ist die representative Studie: „Digitale Transformation und Zusammenarbeit mit Startups in Großunternehmen in Deutschland und den USA“ Diese wurde von “Digitalberatung und Company Builder etventure” mit Unterstützung der GfK Nürnberg sowie YouGov, USA, durchgeführt. Ziel der Studie ist es, den aktuellen Stand sowie die Rahmenbedingungen der digitalen Transformation in deutschen und US-amerikanischen Großunternehmen zu ermitteln und zu vergleichen. Zu diesem Zweck wurden in Deutschland 135 und in den USA 159 Entscheidungsträger telefonisch befragt, die mit dem Thema Digitalisierung in den jeweiligen Unternehmen befasst sind. Alle teilnehmenden Unternehmen haben einen Mindestumsatz von 250 Mio Euro bzw. US-Dollar jährlich und setzten sich aus den Bereichen Dienstleistungen, Industrie sowie Groß- und Einzelhandel zusammen. Der Befragungszeitraum war vom 28. November 2016 bis zum 24. Januar 2017. Um das Bild zu vervollständigen, werden die Ergebnisse der Studie vor dem Hintergrund der leitenden Fragestellung interpretiert und mit Ergebnissen aus anderen Untersuchungen unterfüttert oder kontrastiert.

 

Die Herausforderungen des Wandels

 

Digitale Transformation

Da der Bedeutungsumfang zum Teil stark auseinandergeht, wird an dieser Stelle der Begriff “digitale Transformation” zunächst konkretisiert. Vereinfacht gesagt, wirkt die digitale Transformation in Bezug auf die Unternehmen in zwei Richtungen: Nach innen und nach außen. Innere Veränderungen beziehen sich auf Anpassungen und Optimierungsprozesse im Unternehmen selbst, zum Beispiel durch den Einsatz digitaler Werkzeuge. Äußere Einflüsse betreffen den sich rasch transformierenden Markt. Durch disruptive Veränderungen und neue digitale Geschäftsmodelle sind Unternehmen zum Teil gezwungen sich neu zu erfinden um wettbewerbsfähig zu bleiben. Häufig hängen beide Aspekte zusammen, der Schwerpunkt dieser Arbeit bezieht sich aber auf die Herausforderung von außen durch eine sich verändernde Marktsituation, welche dann natürlich auch wieder Auswirkungen auf die inneren Strukturen von Unternehmen hat. Die Begriffe „Digitalisierung” und “digitaler Wandel” werden in diesem Zusammenhang synonym verwendet.

 

Stellenwert der Digitalisierung im Unternehmen

 

Die Ergebnisse der etventure Studie bestätigen den allgemeinen Eindruck, das die Bedeutung der digitalen Transformation gegenüber 2016 zugenommen hat. Für die Hälfte aller deutschen Unternehmen gehört das Thema aktuell zu den drei wichtigsten Unternehmenszielen. Man kann hier von einem Bewusstseinswandel sprechen, da viele der Befragten angaben, dass die Bedeutung insbesondere in den letzten zwölf Monaten gestiegen ist. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der “Monitoring-Report Wirtschaft digital”, welcher ebenso die Bedeutung der Digitalisierung für Unternehmen untersucht hat. Hier wird zusätzlich noch nach Betriebsgröße und Branchenzugehörigkeit unterschieden. Dabei ist festzustellen, dass die Bedeutung des Themas mit der Größe des Unternehmens zunimmt. Auch wird der digitale Wandel je nach Branche unterschiedlich stark in seiner Bedeutung wahrgenommen. Für Dienstleister und die Fertigungsindustrie ist das Thema bereits sehr relevant, für Branchen wie das Baugewerbe ist die Bedeutsamkeit aktuell noch nicht so hoch. Im Handel gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen. Teilweise wird dem Thema eine hohe Wichtigkeit beigemessen, teilweise nicht, was sicherlich auch von den jeweiligen Produkten und Geschäftsmodellen abhängt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Bedeutung des Themas in Deutschland weiter zunimmt und mittlerweile als wichtiges Unternehmensziel wahrgenommen wird.

 

50 Prozent deutsche Unternehmen

Für 50% der deutschen Unternehmen gehört die digitale Transformation aktuell zu den drei wichtigsten Unternehmenszielen (2016: 41% - 2017: 50%)

 

Selbsteinschätzung der Fortschritte

 

Auch wenn die Bedeutung zugenommen hat, heißt das noch nicht, dass die Unternehmen bereits gut aufgestellt sind oder entsprechende Maßnahmen eingeleitet haben. Interessanterweise deutet die etventure Studie sogar auf einen leichten Rückschritt zum Vorjahr, was die Selbsteinschätzung hierbei angeht. Nur rund 35 Prozent der deutschen Unternehmen fühlen sich 2017 „gut” oder “sehr gut” vorbereitet auf die digitale Transformation. Eine Erklärung könnte sich darin finden, dass das Phänomen stärker in das Bewusstsein gerückt ist, dadurch aber auch die Ausmaße und der Bedarf an Veränderung jetzt höher eingeschätzt wird. An dieser Stelle wird auch der Unterschied zu den USA, gewissermaßen das Mutterland der Digitalisierung, besonders deutlich. Hier gaben in der etventure Studie 85 Prozent der Unternehmen an „gut” oder “sehr gut” auf die digitale Transformation vorbereitet zu sein.

 

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Nur rund 35 Prozent der deutschen Unternehmen fühlen sich 2017 „gut” oder “sehr gut” vorbereitet auf die digitale Transformation (USA: 85% gut oder sehr gut)

 

 

Es ist daher nicht verwunderlich, dass in den USA auch die Umsetzung schneller voranschreitet. 50 Prozent der US-Konzerne erwartet in weniger als einem Jahr Auswirkungen der digitalen Transformation in in Bezug auf Marktanteile und Umsatz. Dem gegenüber stehen prognostizierte 6 Prozent bei den deutschen Unternehmen. Diese rechnen erst mit höheren Effekten in den nächsten drei bis fünf Jahren. Dennoch lassen sich in Deutschland auch Fortschritte verzeichnen. Eine representative Umfrage von “Bitkom Research” kommt zu dem Ergebnis, dass sich bei knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen infolge der Digitalisierung das Geschäftsmodell verändert hat und vier von zehn Unternehmen bereits neue Produkte oder Dienste auf den Markt gebracht haben. Allerdings machte die Befragung auch deutlich, dass häufig eine übergreifende Strategie sowie klare Verantwortlichkeiten fehlen.

 

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50 Prozent der US-Konzerne erwartet in weniger als einem Jahr Auswirkungen der digitalen Transformation in in Bezug auf Marktanteile und Umsatz. Dem gegenüber stehen prognostizierte 6 Prozent bei den deutschen Unternehmen

 

 

Hemmnisse

 

Es stellt sich also die Frage, welche Faktoren die deutschen Unternehmen an einer konsequenten Umsetzung hindern. Als Haupthindernis sieht die etventure Studie „fehlende Erfahrung bei nutzerzentrierten Vorgehen“. Hinzu kommen „die Verteidigung bestehender Strukturen“ sowie „Zeitmangel“ und “blockierende Sicherheitsanforderungen“. Der “Monitoring-Report Wirtschaft digital” sieht die Barrieren noch an anderen Stellen. Als größtes Hemmnis wird in dieser Befragung die „Unterversorgung mit leistungsfähigen Breitbandverbindungen” genannt, gefolgt von einem hohen Investitionsbedarf. Hinzu kommen auch hier Aspekte wie Datenschutz und Sicherheit sowie der Mangel an geeigneten Fachkräften. Nach Eindruck der Leiterin des Reports Dr. Sabine Graumann von TNS Infratest, wirken allerdings „einige der Hindernisse etwas vorgeschoben“. Sie sieht ein Haupthindernis im mangelnden Tempo bei der Entwicklung neuer Projekte sowie bei der Anpassung gesetzlicher und infrastruktureller Rahmenbedingungen: „Wir müssen weg von einer umfassenden erschöpfenden Erprobung und Regulierung hin zu einer Fokussierung auf Umsetzungsfragen“.

 

Zwischenfazit

 

Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich, dass der digitale Wandel in seiner Bedeutung zwar in den deutschen Unternehmen heute viel deutlicher erkannt wird, es aber vielen Unternehmen bislang nicht gelungen ist, dieses Wissen ganzheitlich umzusetzen. Viele Hindernisse, die beispielsweise in den USA offensichtlich keinen Einfluss haben, blockieren hierzulande die Entwicklung. Insbesondere in Bezug auf Erfahrungen mit nutzerzentrierten Vorgehen, Datenschutz und Sicherheit sowie gesetzliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen. Es ist interessant, dass sich hier gewissermaßen einige deutsche Klischees bestätigen. Die USA steht in einer ganz anderen Tradition von Service- und somit Kundenorientierung. Hier wird schon lange geschaut, wie Zugänge erleichtert, Erreichbarkeit und intuitive Bedienung ermöglicht werden. Umso wichtiger wird es also zukünftig für deutsche Unternehmen sein, in ihrer Ausrichtung die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zum Maßstab zu machen. Das zweite Klischee zeigt sich in einer Überbürokratisierung, die nur schleppend Veränderungen ermöglicht sowie im Festhalten an alten Strukturen. Um International nicht den Anschluss zu verlieren wird es hier nötig sein, mehr Agilität, Flexibilität und Tempo auf der Basis von besseren Rahmenbedingungen zu entwickeln.

 

Ausrichtung und Maßnahmen

 

Steuerung

 

Ein positiver Trend lässt sich in Deutschland feststellen anhand der Frage, von wo aus im Unternehmen die digitale Transformation gesteuert wird. Im Vergleich zum Vorjahr (24 Prozent) wird nun der Wandel in mehr als jedem dritten Unternehmen (35 Prozent) vom Geschäftsführer oder vom Vorstand gesteuert. Dies ist in sofern eine gute Entwicklung, da nur auf dieser Ebene die hohen internen Widerstände überwunden und wichtige Entscheidungen getroffen werden können. Nur so kann das Thema im gesamten Unternehmen vorangetrieben und verankert werden.

 

In den USA liegt der Fall komplett anders. Hier wird die digitale Transformation vorrangig durch die IT gesteuert (81 Prozent). Zwar haben die amerikanischen Unternehmen mehr Erfahrung mit nutzerzentrierten Vorgehensweisen und weniger interne Hemmnisse, aber dennoch lassen die USA an dieser Stelle anscheinend Potentiale ungenutzt. Zu prüfen wäre hier, was die genauen Aufgaben der IT dort beinhalten. Wenn es ausschließlich darum geht, die digitale Infrastruktur optimal zu betreiben um mögliche Risiken und Angriffe zu minimieren, wäre das zu wenig um von hier aus den gesamten Prozess der digitalen Transformation erfolgreich zu steuern.

 

Die Studien kommen überein, dass in Deutschland das Thema in der Unternehmenspitze verankert sein sollte. Die Bitkom-Studie rät zur Einrichtung einer Position in der betriebswirtschaftliches und technisches Know-How zusammenkommen, zum Beispiel in Person eines Chief Digital Officers. Allerdings ist diese Funktion hierzulande noch weitgehend unbekannt und nur 2 Prozent der großen Unternehmen haben so einen CDO. Die etventure Studie sieht einen Lösungsansatz in der Einrichtung von digitalen Teams, welche in Start-Up Manier agil und kreativ Innovationen entwickeln und umsetzen können.

 

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Steuerung des digitalen Wandels von der Unternehmensführung aus (BRD 2016: 24% , 2017: 35%)

 

Maßnahmen zur Gestaltung

 

Solche digitalen Einheiten werden in den USA tatsächlich auch häufiger gegründet und eingesetzt. 57 Prozent der US-Unternehmen haben ein internes Team und weitere 25 Prozent eine Digitaleinheit als externes Tochterunternehmen aufgebaut. Insgesamt setzen damit 83 Prozent auf das Konzept eines Inkubators, also eines geschützten Raumes in dem digitale Projekte und Geschäftsmodelle entwickelt werden können. In deutschen Unternehmen ist das bislang selten der Fall. Um die digitale Transformation im Unternehmen konkret gestalten zu können, scheint aber genau das ein Schlüssel zu sein. In der Realität sieht es jedoch aktuell so aus, dass in Deutschland vorrangig die Unternehmensentwicklung oder IT-Abteilung der Unternehmen beauftragt werden um den Wandel zu gestalten und umzusetzen. In Deutschland werden 2017 allerdings auch mehr externe Dienstleister zur Beratung in Anspruch genommen als in den USA.

 

Strukturelle Auswirkungen der digitalen Transformation im Unternehmen

 

Neben den technologischen Aspekten, hat der digitale Wandel auch Auswirkungen auf die Strukturen und Organisationsformen der Unternehmen. Die deutlichste Veränderung wird in Bezug auf die Anforderungen der Mitarbeiter gesehen. In Deutschland sehen 91 Prozent der Befragten als wichtige Folge der Digitalisierung „veränderte Qualifikations-Anforderungen“ der Mitarbeiter, in den USA ist der Wert mit 97 Prozent sogar noch etwas höher. Auch die Bitkom-Studie sieht die stärksten Auswirkungen in der Beschäftigungssituation. Eine große Mehrheit der befragten Unternehmer gibt an, dass es einen hohen Bedarf an Digitalkompetenzen der Mitarbeiter gibt. Neben der Mitarbeitersituation sieht die etventure Studie als weitere Auswirkung die Entstehung neuer Arbeitsformen wie projektbasiertes Arbeiten und Teamwork. Hinzu kommt in Deutschland ein deutlicher Zuwachs an neuen Organisationszuschnitten und Arbeitsabläufen.

 

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In Deutschland sehen 91 Prozent der Befragten als wichtige Folge der Digitalisierung „veränderte Qualifikations-Anforderungen“ der Mitarbeiter

 

Zwischenfazit

 

Hinsichtlich des Setups und der Methoden in deutschen Unternehmen zeigt sich, dass die digitale Transformation voranschreitet. Indem der digitale Wandel zunehmend zur Chefsache gemacht wurde, steigen die Chancen auf eine konsequente Umsetzung. Auch lässt sich ein Wandel in den Organisationszuschnitten, Arbeitsabläufen und Arbeitsformen erkennen. Eine hohe Übereinstimmung gibt es im Bedarf an Qualifikationen der Mitarbeiter. Es wird also zukünftig entscheidend sein, dass die Unternehmen die Digitalkompetenz ihrer gesamten Organisation stärken. In der etventure Studie geben die Unternehmen in beiden Ländern an, dass sie besonders auf Maßnahmen zur Weiterbildung der Mitarbeiter setzen um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. 90 Prozent der US Unternehmen sind allerdings überzeugt, dass ihre Angestellten bereits ausreichend qualifiziert sind.

 

Auch fehlt in deutschen Unternehmen häufig noch ein speziell eingesetztes Team, eine Digitaleinheit, die unabhängig von hemmenden Strukturen und Routinen der Gesamtorganisation, in einem geschützten Rahmen kreative Ideen und Konzepte entwickeln und schnell umsetzen kann. In der heutigen digitalen Welt, in welcher sich der Markt durch neue, disruptive Geschäftsmodelle schnell verändert, ist aber genau die Einrichtung eines solchen Inkubators zielführend. Hier können innovative, digitale Projekte agil und effektiv angeschoben werden und anschließend erfolgreich in das Gesamtunternehmen integriert werden.

 

Faktor Mensch und Unternehmenskultur

 

Digitalisierung und Arbeitsplätze

 

Daran, dass die digitale Transformation die Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht verändert, besteht allgemein kein Zweifel. Nicht nur die betrieblichen Strukturen und die Anforderungen an die Mitarbeiter spielen hierbei eine Rolle, sondern auch die Entwicklung der Arbeitsplätze selbst. Interessanter Weise haben die Amerikaner hierbei eine deutlich positivere Einschätzung als die Deutschen. 20 Prozent der hiesigen Unternehmen erwarten einen Wegfall von Arbeitsplätzen durch den digitalen Wandel. Demgegenüber stehen nur 4 Prozent in den USA. Immerhin erwartet die Mehrheit der deutschen Unternehmen keine Auswirkung auf die Zahl der Arbeitsplätze. Nach Einschätzung der Studie “Tradition trifft Transformation: Unternehmen Zukunft“ hat im Mittelstand mittlerweile ein Umdenken stattgefunden. Wurde bisher noch angenommen, dass die digitale Transformation ein Jobkiller wird, rechnen die befragten Unternehmen jetzt sogar mit einem wachsenden Personalbestand für mittelständische Unternehmen.

 

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Einschätzung zum Wegfall von Arbeitsplätzen durch die digitale Transformation Deutschland 20%, USA 4%

 

Unternehmenskultur und Mentalität

 

Die Mitarbeiter in den Unternehmen reagieren mental unterschiedlich auf die Prozesse zur digitalen Transformation. In 37 Prozent der deutschen Unternehmen führen solche Veränderungen zu Verunsicherung, wohingegen dies nur bei 6 Prozent der US-Konzerne der Fall ist. Die große Mehrheit der US-Mitarbeiter begrüßt die digitalen Veränderungen, viele sehen zudem eine positive Außendarstellung und eine zusätzliche Attraktivität als Arbeitgeber. In vielen deutschen Unternehmen gibt es eine Zweiteilung der Mitarbeiter und auch wenn 79 Prozent angeben, dass der digitale Wandel Neugierde und Interesse bei den Angestellten weckt, lehnen 14 Prozent die Veränderungen komplett ab. Ein Wandel der Betriebskultur, lässt sich in Deutschland bislang vorrangig bei Firmen mit hoher Digitalisierungsaffinität beobachten. Insbesondere Startups ermöglichen ihren Mitarbeitern heute mehr Flexibilität bei der individuellen Planung des Arbeitstages und in Bezug auf Arbeitszeitmodelle oder betrieblichen Auszeiten. Hier haben viele traditionelle Firmen noch Nachholbedarf, wenn sie attraktiv für kompetentes Personal bleiben wollen.

 

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In 37% der deutschen Unternehmen führt der digitale Wandel zu Verunsicherung, 14% lehnen in ab

 

Um die digitale Transformation erfolgreich mitgehalten zu können, ist der Wille zum Wandel unabdingbar. Hier zeigt sich, dass die digitale Transformation auch in den Köpfen stattfinden muss. In Deutschland wird zwar erkannt, wie wichtig und unvermeidbar der digitale Wandel ist, aber anscheinend drückt sich das noch nicht in Agilität und Flexibilität aus. Es stellt sich die Frage ob das Konstrukt der „German Angst“ tatsächlich existiert und sich in Form von Zögerlichkeit und Versagensängsten auf die digitale Transformation auswirkt.

 

Zwischenfazit

 

Die Ergebnisse machen auch deutlich, dass in beiden Ländern Digitalexperten sehr gefragt sind. Weiterbildungsmaßnahmen und Mitarbeiterentwicklung werden außerdem noch wichtiger als bisher. Unternehmen die bereits aktiv an der digitalen Transformation arbeiten, sind darüber hinaus attraktiv für neue Mitarbeiter. Insbesondere jüngere Generationen, wachsen bereits digital auf und wollenen an entsprechenden Themen in einer modernen Arbeitsumgebung arbeiten. Firmen die diese Faktoren nicht berücksichtigen haben längerfristig einen Wettbewerbsnachteil. Es wird also insbesondere für große Unternehmen wichtig ihre Unternehmenskultur anzupassen, um den digitalen Wandel zu ermöglichen. Hier werden zukünftig Aspekte wie flache Hierarchien und flexible Arbeitsmodelle eine Rolle spielen. Die Konzerne können hierbei von den Startups auch lernen, eine Arbeitskultur zu etablieren, die Fehler nicht nur toleriert, sondern als notwendige Entwicklungsschritte begreift.

 

Kooperationen mit Startups

 

Die Zusammenarbeit mit Startups kann aus verschiedenen Gründen eine wirkungsvolle Möglichkeit für große Unternehmen sein, um die digitale Transformation zu beschleunigen. Auf der einen Seite „lernen“ die großen Unternehmen von den kleinen agilen Unternehmen, auf der anderen Seite bieten diese eine Möglichkeit, Innovationen extern voranzutreiben. Große Unternehmen sind als „Tanker“ von Natur aus schwerfälliger. Entwicklungen im Unternehmen ganzheitlich zu verankern, dauert häufig sehr lang und stößt, wie oben beschrieben, oft auf Wiederstände. Die kleinen Startups sind hier eher wie „Speedboote“, wendig und agil.

 

Insbesondere in Deutschland wird in solchen Kooperationen eine große Chance gesehen und entsprechend häufig auch mit Startups zusammengearbeitet (35 Prozent). In den USA sieht die Lage komplett anders aus. Hier arbeiten nur 14 Prozent der Konzerne mit Startups zusammen. Das könnte daran liegen, dass hier in den großen Unternehmen bereits eine moderne Unternehmenskultur existiert und Innovationen intern entwickelt werden können. Das vorrangige Interesse besteht für deutsche Unternehmen eben darin, durch die Zusammenarbeit Zugänge zu neuen Technologien (88 Prozent) zu bekommen und schneller Innovationen entwickeln zu können (87 Prozent). Zu diesem Zweck werden verschiedene Netzwerk-Formen betrieben. 38 Prozent der Unternehmen die kooperieren, sind direkt an dem Startup beteiligt und weitere 27 haben ein Venture-Programm oder Fond aufgelegt.

 

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Warum Kooperationen mit Startups interessant sind: Zugang zu neuen Technologien 88%, schnellere Entwicklung von Innovationen 87%; 35% der deutschen Unternehmen arbeiten mit Startups zusammen

 

Zwischenfazit

 

Für deutsche Unternehmen ist die Kooperation mit Startups als Strategie durchaus sinnvoll, um fehlende Geschwindigkeit, Umsetzungskompetenz und mangelnde Digitalerfahrung zu kompensieren. Allerdings liegt in der Kooperation oder im Kauf eines Startups allein noch nicht die Lösung. Die Herausforderung besteht darin, die Innovationen zurück in das Unternehmen zu führen und dort zu verankern. Hier ist es entscheidend, dass die Unternehmensführung die Transformation aktiv unterstützt und dafür im gesamten Unternehmen Akzeptanz schafft. Solche Veränderungen sind prozesshaft und benötigen Zeit und weitere Ressourcen um nachhaltig zu wirken.

 

Fazit

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bedeutung der digitalen Transformation heute von den Unternehmen deutlich erkannt wird. Das ist in sofern ein Fortschritt, als das bisher das Phänomen noch häufig als vorübergehender Trend wahrgenommen wurde. Nicht zuletzt die neuen Mitspieler, die den Markt disruptiv umwälzen, haben aber dazu geführt, dass der digitale Wandel nun ernst genommen wird und auf der Agenda weit nach oben gerutscht ist. Das lässt sich auch daran erkennen, dass aktuell in mehr als jedem dritten Unternehmen die digitale Transformation von der Geschäftsführung oder vom Vorstand gesteuert wird.

 

Oft gelingt es den hiesigen Unternehmen aber noch nicht das Thema im gesamten Unternehmen zu verankern und die Mitarbeiter entsprechend zu motivieren. Hier fehlt den Unternehmen häufig eine übergreifende Strategie, welche prozesshaft und mit den nötigen Ressourcen erarbeitet werden muss. In ihrer Selbstwahrnehmung fühlen sich die deutschen Unternehmen mehrheitlich nicht gut auf die Herausforderungen vorbereitet, was die Umsetzung zusätzlich hemmt. Die Gründe liegen hierfür in internen Wiederständen und fehlenden Digitalkompetenzen sowie einem allgemeinen Gefühl der Unsicherheit. Hinzu kommen fehlende Erfahrungen mit nutzerorientierten Vorgehensweisen. Im Vergleich zu den USA wird deutlich, wie wenig deutsche Unternehmen aus der Perspektive des Kunden denken und versuchen seine Bedürfnisse und Wünsche zu erfassen und zum Maßstab ihrer Bemühungen zu machen. Besonders den großen Unternehmen fehlt zudem das benötigte Tempo, die Flexibilität und der Umsetzungsfokus um die Transformation voranzutreiben. Hier ist neben dem Wettbewerbsdruck ein Wille zum Wandel und eine offene und moderne Unternehmenskultur gefragt.

 

Positiv zu bewerten sind die Bemühungen der deutschen Unternehmen sich Hilfe von außen zu holen. Sei es durch Kooperationen mit Startups oder durch externe Beratung. Auf diese Weise werden die fehlenden Kompetenzen und die nötige Agilität extern zugeführt. Hierbei bleibt allerdings die Herausforderung bestehen, die Innovationen und Entwicklungen nachhaltig im Unternehmen zu implementieren.

 

Auch im Bereich Weiterbildung und Aufbau von Kompetenzen drückt sich aus, dass die Notwendig zum Handeln in deutschen Unternehmen erkannt wird. Hinzu kommen auch neue Organisationszuschnitte, Arbeitsformen und eine allmähliche Öffnung hin zu einer modernen Unternehmenskultur. Allerdings tun sich an dieser Stelle besonders noch viele große, traditionelle Unternehmen schwer.

 

Handlungsempfehlungen

 

  • Tempo und Umsetzungsfokus

 

Besonders den großen Unternehmen fällt es schwer die nötige Geschwindigkeit und Agilität zu erzeugen um neue Modelle und Innovationen zu entwickeln und umzusetzen. Hier können die traditionellen Konzerne von den Digitalunternehmen und Startups lernen. Diese entwickeln nicht nur schneller und verfügen über mehr digitales Know-How, sondern haben ihre eigenen Methoden der Umsetzung und Unternehmensführung etabliert. Hier ist insbesondere das “Lean Startup-Prinzip” zu nennen, welches die Gültigkeit von Geschäftsmodellen direkt an der Realität testet. Das heißt, man probiert ein Produkt oder einen Dienst auf der Basis von Prototypen aus und schaut dann wie es funktioniert. Durch das Feedback der Nutzer und Kunden werden dann die nötigen Veränderungen vorgenommen und anschließend das Ganze weiterentwickelt. Demgegenüber wird in traditionellen Unternehmen noch mit klassischen Vorgehensweisen wie Marktforschung und dem Anspruch auf Perfektion agiert, der dazu führt, dass sich die digitale Welt bis zum Launch oder Produktstart, schon längst weitergedreht hat.

 

  • Nutzer- und Kundenzentrierung

 

In der schnelllebigen digitalen Welt ist es entscheidend, dass Geschäftsmodelle schnell und insbesondere an den Bedürfnissen des Kunden ausgerichtet werden. Das beste und perfekt elaborierte Produkt ist zwecklos, wenn der Kunde damit nichts anfangen kann, da es keines seiner Probleme löst. Hier müssen die Unternehmen strategisch umdenken, den Kunden ernst nehmen und die Kundenzentrierung in alle Bereiche des Unternehmens ausbauen. Die digitale Welt und insbesondere die Sozialen Medien bieten heute gute Möglichkeiten die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden zu erfahren. Umfragen, Kommentare, Feedbacks aber auch Zugriffsdaten und andere Indikatoren, können hier relativ einfach für Aufschluss sorgen.

 

  • Geschützte Räume und Inkubatoren

 

Die etventure Studie macht deutlich, wie stark die deutschen Unternehmen mit internen Wiederständen zu kämpfen haben. Ängste, Unsicherheiten und Vorbehalte hemmen eine positive Entwicklungsdynamik. Hinzu kommt ein Organisationsapparat, der schnelle Entscheidungen und radikale Lösungsansätze verhindert. Um so wichtiger ist die Einrichtung von geschützten Räumen im oder nahe am Unternehmen. Solche Inkubatoren können dann Ideen und digitale Lösungen ohne die hemmenden Strukturen und Routinen der Gesamtorganisation schnell und konsequent umsetzen und erfolgreich im Markt realisieren. Hier kann für die hiesigen Unternehmen ein Blick auf die US-Unternehmen hilfreich sein, die bereits häufig im Unternehmen eine Digitaleinheit aufgebaut haben oder zu diesem Zweck eine Tochterfirma gegründet haben.

 

  • Unternehmenskultur und Design Thinking

 

Die digitale Transformation erfordert eine entschiedene aber auch begeisternde Führung. Wichtig ist, dass der Wandel an der Spitze positiv vorgelebt und das gesamte Unternehmen auf die Reise mitgenommen wird. Durch klare Kommunikation, flache Hierarchien und einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern können nicht nur Ängste abgebaut werden, sondern die oftmals verborgenen Potentiale und Kompetenzen der Angestellten aktiviert werden. Partizipation auf allen Ebenen ist hier das entscheidende Kriterium. Darüber hinaus braucht es eine gemeinsame Vision, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Das so genannte “Design Thinking” kann man in diesem Zusammenhang als Methode sehen, um neue Formen der kreativen Zusammenarbeit zu ermöglichen. In multidisziplinären Teams werden hier kreative Prozesse, nahe an den Bedürfnissen des Nutzers entwickelt. Das Verfahren orientiert sich an der Arbeit von Designern, die als eine Kombination aus Verstehen, Beobachtung, Ideenfindung, Verfeinerung, Ausführung und Lernen verstanden wird.

 

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Quellen:

„Digitale Transformation und Zusammenarbeit mit Startups in Großunternehmen in Deutschland und den USA“ von “Digitalberatung und Company Builder etventure” mit Unterstützung der GfK Nürnberg sowie YouGov, USA,

“Monitoring-Report Wirtschaft digital” von TNS Infratest und dem ZEW im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energi

Umfrage von Bitkom Research

Studie “Tradition trifft Transformation: Unternehmen Zukunft

 

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