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Elon Musks Neuralink – die Zukunft menschlicher Intelligenz?

 

Es war einmal ein junger Mann namens Elon Musk, der auszog, um das Leben der Menschheit zu revolutionieren. Er wollte ihr neuen Lebensraum auf anderen Planeten zugänglich machen und sie unabhängig von fossilen Brennstoffen werden lassen. Seine Ideen schienen vielen wie Fieberträume eines Größenwahnsinnigen – der Erfolg gab ihm letztendlich jedoch Recht und brachte die Kritiker zum Verstummen. Eines Tages dachte sich unser Revolutionär, es müsse doch irgendwie möglich sein, die menschliche Kommunikation zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. Er holte sich die klügsten Köpfe aus Technologie, Wissenschaft und Industrie, um zusammen mit ihnen unter dem Namen Neuralink ein Zauberhütchen für das menschliche Gehirn zu entwickeln. Dieses soll es nicht nur möglich machen, ohne Sprache direkt mit Gedanken von Mensch zu Mensch zu kommunizieren, sondern auch eine direkte Kommunikation – ohne externes technisches Equipment – zwischen Gehirn und Computern Wirklichkeit werden lassen. So erdachte er sich eine ebenso faszinierende wie für viele auch einschüchternde künstliche Intelligenz, die unser Leben in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht von Grund auf verändern wird. Wie das funktionieren soll, erfährst du im folgenden Artikel.

 

Elon Musk als Zauberer des 21. Jahrhunderts

 

Jene Zeiten, in denen Technik als unsexy galt und höchstens ebensolche Nerds interessierte, sind längst vorbei. Nerd ist heute alles andere als eine abschätzige Bezeichnung – viel mehr nennen sich mittlerweile auch jene, die mit technischen Spielereien, Computern, Comics und ähnlichem kaum etwas am Hut haben, als solche. Zum Nerd-Dasein gehört natürlich auch das passende Outfit. Karohemd und dick gerahmte Kunststoffbrillen müssen es mindestens sein – wenn auch Letztere oft mit normalem Glas bzw. Kunststoff bestückt sind. Wie so oft überwiegt eben auch hier der trügerische Schein das tatsächliche Sein. Wo aber kommt dieser Hype um zuvor hauptsächlich belächelte Typen plötzlich her?

Neben filmischen und sonstigen popkulturellen Bearbeitungen des Themas Nerd hat wohl vor allem einer einen guten Teil zur plötzlichen Glorifizierung des linkischen Technikfreaks beigetragen: Elon Musk.

 

Der gebürtige Südafrikaner ist der Popstar unter den Nerds und hat es mit seinen bahnbrechenden Ideen sowie Unternehmen geschafft, Nerds cool werden zu lassen. Dank einem Milliardenvermögen, Modelfreundinnen und einem nicht zu vernachlässigenden Maß an Exzentrik führt er den Lebensstil eines Hollywoodstars, um den er natürlich von unzähligen Menschen beneidet wird. So haben es CEOs, Ingenieure und Unternehmensgründer auf die gleiche Stufe wie Sänger, Schauspieler und Models geschafft. Wer hätte sich das vor nicht allzu langer Zeit träumen lassen?

Elon Musk wurde 1971 in Pretoria, Südafrika, als Sohn eines Maschinenbauingenieurs und eines Models geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Musk wie der typische Nerd: mit jeder Menge Büchern und Computern. Im Alter von 12 Jahren entwickelte er bereits sein erstes eigenes Comupterspiel namens Blastar, welches er sogar an eine Computerzeitschrift verkaufen konnte.

 

Mit 17 Jahren verließ Elon Musk Südafrika und lebte fortan in der Heimat seiner Mutter, Kanada. In den USA erwarb Musk den Bachelor in Physik und Volkswirtschaftslehre, bevor er zusammen mit seinem Bruder Kimbal und rund 2000 US-Dollar Startkapital sein erstes eigenes Internetunternehmen gründete.

 

Bei diesem Unternehmen handelte es sich um Zip2, das 1999 um sagenhafte 307 Millionen US-Dollar von Compaq aufgekauft wurde. Zuvor war noch niemals ein derartig hoher Preis für ein Internetunternehmen bezahlt worden.

 

Im selben Jahr gründete Musk das Unternehmen X.com, das ein Onlinebezahlsystem anbot und im Jahr 2000 mit dem Konkurrenzunternehmen Confinity fusionierte. Heraus kam PayPal, das schnell zum wichtigsten internationalen Onlinebezahlsystem wurde und im Jahr 2002 um 1,5 Milliarden US-Dollar an eBay verkauft wurde.

 

Nach diesem Verkauf wandte sich Musk von Internetunternehmen ab, um sein neues Ziel zu verfolgen: die Massenanfertigung technisch hochkomplexer und teurer Produkte. So gründete er im Jahr 2002 das Raumfahrtunternehmen SpaceX, das bis dato unbemannte Raumflüge verkauft hat. In Zukunft sollen jedoch auch bemannte Raumflüge angeboten werden. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist es, die Kosten der Raumfahrt zu senken, um menschliches Leben auf anderen Planeten zu ermöglichen. Am 28. September 2008 ist es dem Unternehmen gelungen, erstmals eine vollständig aus privaten Mitteln finanzierte Flüssigtreibstoffrakete in den Orbit zu schicken – und das mit rund zwei Drittel niedrigeren Kosten als bei staatlichen Raumflügen.

 

Seit 2004 investiert Elon Musk – mittlerweile CEO und Product Architekt des Unternehmens – auch in den auf die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen spezialisierten Autohersteller Tesla. Dieser gab 2014 all seine Patente frei, um auf diese Wise die Entwicklung von Elektrofahrzeugen voranzutreiben.

 

2006 gründete Elon Musk mit seinen Cousins Lyndon und Peter Rive das Unternehmen SolarCity, das Solarstromanlagen herstellt und betreibt.

 

Bei dem 2013 gegründeten Unternehmen Hyperloop handelt es sich um ein Projekt zur Realisierung eines neuen Konzeptes für Personen- und Güterverkehr. Abgeschlossene Kapseln sollen in einer Doppelröhre auf Luftkissen auf bis zu 1 220 km/h beschleunigt werden und so Transporte kostengünstiger als mit einem Zug möglich machen. Ein Testmodell soll noch in diesem Jahr – 2017 – vorgestellt werden.

 

Das 2015 gegründete Unternehmen OpenAI ist eine gemeinnützige Organisation zur Erforschung künstlicher Intelligenz. Diese Organisation soll im Dienste der gesamten Menschheit stehen.

 

Im März 2017 stellte Elon Musk schließlich sein Unternehmen Neuralink der Weltöffentlichkeit vor. Dieses Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Gehirn-Maschinen-Schnittstellen spezialisiert, die unsere Gesellschaft von Grund auf verändern sollen.

 

Das steckt hinter dem Unternehmen Neuralink

 

Wenn du der Meinung bist, dass die Ziele von SpaceX und Tesla schon abgedreht sind, solltest du dich jetzt gut festhalten. Mit Neuralink möchte Elon Musk nämlich nichts anderes als unsere Gehirne miteinander und mit Computern verbinden. Während es Elon Musk bei Tesla und SpaceX darum geht, was die Menschheit in Zukunft tun wird, geht es ihm mit Neuralink darum, wie der Mensch in Zukunft sein wird. Alleine an dieser Unterscheidung kannst du bereits erkennen, wie groß und allumfassend die Mission von Neuralink ist. Geht es nach Elon Musk, werden wir also nicht nur bald den Weltraum und fremde Planeten besiedeln, sondern auch noch dank Body Augmentation ständig mit unseren Computern verbunden sein. Bislang übliche und bekannte Eingabemethoden wie Keyboards, Trackpads aber auch Sprachsteuerung werden somit obsolet – du denkst, der Computer macht. Dabei hat dein Gehirn auch automatisch Zugriff auf alle Programme und Dateien auf dem Computer. Doch das ist noch nicht alles: So soll nicht nur die unmittelbare Kommunikation zwischen Gehirn und Computer möglich werden, sondern auch jene zwischen Gehirn und Gehirn. Konkret heißt dies, dass Sprache dann überflüssig wäre. Du müsstest deine Gedanken und Ideen also nicht erst mühsam in Sprache übersetzen, sondern könntest diese direkt an deine Mitmenschen senden.

 

Ein Interface zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern – was sich für die einen nach der reinsten Dystopie anhört, lässt andere auf eine segensreiche Zukunft hoffen. Ein erklärtes Ziel von Elon Musks Neuralink ist die Integration einer künstlichen Intelligenz – kurz KI – in das menschliche Bewusstsein. Dabei versteht Neuralink die KI als eine Art zusätzlichen Teil des Menschen. Ähnlich unserem Selbst wäre die KI ein Teil von uns, ein zusätzlicher Bereich unseres Gehirns, der untrennbar mit uns verbunden ist. Die Grenze zwischen unserem biologischen Ich und der KI würden verschwimmen, wir würden eins werden. Dies würde es auch erlauben, cloud-basiertes KI-Computing auf eine Art und Weise in unser Gehirn zu integrieren, dass es nicht mehr möglich wäre, dieses von unserem Selbst zu unterscheiden. Elon Musk zieht hier den Vergleich mit unserer Sprache und dem Sprachzentrum in unserem Gehirn: Auch hier kann niemand zwischen seinen sprachlichen Äußerungen und den dafür zuständigen Regionen im Gehirn unterscheiden.

 

Du musst dich allerdings noch nicht auf ein Body Enhancement mit einem neural lace – einem künstlichen neuronalen Netz – vorbereiten, denn laut Elon Musk hast du dafür noch ein wenig Zeit. So soll die Technik frühestens in acht bis zehn Jahren für den Einsatz an gesunden Menschen startbereit sein. Zuvor möchte sich das Unternehmen Neuralink nämlich auch noch der Entwicklung therapeutischer Anwendungen widmen, mit denen unterschiedliche neurologische Probleme behandelt werden sollen. Diese Vorgehensweise ist sicherlich auch in Hinsicht auf die nötigen Zulassungen klug.

 

I can´t wrap my head around it – Neuralink verstehen

 

Wahrscheinlich hat jeder, der sich näher mit Neuralink und dem dahinter stehenden Konzept auseinandersetzt, das Gefühl, gerade mit einer Zeitmaschine in die Zukunft gereist zu sein. Um Neuralink wirklich zu verstehen, musst du das Konzept sowohl von innen als auch von außen betrachten. Die Innensicht bezieht sich dabei auf die technischen Herausforderungen, denen sich die Entwicklungsingenieure stellen müssen, während die Außensicht die Herausforderungen der gesamten Menschheit betrachtet. Wo befinden wir uns momentan? Wie sind wir hierher gelangt? Wie könnte unsere Zukunft aussehen? Das sind die Fragen, die hinter Neuralink stehen. Lass es uns also wagen und versuchen, Neuralink wirklich zu verstehen.

 

Von Nervenzellen und Gehirnmaschinen

 

Um Neuralink zu begreifen, müssen wir ganz am Anfang beginnen. Und dort steht die Nervenzelle, die erstmals vor rund 580 Millionen Jahren bei Quallen auftrat. Bei diesen Quallen handelte es sich um die erste Art, die mit einem Nervennetz ausgestattet und somit in der Lage war, wichtige Informationen aus der Umwelt aufzunehmen. So ausgerüstet konnte diese Ur-Qualle im Gegensatz zu anderen früheren Lebewesen auf Veränderungen in der Umwelt reagieren und ihre Überlebenschancen dramatisch erhöhen.

Rund 30 Millionen Jahre nach dieser Qualle erschien ein neuer Spieler auf dem Feld – der Plattwurm. Dieser verfügte plötzlich nicht nur über einzelne Nervenzellen, sondern auch über eine Zentrale, die all diese Nervenzellen miteinander koordinierte, sowie Bahnen, die die Informationen von den einzelnen Nervenzellen in diese Zentrale transportierten. Kurz: Dieser Plattwurm war das erste Lebewesen mit einem Gehirn und einem zentralen Nervensystem. Diese Ausrüstung machten ihn so erfolgreich, dass andere Spezies bald seinem Vorbild folgten und Gehirne sowie Nervensysteme hervorbrachten. Diese entwickelten sich auch rasch weiter und wurden immer leistungsfähiger sowie effizienter.

 

Als nächster Big Player der Evolution erschien vor rund 265 Millionen Jahren der Frosch auf dem Bildschirm. Dieser war das erste Lebewesen, das atmete und einen Herzschlag hatte, also mit einem Herzkreislaufsystem ausgestattet war.

 

Etwa 40 Millionen Jahre später entwickelten sich mit kleinen Nagern die ersten Säugetiere. Diese verfügten nun nicht mehr nur über reine Überlebensfunktionen, sondern auch über komplexe Gefühle wie Liebe, Angst und Wut – und eben einem dafür zuständigen limbischen System. Über die nächsten 100 Millionen Jahre wurden Säugetiere laufend komplexer, bis vor etwa 80 Millionen Jahren die ersten Vorläufer von Primaten auftauchten. Diese waren mit einer Frühversion des Neocortex ausgestattet, der sich bald als echtes Zukunftsmodell erweisen sollte. Bei Hominiden war er schließlich der tonangebende Boss, der die Nutzung von Werkzeug, strategisches Jagen und eine planvolle Zusammenarbeit mit anderen Hominiden überhaupt erst möglich machte. Abgesehen davon ist es der Neocortex, der den Menschen denken lässt. Er ist der entscheidende Baustein, der dafür sorgt, dass Menschen komplexe Gedanken formen, langfristige Pläne schmieden und vernünftige Entscheidungen treffen.

 

So ging es dann eine geraume Zeit weiter, bis vor rund 100 000 Jahren der nächste Meilenstein folgte: Der Mensch begann zu sprechen. Er erfand ein Referenzsystem mit verschiedenen Lauten, die als Symbole für tatsächliche Gegenstände und Vorgänge dienen. 50 000 Jahre später verständigten sich Menschen dann bereits in komplexen Sprachen miteinander. Es ist also nicht übertrieben, wenn wir sagen, dass der Neocortex den Menschen zu einem Zauberer gemacht hat. Er hat es nicht nur ermöglicht, dass der Mensch eine komplexe innere (Gedanken-)Welt aufbaut, sondern auch, dass er diese mittels vibrierender Luft und einem Symbolsystem mit anderen Menschen teilt. Wie cool ist das eigentlich?

 

Eine wesentliche Errungenschaft dieser Entwicklung ist die Fähigkeit zu lernen. So konnten dank Sprache Erfahrungen nicht nur unter den einzelnen Stammesmitgliedern ausgetauscht, sondern auch von Generation zu Generation weitergegeben werden. Fehler konnten auf diese Weise plötzlich vermieden und neue Erkenntnisse geteilt werden. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, was für ein Erfolgsboost dies für die Menschheit war.

 

Hatte ein Stammesmitglied eine clevere Idee, profitierten alle anderen Mitglieder über viele Generationen hinweg von dieser. Konnte zum Beispiel die Jagd durch eine Beobachtung effizienter gestaltet werden, ließ dies den anderen zugleich mehr Zeit für andere Arbeiten wie etwa die Herstellung von Werkzeug und Waffen, die mit der Zeit ebenfalls immer mehr verbessert werden. Auf diese Weise konnte nach und nach Wissen gesammelt und aufgebaut werden, von dem die Menschheit als Gesamtes profitierte. Und um dieses zu tradieren, war und ist Sprache unbedingt notwendig. Sie ist es, die es erlaubt, die wichtigsten Erkenntnisse an die nächste Generation weiterzugeben. Große Ideen können so in handliche kleine Pakete verpackt und anderen überreicht werden.

 

Die Rolle der Sprache beim menschlichen Lernprozess und dem Aufbau von kollektivem Wissen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zum einen ermöglicht Sprache innerhalb einer Generation größere Lernerfolge, zum anderen können diese Lernerfolge dank Sprache auch an die nächste Generation weitergegeben werden. Auf diese Weise lässt sich Wissen immer vergrößern und ausbauen, sodass irgendwann eine kollektive Intelligenz entsteht. Und von dieser profitiert die Menschheit deutlich mehr als von der individuellen Intelligenz. Wenn du heute jemand ohne jedes Wissen alleine im Wald aussetzt und ihn anweist, das effizienteste Jagdwerkzeug zu entwickeln, wird er es kaum schaffen, Pfeil und Bogen zu entwickeln – obwohl du diese sicher als primitive Waffen bezeichnen würdest. Erst das Weitergeben und Teilen von Erkenntnissen sowie Wissen mittels Sprache hat deren Entwicklung überhaupt erst ermöglicht. Kollektive Anstrengung ist nämlich eine Grundvoraussetzung für derartige Errungenschaften.

 

Sprache dient nicht nur dem Aufbau und der Vermittlung von Wissen, sondern auch der Formung sozialer Strukturen. Diese sind wiederum eine Voraussetzung für die Entstehung dauerhafter Siedlungen, in denen mehrere verschiedene Stämme einen Super-Stamm bilden. In diesem Super-Stamm können die einzelnen Stämme ihr kollektives Wissen miteinander teilen und so eine Art Wissensturm aufbauen. Auf diese Weise kann die Lebensqualität aller gesteigert werden – so wie es rund 10 000 Jahre v. Chr. G. das erste Mal geschah. Dieser Effekt lässt sich mit dem Metcalfe’schen Gesetz erklären. Dieses besagt, dass „der Nutzen eines Kommunikationssystems proportional zur Anzahl der möglichen Verbindungen zwischen den Teilnehmern (also etwa dem Quadrat der Teilnehmerzahl) wächst“. Das heißt, dass zwei Menschen eine Konversation haben können, während drei Menschen bereits vier einzelne Konversationsgruppen – drei verschiedene Zwei-Personen-Gespräche sowie ein Gruppengespräch – haben können. Zwanzig Personen haben sage und schreibe 1 048 555 Konversationen. Anhand dieser Rechnung kannst du dir vorstellen, wie sehr Menschen in großen Siedlungen und Städten von dem dort vorhandenen Wissen profitieren. Mehr Konversation bedeutet nicht nur mehr Wissensaustausch, sondern auch viele neue Ideen, neue Entdeckungen und bahnbrechende Innovationen. Die Voraussetzung für Fortschritt sind also Menschen, die miteinander sprechen.

 

Zuerst war die Sprache, dann kam die Schrift. Experten gehen heute davon aus, dass Menschen erstmals vor rund 5000 bis 6000 Jahren damit begannen, ihr Wissen niederzuschreiben. Damit gelang dem kollektiven Wissen der Menschheit der Sprung aus den Gehirnen in ein anderes Medium. Bis dahin wurde Wissen ausschließlich in Form von Erinnerungen und live ausgetauscht. Das hat zwar in Stämmen von überschaubarer Größe durchaus funktioniert, in größeren Gruppen wäre Wissen auf diese Weise jedoch schnell verloren gegangen. Das Festmachen von Gedanken an physischen Objekten wie Stein und Papier war also die logische Weiterentwicklung des bisherigen Entwicklungsprozesses. So begann der menschliche Wissensturm sich physisch zu manifestieren und wurde gut organisiert in Universitäten und Bibliotheken aufbewahrt. Dieses gesammelte Wissen stellt so etwas wie die Betriebsanleitung für das Leben dar, die das Erlangen neuer Erkenntnisse ermöglicht, die ihrerseits wiederum Eingang in dieses Handbuch finden. So kann jede Generation ihr Leben mit einem höheren Wissensstand beginnen und den Fortschritt weiter vorantreiben.

 

Für alle Menschen gilt dies allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert. Zuvor war in Büchern niedergeschriebenes Wissen nämlich nur einer ausgewählten Elite zugänglich gewesen. Dies sollte sich erst mit der Erfindung des Buchdrucks ändern – welche eigentlich schon einige Jahrhunderte zuvor in China stattfand, aber du weißt ja: If it didn´t happen in the west it didn´t happen at all. Also zurück zu Guttenbergs good old Stempelmaschine – was sie im Grunde nämlich war – die es plötzlich möglich machte, unzählige Kopien von Büchern herzustellen. Diese waren nun nicht nur erschwinglich, sondern auch für jedermann zugänglich, was dazu führte, dass Bildung plötzlich kein Vorrecht der Elite mehr war. Wissen konnte nun rasant verbreitet werden – dies markiert den Beginn der Massenkommunikation. Wissenstürme waren nun nicht mehr auf einzelne Städte beschränkt, vielmehr begann die Menschheit wie ein einziger Organismus zu funktionieren und einen gemeinsamen Mega-Wissensturm zu errichten. Dieser gemeinsame Wissensturm ist dabei das Gehirn des Organismus und jedes einzelne menschliche Gehirn eine Nervenzelle – so entstand der menschliche Koloss.

 

Das ewige Streben nach mehr Wissen

 

Mit Zugang zum gesamten menschlichen Wissen ist es dem menschlichen Koloss gelungen, Dinge zu erfinden, die kein Mensch jemals für möglich gehalten hätte – Schnellzüge, Autos, Glühbirnen, Telefone, Computer und das Internet, um nur einige zu nennen. Er hat die Menschheit in die Tiefen des Meeres und in den Weltraum geführt. Massenkommunikation wurde durch die Erfindung von Radio und Fernsehen neu definiert – diese erlauben es, einen menschlichen Gedanken in Sekundenschnelle in die Gehirne von Millionen anderer Menschen zu bringen.

 

Denkt man an die menschliche Kernmotivation, Gene weiterzugeben, dann besteht die Kernmotivation des menschlichen Kolosses wahrscheinlich darin, Werte in Form neuerer und besserer Technologien zu erzeugen, die die Menschheit als Gesamtes weiterbringen. Und jedes Mal, wenn er das macht, wird er automatisch zu einem besseren sowie schnelleren Erfinder und Entwickler.

 

Etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts begann der menschliche Koloss an seiner bislang ambitioniertesten Erfindung zu arbeiten – um Werte zu schaffen, fing er an, Maschinen zu entwickeln, die Werte schaffen.

 

Maschinen sind in vielen Bereichen besser als Menschen, wenn es darum geht, bestimmte Arbeiten zu erledigen. Dadurch werden wiederum jede Menge neue Ressourcen frei. Maschinenarbeit hat Unmengen menschlicher Energie und Zeit freigesetzt, die nun dafür genutzt werden können, neue Innovationen zu entwickeln.

 

Nachdem die Arbeit unserer Arme an Maschinen in Fabriken outgesourct wurde und die Arbeit unserer Beine an fahrende Maschinen, wäre der nächste logische Schritt, dass auch die Arbeit unseres Gehirns an eine Maschine outgesourct wird.

 

Womit wir bei der Erfindung des Personal Computers angelangt wären.

Eine der Aufgabe von Computern ist das Sichern von Erinnerungen. So waren Computer zu Beginn Erinnerungsmaschinen – darüber hinaus waren sie jedoch anders als Bücher auch dazu in der Lage, Informationen zu verarbeiten. Ähnlich wie es Industriemaschinen ermöglichen, physische Prozesse outzusourcen, erlaubten es Computer plötzlich, das Verarbeiten von Informationen outzusourcen. Dabei kannst du dir ein Softwareprogramm wie eine Maschine zur Verarbeitung von Informationen vorstellen. Dies hat sich als überaus nützlich erwiesen, sodass Computer bald eine wesentliche Rolle im menschlichen Leben spielten. Ende der 80er-Jahre war es in westlichen Industrienationen schließlich üblich, dass ganz normale Menschen ihren persönlichen Gehirnassistenten in Form eines Computers hatten.

 

Der nächste große Sprung gelang in den 90ern. Zu Beginn dieses Jahrzehnts lernten die Millionen von isolierten Gehirnmaschinen/Computer miteinander zu kommunizieren. Sie haben mit dem Internet ein weltweites Netzwerk von Gehirnmaschinen gebildet – den Computer-Koloss. Und dieser macht den menschlichen Koloss noch einmal unglaublich stärker und leistungsfähiger.

 

Das Internet ist so etwas wie das Zentralnervensystem des menschlichen und des Computer-Kolosses . Es ermöglicht es, dass die einzelnen Nervenzellen – Computer und menschliche Gehirne – miteinander verbunden sind und Informationen in Lichtgeschwindigkeit zwischen diesen ausgetauscht werden. So kann der menschliche Koloss dank Internet viel schneller und effizienter denken. Durch den unbeschränkten Zugang zum gesamten menschlichen Wissensturm fing der menschliche Koloss darüber hinaus auch an, wesentlich schneller zu lernen. So wie Computer als Erweiterung einzelner menschlichen Gehirne dienen, dient der Computer-Koloss als Erweiterung des menschlichen Kolosses.

 

Nun ist der menschliche Koloss also mit seinem ersten echten Zentralnervensystem, einem erweiterten Gehirn sowie einem mächtigen neuen Instrument ausgestattet. Dies erlaubt es ihm, Innovation auf ein vollkommen neues Level zu heben. Dabei hat er bislang einen großen Teil seiner Bemühungen auf die Verbesserung seines Computerfreundes gelegt, denn je leistungsfähiger dieser ist, umso leistungsfähiger ist auch er selbst. Heute sind Computer daher schneller und billiger als je zuvor, das Internet wireless und die Chips klein sowie leistungsfähig. Beinahe jeder Mensch hat mittlerweile einen Computer in seiner Hosentasche. Was ist also der nächste logische Schritt dieser Entwicklung? Richtig, Computer müssen denken lernen. Zwar gibt es bereits lernfähige Software, menschliches Denken beherrschen Computer aber immer noch nicht. Eine tatsächliche KI existiert bis dato nicht.

 

Was der menschliche Koloss geschaffen hat, ist aufgrund seiner Fähigkeit, unabhängig und vernünftig zu urteilen, enstanden. Das ultimative Brain Extension Tool, eine echte künstliche Intelligenz, müsste daher ebenfalls über diese Fähigkeit verfügen und tatsächliche selbstständig denken können. Wir haben keine Ahnung, wie es tatsächlich sein wird, wenn der Computer-Koloss eines Tages seine Augen öffnet und tatsächlich ist. Mit seinem Willen, Werte zu schaffen, ist es jedoch das erklärte Ziel des menschlichen Kolosses, dies herauszufinden. Cogito ergo sum.

 

So funktioniert unser Gehirn

 

Wissen funktioniert nach dem Schema eines Baumes. Der Stamm ist unbedingt notwendig, um die Äste und Blätter zu halten. Ohne Grundwissen gibt es also auch kein Detailwissen. Aber was hat das mit Elon Musks Zauberhütchen für das Gehirn zu tun? Nun, um dessen Konzept und die Idee dahinter zu verstehen, musst du verstehen, warum Elon Musk dieses Hütchen unbedingt entwickeln will.

 

Zu verstehen, was ein Gehirn-Computer-Interface – oder kurz GCI – ist, wie dieses funktioniert und wo die Technologie momentan steht, sind sozusagen einige der Hauptäste, die nötig sind, um auch die Blätter zu verstehen. Darüber hinaus ist es auch unbedingt notwendig, zu verstehen, wie das menschliche Gehirn funktioniert – das ist unser Baumstamm. Lass uns also mit diesem Basiswissen loslegen.

 

Das Gehirn schwimmt nicht einfach frei im Schädel, sondern ist von drei Hirnhäuten umgeben:

  • Die Pia Mater ist jene Haut, die das Gehirn direkt umgibt. Sie ist überaus zart und direkt mit der äußeren Schicht des Gehirns verbunden.
  • Die Arachnoid Mater folgt auf die Pia Mater. Bei ihr handelt es sich um eine Haut sowie Fasern, die für den einzigen Freiraum zwischen dem Gehirn und dem Schädel sorgen. Die Fasern der Arachnoid Mater stabilisieren die Position des Gehirns und dienen überdies als eine Art Stoßdämpfer, falls du dir einmal den Kopf irgendwo anschlagen solltest. Dieser Zwischenraum ist mit Rückenmarksflüssigkeit gefüllt, in der das Gehirn schwimmt.
  • Die Dura Mater ist die äußerste der drei Hirnhäute. Sie ist fest, robust und auch wasserfest. Diese Haut ist mit dem Schädel verbunden. Im Gegensatz zum Gehirn selbst verfügt sie über Schmerzsensoren – wenn du also Kopfschmerzen hast, tut dir höchstwahrscheinlich die Dura Mater weh.

 

Das Gehirn ist das komplexeste uns bekannte Objekt. Nichts anderes enthält so viele Informationen und ist so dicht strukturiert. Und dabei arbeitet das menschliche Gehirn lediglich mit 20 Watt – ein ähnlich leistungsfähiger Computer benötigt 24 000 000 Watt. Gleichzeitig handelt es sich bei unserem Gehirn aber auch um eine unansehnliche Masse irgendwo zwischen Pudding und Götterspeise, die ähnlich einer Qualle ihre Form verlieren würde, würden wir sie auf einem Tisch platzieren. Letztendlich sind wir alle nur ein komisch aussehendes, gelee-artiges Ding, das unseren Körper bewohnt. Ich hoffe, du kannst mit dieser Vorstellung gut leben, auch wenn sie noch so abstrakt und seltsam ist. Kein Wunder also, dass sowohl Aristoteles als auch die alten Ägypter dachten, das Gehirn sei bloß irgendein nutzloses Ding.

 

Heute wissen wir zwar, dass das Gehirn das Zentrum unseres Mensch-Seins ist, wie es funktioniert haben wir aber noch längst nicht verstanden. Um ehrlich zu sein, haben wir überhaupt keinen Plan, was unser Gehirn ist, was es macht, wie es das macht und warum. Wir stehen im Dunkeln und können uns selbst nicht verstehen. Vielleicht werden wir dies nie können. Vielleicht ist es nicht möglich, dass sich eine Maschine selbst vollkommen begreift. Wir wären aber nicht der menschliche Koloss, wenn wir es nicht versuchen würden.

 

Wäre das menschliche Gehirn so einfach, dass wir es verstehen könnten, wäre es so einfach, dass wir es nicht verstehen könnten

 

Alles klar? Dachten wir uns doch. Auch wenn der Mensch momentan noch nicht einmal ansatzweise in der Lage ist, das Gehirn zu verstehen, wird es uns mithilfe des menschlichen Kolosses und auch des Computer-Kolosses – also unseres gigantischen Wissensturms – irgendwann vielleicht gelingen, alle Geheimnisse des Gehirns zu entschlüsseln. Heute müssen wir uns an dieser Stelle damit begnügen, einen Blick auf das zu werfen, was wir bereits wissen. Dafür dauert das auch nicht so lange, versprochen.

 

Das Reptilienhirn ist jener Teil unseres Gehirns, der der Evolutionsstufe der Reptilien entspricht und damit gleichzeitig der älteste. Alles, was dieser Teil unseres Gehirns tun kann, können auch Frösche und Eidechsen tun. So ist das Reptilienhirn zum Beispiel dafür zuständig, dass unser Herz schlägt, dass wir atmen, dass der Blutdruck reguliert wird, dass wir uns bei Übelkeit übergeben, dass wir kauen und schlucken, dass wir unsere Ausscheidungen kontrollieren, dass wir unsere Umwelt mithilfe unserer Sinne wahrnehmen sowie dass wir uns motorisch unter Kontrolle haben.

 

Das limbische System sorgt dafür, dass wir am Leben bleiben. Es ist dafür zuständig, dass wir essen, trinken, Sex haben und vor etwas Gefährlichem wegrennen. Darüber hinaus ist das limbische System auch der Sitz unserer Emotionen. Letztendlich sind aber auch diese wichtig für das Überleben – zumindest wenn es um das Überleben in einem komplexen sozialen System geht. Das eigene limbische System kontrollieren zu können ist eines der wichtigsten Zeichen von menschlicher Reife und gleichzeitig ein fundamentales menschliches Problem. Zwar ist das limbische System einer der Faktoren, der uns zum Mensch macht, dabei hat es jedoch leider nicht verstanden, dass wir mittlerweile in einer zivilisierten Gesellschaft leben. Lässt du deinem limbischen System also die Oberhand, wird es schnell dein Leben ruinieren. Zu den wichtigsten Teilen des limbischen Systems zählen die Amygdala, der Hippocampus und der Thalamus.

Der Neocortex ist jener Teil des Gehirns, der Säugetiere zu Säugetieren macht. Der Neocortex besteht aus dem Stirnlappen, dem Scheitellappen, dem Hinterhauptslappen und dem Schläfenlappen.

 

Der Frontallappen beheimatet unsere Motorik, unsere Persönlichkeit sowie unser Denken. Als Teil von diesem ist der präfrontale Cortex für rationale Entscheidungen zuständig – er ist sozusagen der vernünftige Erwachsene in unserem Kopf.

 

Der Scheitellappen kontrolliert die Körperfühlsphäre. Alles, was du mit deinem Körper fühlst und wie du deine Körperteile bewegst, wird hier gesteuert.

 

Der Schläfenlappen ist der Sitz unserer Erinnerungen und unseres Gehörs.

 

Der Hinterhauptslappen ist hingegen fast ausschließlich für das Sehen zuständig.

Das besonders Interessante an diesen einzelnen Abschnitten des Neocortex ist, dass es sich dabei nicht etwa um ganze Teile des Gehirns handelt, sondern lediglich um die äußeren zwei Millimeter. Das Geheimnis liegt in den charakteristischen Falten des Gehirns. Diese ermöglichen es, bei gleichbleibendem Volumen die Oberfläche zu vergrößern. Würde man nun den Cortex vom Gehirn nehmen und entfalten, erhielte man ein Laken in der Größe von etwa 48 cm x 48 cm, wohingegen das Gehirn selbst nur eine Länge von etwa 16 cm hat. Cool, oder?

 

Immerhin können wir zumindest einmal festhalten, dass die Wissenschaft bereits versteht, welcher Teil des Gehirns wofür zuständig ist.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang es erstmals, Gehirnzellen sichtbar zu machen. Damals war die Überraschung groß, denn man hatte nicht erwartet, ein Neuron zu sehen. Dieses ist jedoch der ausschlaggebende Player im Gehirn sowie im Zentralnervensystem. Schließlich dauerte es jedoch bis in die 50er-Jahre des folgenden Jahrhunderts, um herauszufinden, wie Neuronen miteinander kommunizieren. Das wollen selbstverständlich auch wir wissen, weshalb wir nun einen genaueren Blick auf klassische Neuronen werfen.

 

Neuronen verfügen über eine Art Stamm, das Axon. Dieses Axon ist im Ruhezustand leicht negativ geladen. Der Kontakt mit anderen Neuronen überträgt Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, die je nach ihrer Art die elektrische Aufladung verändern. Übersteigt die elektrische Aufladung einen gewissen Punkt, löst sie das Aktionspotenzial des Neurons aus, sodass Erregung auf andere Nervenzellen übertragen wird. Dies geschieht, indem ein Elektrizitätsimpuls durch das Neuron, aus den Axonterminalen über die Synapsen in die Dendriten anderer Neuronen fließt. So findet Informationsübertragung statt.

 

Die Erregungsleitung ist dann besonders schnell möglich, wenn Axone von einer Myelinscheide umgeben sind. Dies ist zum Beispiel bei scharfem Schmerz der Fall. Diese Art von Schmerz spürst du sofort, während stumpfer Schmerz erst nach einer kurzen Verzögerung einsetzt. Der Grund hierfür ist, dass scharfer Schmerz über von Myelinscheiden umgebene Axone übertragen wird und dumpfer Schmerz nicht.

 

Das Netzwerk in unserem Gehirn

 

Ähnlich wie Computertransistoren übertragen auch Neuronen Informationen mithilfe eines binären Systems – es gibt 0 für kein Aktionspotenzial und 1 für ein abgefeuertes Aktionspotenzial. Das Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen, wovon sich rund 20 Milliarden im Cortex befinden.

 

Wenn du eine Fertigkeit übst und schließlich gut darin wirst, haben sich die Chemikalien, die für die Informationsübertragung zwischen Neuronen verantwortlich sind, dementsprechend angepasst und eingestellt. Aus diesem Grund heißt es auch Übung macht den Meister: Damit die Chemikalien sich nämlich einstellen können, musst die Tätigkeiten immer wieder wiederholen. In diesem Fall kommt es jedoch noch nicht zu einem dauerhaften Lernerfolg. Erst wenn du etwas oft genug wiederholt hast, erkennt dein Gehirn, dass diese Tätigkeit dauerhaft gebraucht wird, und nimmt strukturelle Änderungen vor. Das heißt, dass sich nicht nur die Chemikalien verändern, sondern die Neuronen selbst. Sie ändern ihre Form, ihren Ort und passen ihre Verbindungen den geforderten Bedingungen an.

 

Diese Fähigkeit von Neuronen, sich sich zum Zwecke der Optimierung chemisch, funktional sowie strukturell zu verändern, nennt man neuronale Plastizität. Bei Babys ist sie am stärksten ausgeprägt, denn das Gehirn eines Babys ist bereit, sich an unzählige Anforderungen anzupassen.

 

Auch wenn neuronale Plastizität im Laufe des Lebens abnimmt, bleibt sie doch immer erhalten. Sie ist der Grund, warum wir Zeit unseres Lebens lernfähig bleiben, warum wir alte Gewohnheiten ablegen und neue annehmen können. Dabei ist der Trick, alte Gewohnheiten loszuwerden, lediglich der, lange genug am Ball zu bleiben. Wenn du lange genug durchhältst, verändert dein Gehirn die programmierten Abläufe und plötzlich wird ein neues Verhalten zur Gewohnheit. Es hat sich sozusagen physisch in deinem Gehirn manifestiert.

 

Das Gehirn besteht grundsätzlich aus grauer Substanz und weißer Substanz. Während die graue Substanz hauptsächlich Zellkörper enthält, befinden sich in der weißen Substanz in erster Linie Leitungsbahnen – Axone, die in eine Myelinschicht gehüllt sind.

 

Die graue Substanz findet sich in zwei Bereichen des Gehirns: dem limbischen System, in Teilen des Stammhirns sowie in der 2 Millimeter dicken Schicht des Cortex. Dazwischen befindet sich weiße Substanz voll mit den Axonen der Cortikalneuronen. Du kannst dir den Cortex daher wie eine große Kommandozentrale vorstellen, die Anweisungen durch die weiße Substanz – die sich nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Teilen des Zentralnervensystems findet – schickt.

 

Das Nervensystem besteht aus zwei Teilen: dem Zentralnervensystem mit dem Gehirn und dem Rückenmark sowie dem peripheren Nervensystem mit einer Vielzahl von Neuronen, die vom Rückenmark in den restlichen Körper gehen.

 

Miteinander kommunizierende Interneuronen sind die häufigste Art von Neuronen. Sie sind klassische Vermittler.

 

Des Weiteren unterscheidet man zwischen motorischen Neuronen und sensorischen Neuronen, die das periphere Nervensystem bilden. Die Aufgabe motorischer Neuronen ist es, Impulse vom Gehirn und vom Rückenmark an Muskeln und Drüsen weiterzuleiten. Sensorische Neuronen leiten Informationen von den Sinnesorganen an das Gehirn, das Rückenmark sowie das Nervenzentrum im Darm weiter.

 

Das periphere Nervensystem hat seinen Ursprung im motorischen sowie im somatosensorischen Cortex. Von dort schlängeln sich die sensorischen Neuronen durch die weiße Substanz des Gehirns hinunter zum Rückenmark, das letztendlich nichts anderes als ein massives Bündel von Axonen ist – so wie ein Nerv, nur wesentlich dicker. Vom Rückenmark aus strömen die sensorischen Neuronen in alle Teile des Körpers. Alles, was du spürst wird schließlich im somatosensorischen Cortex verarbeitet.

 

Vielleicht hast du nun den Eindruck, dass wir das Gehirn und seine Funktionsweise bereits recht gut verstehen. Nun, da müssen wir dich leider enttäuschen und daran erinnern, dass das Gehirn immer noch ein großes Fragezeichen für die Wissenschaft ist. Zwar wissen wir mittlerweile, wie das Gehirn im Kleinen funktioniert und wie Neuronen miteinander kommunizieren. Wir kennen auch das Big Picture, wie das Gehirn aufgebaut ist, welcher Bereich wofür zuständig ist und wie viele Neuronen sich im Gehirn befinden. Was wir jedoch nicht wissen, ist wiedie einzelnen Bereiche des Gehirns ihre Aufgaben erledigen. Einer der unzähligen Gründe hierfür ist die bereits zuvor genannte neuronale Plastizität – diese bedeutet nämlich, dass jedes Gehirn sich aufgrund seiner ganz individuellen Erfahrungen entwickelt und sich selbst geformt hat. Wie ein Gehirn arbeitet, hängt von seinen jeweiligen Erfahrungen im Laufe seines Lebens ab. Neben Arealen wie dem motorischen Cortex und dem visuellen Cortex, die zumindest ansatzweise verstanden werden, gibt es auch Hirnregionen, die nach wie vor ein absolutes Rätsel sind. Zu diesen zählen zum Beispiel das Sprachzentrum sowie die für Mathematik und Erinnerungen zuständigen Areale. Der Frontallappen, also jener Bereich, in dem du lebst, ist bislang sogar völlig unerforscht.

 

So enttäuschend dies alles auch klingt, das fehlende Verständnis des menschlichen Gehirns ist nicht der Grund, warum die Realisierung von Elon Musks Gehirn-Computer-Interface so schwierig ist. Dieser liegt vielmehr darin, die Herausforderung einer physischen Zusammenarbeit mit dem Gehirn zu meistern. Und dies ist eine monumentale Aufgabe.

 

Das Gehirn-Computer-Interface

 

Wahrscheinlich hast du dich beim Lesen bereits gefragt, wann wir endlich zum eigentlichen Thema, dem Gehirn-Computer-Interface, kommen. Keine Sorge, den nächsten Abschnitt werden wir Elon Musks Zauberhütchen und seinem theoretischen Hintergrund widmen. Um dieses zu verstehen, ist jedoch grundlegendes Wissen über das menschliche Gehirn notwendig. Daher war das Vorspiel heute etwas länger. Tut uns leid.

 

Stell dir vor, ein Mensch, der vor 50 000 Jahren gelebt hat, käme in unsere Zeit. Klar, er wäre von all den Errungenschaften wie Autos, Flugzeugen, Hochhäusern, Computern und dem Internet schier überwältigt. Weniger überwältigt wäre er aber wahrscheinlich, wenn er sehen würde, dass wir immer noch auf die gleiche Art und Weise miteinander reden wie er damals mit seinen Kumpels. Hier hat sich in den letzten 50 000 Jahren nicht gerade viel getan. Auch unsere Körper entsprechen im Großen und Ganzen noch ziemlich genau dem Old-School-Modell – wie kann das eigentlich sein bei all dem technischen Fortschritt? Warum ist unser ganzes Leben von der Nutzung von Hightech geprägt, aber unser Körper und unser Gehirn im Speziellen ist nach wie vor unangetastet? Nun, ein Grund hierfür ist sicher, dass viele Wissenschaftler schlicht und ergreifend davor zurückschrecken, das menschliche Gehirn – also den Kern des Menschseins – zu berühren. Dies scheint sich aber mit Elon Musks Neuralink gerade zu ändern. Vielleicht stehen wir damit auch vor dem nächsten Evolutionsschritt 50 000 Jahre nach der Erfindung der Sprache.

 

Gehirn-Computer-Interface ist nicht gleich Gehirn-Computer-Interface. Ganz im Gegenteil, es gibt Pläne und Ansätze für zahlreiche verschiedene GCIs, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie zwei grundsätzliche Probleme lösen müssen:

  • Wie bekomme ich die richtige Information aus dem Gehirn?
  • Wie sende ich die richtige Information in das Gehirn?

 

Die erste Frage zielt darauf ab, wie es möglich sein kann, die von den Neuronen gesendeten Informationen aufzunehmen. Die zweite Frage beschäftigt sich hingegen damit, wie es möglich sein kann, Neuronen zu stimulieren.

 

Beide Vorgänge laufen natürlicherweise automatisch die ganze Zeit in unserem Gehirn ab. Während du das hier liest, senden die Neuronen deines Gehirns Anweisungen an deine Augen. Diese nehmen wiederum Photonen auf, die Neuronen in der entsprechenden Region deines Gehirns stimulieren, sodass in deinem Gehirn ein Bild dieser Wörter hier entsteht. Dieses Bild stimuliert Neuronen in einem anderen Teil deines Gehirns, sodass du auch die in den Bildern steckenden Informationen verarbeitest. Neuronen senden und nehmen also Informationen entgegen – und genau hier wollen GCIs dazwischenfunken.

 

Du denkst dir jetzt vielleicht, dass das ja nun nicht so schwierig sein kann. Schließlich geht es ja nur um etwa 20 Milliarden kleine Neuronen, die im lediglich 2 Millimeter dicken Cortex sitzen. Könnten wir dort ein bisschen reinfunken, würden wir eine nie dagewesene Kontrolle über uns und auch die Welt erlangen.

 

Schließlich sind Neuronen auch 100 000-mal so groß wie Atome, und die können wir immerhin schon spalten. Wo ist also das verdammte Problem?

Nun, betrachten wir den Sektor der Neurowissenschaften und die immensen Fortschritte, die laufend in diesem gemacht werden, ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis wir neuronale Aktivitäten beeinflussen und steuern können. ABER: Wir wissen immer noch nicht, wie das Gehirn funktioniert.

 

Lass uns versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Dafür benötigen wir wieder unseren ausgefalteten Cortex in der Größe 48 cm x 48 cm.

 

Stell dir vor, wir vergrößern diesen um das 1000-fache – dann hätte er die Seitenlänge von sechs Straßenblocks in Manhattan und du würdest etwa 25 Minuten benötigen, um einmal um ihn herum zu laufen. In diesem Maßstab würde das Gehirn selbst in den Madison Square Garden passen, es wäre bloß doppelt so hoch.

 

Der 2 mm dicke Cortex wäre nun 2 m dick und wir könnten bequem sehen, was in ihm passiert. Dazu müssten wir idealerweise nur einen Würfel von der Größe eines Kubikmeters aus unserem ausgerollten Cortex schneiden, das Durcheinander, das in diesem herrscht, ausleeren und versuchen, alles wieder einzufügen.

 

Zuerst würden wir die Somas wieder zurück in den Cortex-Würfel bringen. Diese wären etwa 1 bis 1,5 cm dick. In unserem Cortex-Würfel würden sich rund 40 000 Neuronen befinden und jedes Soma würde 3 cm Platz einnehmen und in allen Richtungen 3 cm Abstand zu seinen Freunden haben.

 

Neuronen bestehen jedoch nicht nur aus Somas, sondern auch aus fühlerartigen Dendriten, die sich über drei bis vier Meter in verschiedene Richtungen erstrecken würden, sowie aus bis zu 100 Meter langen Axonen. Darüber hinaus hätten wir auch noch mehr als 20 Millionen Synapsen, also neuronale Verbindungen zwischen den einzelnen Neuronen. UND dann wären da noch die unzähligen aus anderen Teilen des Cortex kommenden Axone. Somit hätten wir im Grunde einen großen Haufen elektrische Spaghetti, in dem wir kaum herausfinden könnten, welche Neuronen wir nun genau stimulieren möchten. Ach ja, und da wäre auch noch das Problem der neuronalen Plastizität. Die Spannung der Neuronen ändert sich bis zu hundertmal in der Sekunde. Die Millionen von Synapsen in unserem Cortex-Würfel ändern ihre Größe ständig und tauchen auf und verschwinden spontan.

Neuronen sind aber nicht die einzige Herausforderung in unserem Cortex-Würfel. Neben diesen gibt es auch noch rund 40 000Gliazellen in diesem. Diese haben verschiedene Aufgaben wie zum Beispiel das Einwickeln von Axonen in Myelin und das Auffangen von Chemikalien. Darüber hinaus fungieren sie auch als das Immunsystem des Gehirns.

 

Der dritte Spieler im Bunde sind Blutgefäße. In unserem Cortex-Würfel befänden sich rund ein Kilometer Blutgefäße. Es geht also so richtig ab – und das in nur einem Kubikmillimeter.

Wer nun ein Gehirn-Computer-Interface entwickeln möchte, muss einerseits herausfinden, was die einzelnen Somas in bestimmten Regionen des Cortex sagen, und andererseits genau die richtigen Somas stimulieren, um sie dazu zu bringen, genau das zu tun, was die Wissenschaftler möchten. Viel Erfolg!

 

Das Alles wäre schon schwierig genug in unserem tausendfach vergrößerten und aufgefaltetem Modell – in Wirklichkeit müssen Wissenschaftler jedoch mit einem originalgroßen und gefalteten Cortex arbeiten. Von diesem ist lediglich ein Drittel seiner Oberfläche frei zugänglich, der Rest ist in Falten versteckt.

 

Darüber hinaus können Wissenschaftler nicht in Laboren an frei liegenden Gehirnen arbeiten, sondern müssen mit in lebenden Menschen steckenden Gehirnen Vorlieb nehmen und dabei natürlich so nicht-invasiv wie möglich vorgehen.

Dabei ist der Cortex nicht die einzige Hirnregion im Visier der Wissenschaft. Einige interessante Konzepte für Gehirn-Computer-Interfaces zielen auf weit tieferliegende Regionen des Gehirns ab, was die ganze Sache natürlich nicht unbedingt einfacher macht. Die Frage, die uns nun beschäftigt, lautet: Wie gehen Wissenschaftler mit all diesen Problemen um und wie wollen sie diese Hürden überwinden?

 

Der momentane Stand der Wissenschaft

 

Um Informationen von Neuronen zu sammeln, benötigt man die richtigen Instrumente. Bei diesen spielen vor allem drei Faktoren eine ausschlaggebende Rolle:

  • Invasivität: Ist ein operativer Eingriff nötig und wenn ja, wie invasiv ist dieser
  • Reichweite: Wie viele Neuronen können gleichzeitig stimuliert werden
  • Auflösung:Hier geht es darum, wie detailliert die empfangenen Informationen sind. Dies umfasst sowohl eine räumliche als auch eine zeitliche Komponente.

 

Das langfristige Ziel besteht natürlich darin, Instrumente zur Verfügung zu haben, die in allen drei Kriterien überzeugen können. Momentan müssen Wissenschaftler allerdings noch Kompromisse eingehen und sich fragen, auf welches Kriterium sie am ehesten verzichten können. Die aktuell verwendeten Instrumente können leider nicht in allen drei Bereichen überzeugen. Aber lass uns einmal einen Blick auf die momentane Auswahl an Instrumenten werfen.

 

Mit diesen Instrumenten können Informationen von Neuronen gesammelt werden

 

  1. Elektroenzephalogramm – EEG: Dieses Instrument punktet bei den Kriterien Reichweite sowie Invasivität, hat jedoch nur eine niedrige räumliche sowie eine mittlere zeitliche Auflösung. Mit einem EEG lassen sich elektronische Aktivitäten im Gehirn aufzeichnen – allerdings nur in ihrer Gesamtheit und nicht von einzelnen Neuronen.
  2. Elektrocorticography – ECoG: Hier überzeugen Reichweite und die hohe zeitliche Auflösung. Das Funktionsprinzip ist das gleiche wie beim EEG – nur dass die Elektroden hier direkt auf die Gehirnoberfläche – für gewöhnlich unter der Dura Mater – platziert werden. So können auch die Störeinflüsse des Schädels beseitigt und die Signale einzelner Neuronen besser erkannt werden. Leider handelt es sich hierbei jedoch offensichtlich um einen invasiven Eingriff.
  3. Local Field Potential – LFP: Dieses Verfahren hat zwar nur eine geringe Reichweite, dafür jedoch eine hohe zeitliche sowie eine mittlere räumliche Auflösung. Oh, und es ist überaus invasiv. Bei LFP werden keine Elektroden an der Oberfläche des Gehirns angebracht, sondern winzig kleine Nadeln mit Elektroden an den Köpfen ein oder zwei Millimeter in den Cortex eingeführt. So nehmen sie den Durchschnitt der elektrischen Ladung aller Neuronen in einem bestimmten Umkreis auf.

 

  1. Der große Nachteil dieses Verfahrens liegt in seiner geringen Reichweite. Aus diesem Grund ist es inzwischen so weiterentwickelt worden, dass bis zu 100 Nadeln gleichzeitig in eine Region des Cortex gesenkt werden können. Dies ermöglicht es, einzelne Signale in einem größeren Bereich aufzunehmen.
  2. Single-Unit Recording: Hier steht eine sehr hohe Auflösung einer extrem niedrigen Reichweite sowie hoher Invasivität gegenüber. Die hier benutzten Nadelelektroden haben eine sehr scharfe Spitze, um so einen höheren Widerstand zu erreichen. Auf diese Weise können die Signale extrem naher Neuronen ohne Hintergrundgeräusche aufgenommen werden. Darüber hinaus werden auch Elektroden ohne Spitze eingesetzt, die ähnlich wie eine Pipette ein Stück eines Neurons ansaugen, um so noch klarere Aufnahmen zu erhalten. Im Gegensatz dazu werden bei Sharp Electrode Recording extrem scharfe Elektroden in Neuronen eingeführt.

 

Das sind also die Instrumente, die Neurowissenschaftlern zum gegenwärtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen – unglaublich fortgeschritten und gleichzeitig immer bei weitem noch nicht elaboriert genug. Dennoch haben sie es möglich gemacht, fundamentales Wissen über das Gehirn zu gewinnen und bereits erste einfache Gehirn-Computer-Interfaces zu entwickeln. Diese wollen wir uns jetzt einmal etwas genauer ansehen.

 

Neuralinks Vorgänger: Diese 3 Arten von Gehirn-Computer-Interfaces gibt es bereits

 

Das erste Gehirn-Computer-Interface geht zurück auf das Jahr 1969. Damals ist es dem Wissenschaftler Eberhard Fetz gelungen, ein einzelnes Neuron in einem Affengehirn mit einer Wählvorrichtung vor dem Affen zu verbinden. Jedes Mal, wenn der Affe so dachte, dass sich die Wählvorrichtung bewegte, bekam er eine Belohnung – das war die Geburtsstunde des ersten Gehirn-Computer-Interfaces.

 

In den folgenden Jahrzehnten hat sich kaum etwas auf dem Gebiet der Gehirn-Computer-Interfaces getan. Dies sollte sich erst in den 90er-Jahren ändern, als die Dinge langsam in Fahrt kamen. Unserem Wissensstand über das Gehirn entsprechend haben sich die Bemühungen stets auf jene Regionen des Gehirns konzentriert, die wir am besten verstehen. Dazu zählen zum Beispiel der motorische und der visuelle Cortex. Heute unterscheiden wir drei Arten von Gehirn-Computer-Interfaces, die bereits erfolgreich eingesetzt werden.

 

Nummer 1: Gehirn-Computer-Interfaces, die auf den motorischen Cortex abzielen

 

Der motorische Cortex hat zwei große Vorteile: Wir verstehen ihn im Vergleich zu anderen Regionen relativ gut und er ist außerdem sehr übersichtlich, das heißt, bestimmte Bereiche des motorischen Cortex kontrollieren auch bestimmte Körperteile. Das macht den motorischen Cortex geradezu zum idealen Ziel für ein Gehirn-Computer-Interface. Ach ja, darüber hinaus ist dieser Bereich des Gehirns eine der Hauptsteuereinheiten, die unsere physischen Bewegungen kontrolliert. Somit handelt es sich bei ihm bereits um eine Art Fernbedienung.

 

Für den motorischen Cortex konzipierte GCIs zielen darauf ab, dass du mit diesem nicht nur deine eigenen Körperteile, sondern auch Maschinen steuern kannst. So wie Nerven die Verbindung zwischen deinem motorischen Cortex und deinen Gliedmaßen sind, soll das GCI die Verbindung zwischen deinem motorischen Cortex und einem Computer sein.

 

Heute ist es bereits möglich, dass vom Hals abwärts gelähmte Personen einen Cursor auf einem Bildschirm nur mit ihren Gedanken steuern. Dafür wird ein Multielektroden-Feld in den motorischen Cortex der Person implantiert. Dieser funktioniert nach wie vor einwandfrei, das Problem liegt schließlich beim Rückenmark. Auf diese Weise kann die Person dann über die Elektroden in ihrem motorischen Cortex den Cursor auf dem Computerbildschirm steuern. Die implantierten Elektroden zeichnen auf, welche Neuronen feuern, wenn die Person ihren Arm nach links bewegen will, und welche Neuronen feuern, wenn die Person ihren Arm nach rechts bewegen will. Diese Daten werden dann auf einen Computer übertragen, der das so gewonnene Muster aufzeichnet.

 

Nach diesem Prinzip ist es auch möglich, Armprothesen ähnlich wie Gliedmaßen zu steuern. Der bisherige Höhepunkt dieser Forschungen ist das von Miguel Nicolelis entwickelte Exoskelett, mit dem ein gelähmter Mann bei der Fußball-WM den Eröffnungskick machen konnte. Hierin liegt die Basis für zukünftige Technologien – wie eben Elon Musks Brain-to-Brain-Kommunikation. Wie diese aussehen könnte, wurde ebenfalls von Miguel Nicolelis bereits eindrucksvoll demonstriert. Dieser hat in einem Experiment den motorischen Cortex einer Ratte in den USA sowie jenen einer Ratte in Brasilien via Internet miteinander verbunden. Die Ratte in Brasilien war in einem Käfig mit zwei transparenten Boxen, von denen eine eine Belohnung enthielt. Um an diese zu gelangen, musste die Ratte einen Hebel drücken. Die Ratte in den USA befand sich ebenfalls in einem Käfig mit zwei Boxen, von denen in einer eine Belohnung wartete. Diese Boxen waren allerdings nicht transparent und so hatte die Ratte keine Ahnung, in welcher Box sich die Belohnung befand. Allerdings erhielten beide Ratten ihre Belohnung nur, wenn die ahnungslose US-Ratte den richtigen Hebel drückte. Diese erhielt Informationen aber nur vom motorischen Cortex der brasilianischen Ratte. Erstaunlicherweise wurden die Ratten mit der Zeit immer besser und besser, bis ihre beiden Corteces fast wie ein einziges Nervensystem arbeiteten. Beeindruckend, oder?

 

Nummer 2: Gehirn-Computer-Interfaces als künstliche Augen und Ohren

 

Ähnlich wie den motorischen Cortex verstehen Wissenschaftler auch den sensorischen Cortex bereits recht gut. Dies ist einer der Gründe, warum Gehirn-Computer-Interfaces in Form künstlicher Augen und Ohren zum Teil bereits Realität sind. Darüber hinaus ist es oft nicht nötig, direkt in das Gehirn einzudringen, sondern es reicht aus, sich mit den Regionen, die Augen und Ohren mit dem Gehirn verbinden, zu beschäftigen.

 

Im Gegensatz zu unseren Gehirn-Computer-Interfaces der ersten Gruppe, die auf den motorischen Cortex abzielen, geht es hier nicht darum, Informationen aus den Neuronen herauszubekommen, sondern darum, Neuronen zu stimulieren und Informationen zu ihnen zu schicken.

 

Was das Gehör betrifft, ist das Cochlear-Implantat ein Meilenstein. Bei diesem handelt es sich um einen kleinen Computer, der auf der im Ohr gelegenen Seite ein Mikrophon hat und ein Kabel auf der anderen Seite. Dieses ist mit einer Reihe von Elektroden an der Hörschnecke (Cochlea) verbunden. Das Ganze funktioniert wie ein natürliches Ohr und kann daher zurecht als künstliches Ohr bezeichnet werden.

 

Und obwohl die Hörqualität derzeitiger Cochlea-Implantate noch lange nicht an jene gesunder Ohren heranreicht, ermöglichen sie es dennoch, dass Gehörlose mit einem intakten Hörnerv verbale Kommunikation mit anderen Menschen betreiben können.

 

Auch was das Sehen betrifft, konnten bereits ähnliche Fortschritte erzielt werden. Retinal-Implantate können die Aufgabe gesunder Augen übernehmen und Informationen in Form elektrischer Impulse an Nerven weitergeben.

 

Zwar haben aktuelle Retinal-Implantate lediglich 60 Sensoren, denen rund eine Million Neuronen der Retina gegenüberstehen, die stete Weiterentwicklung verspricht für die Zukunft jedoch wesentlich bessere Sehergebnisse. So soll es mit 600 bis 1000 Elektroden bereits möglich sein, Gesichter zu erkennen und zu lesen.

 

Nummer 3: Gehirn-Computer-Interfaces zur Stimulation des Gehirns

 

Bei dieser Kategorie der GCIs geht es nicht um Kommunikation, sondern darum, im Inneren des Gehirns Veränderungen herbeizuführen, um bestimmte Funktionen zu verbessern. Für gewöhnlich werden bei diesem Verfahren ein oder zwei Kabel mit Elektroden in das Gehirn – oft in das limbische System – implantiert, während ein kleiner Schrittmacher in die Brust eingesetzt wird.

 

Diese Form der GCIs wird heute zum Beispiel zur Behandlung von Parkinson und OCD eingesetzt. Als Behandlungsmethode bei Phantomschmerzen nach Amputationen, bei Depressionen, bei PTSD und bei Migräne befindet sich der Einsatz von GCIs noch in der Erprobungsphase. Da diese jedoch auch bei anderen neurologischen Erkrankungen bereits erfolgreich eingesetzt werden, darf auch hier mit raschen Fortschritten gerechnet werden.

 

Vor diesen Herausforderungen steht Elon Musk mit Neuralink

 

Nachdem du den Status quo im Bereich Gehirn-Computer-Interfaces nun kennst und genug Wissen über die Funktionsweise des Gehirns hast, können wir einen Blick in die Zukunft wagen. Zuerst sollten wir uns aber noch kurz mit Elon Musks Unternehmensphilosophie beschäftigen.

Elon Musks Vorgehensweise ist bei all seinen Unternehmen im Grunde die gleiche: Er findet etwas, das das Potenzial dazu hat, die Lebensqualität der Menschheit deutlich zu steigern. Dabei ist ihm bewusst, dass wichtige Veränderungen, die die gesamte Menschheit betreffen, dann am schnellsten vonstatten gehen, wenn der menschliche Koloss an diesen arbeitet. Er weiß aber auch, dass der menschliche Koloss nur dann anfängt zu arbeiten, wenn es gute ökonomische Gründe dafür gibt. Kurz: wenn es sich lohnt, Ressourcen zu investieren.

 

Elon Musk tritt meist als diejenige Kraft in Erscheinung, die den entscheidenden Startfunken liefert, sodass eine Veränderung endlich in Gang gebracht wird. Dies ist auch der Grund, warum er selbst im Engineering-Bereich und nicht etwa in der Wissenschaft tätig ist. Er sieht den Bereich Engineering nämlich als jenen, der den Fortschritt am ehesten zurückhält. Daraus folgt gleichzeitig, dass die Bereiche Wissenschaft, Business und Industrie von Engineering abhängig sind. Der Bereich Engineering ist daher der entscheidende Funke, der den Motor überhaupt erst zum Laufen bringt.

 

Das erste erklärte Ziel von Neuralink ist es, Gehirn-Computer-Interfaces zu entwickeln, die bei bestimmten Schädigungen des Gehirns – etwa nach einem Schlaganfall oder nach Verletzungen – eingesetzt werden. Diese sollen in etwa vier Jahren serienreif sein. Alles, was darüber hinaus geht, ist jedoch weit weniger klar. Letztendlich geht es darum, den Funken, der die Neuro-Revolution auslöst, zu finden. Die Frage dabei ist: Welcher Funke wird das sein? Auf jeden Fall hat es sich Elon Musk mit Neuralink zur Aufgabe gemacht, dieser Funke zu sein. Dabei werden neben technologischen Hürden aber auch noch andere Probleme auf ihn warten.

 

Problem Nummer 1: Die Menschen sind skeptisch

 

Umfragen sprechen eine klare Sprache: So fürchten sich US-Amerikaner vor Gehirn-Computer-Interfaces noch mehr als vor Gen-Manipulation. Dabei spielt sicherlich die hinlänglich in der Bevölkerung verbreitete Vorstellung von GCIs eine ausschlaggebende Rolle. Diese unterscheidet sich natürlich fundamental von dem, was Elon Musk im Sinn hat. So erklärt Neuralink Mit-Gründer Flip Sabes, dass Computerchips im Gehirn – etwa in Form des Cochlear-Implantates oder von Gehirnstimulation bei Parkinson – längst Realität sind. Für ihn ist es daher kein so großer Schritt mehr hin zu Implantaten, die Informationen aus dem Gehirn lesen und in dieses senden. Betrachtet man die Geschichte anderer bahnbrechender biotechnologischer Erfindungen wie Herzschrittmachern oder auch Organtransplantationen, kann es gut sein, dass Flip Sabes recht behält.

 

Problem Nummer 2: Wir verstehen das Gehirn nicht

 

Dass wir das Gehirn so gut wie gar nicht verstehen, haben wir im Laufe dieses Texts bereits ausführlich behandelt. ABER: Auch hier kann Flip Sabes beruhigen. So erklärt er, dass es durchaus möglich sei, das Gehirn zu decoden, ohne die Dynamiken der Abläufe im Gehirn wirklich zu verstehen. So ist das Auslesen der Daten aus dem Gehirn ein technisches Problem, während das Verstehen des Ursprungs dieser Daten und der Organisation der Neuronen ein ganz anderes Problem ist.

 

So würde es bereits ausreichen, wenn wir technisch dazu in der Lage wären, Neuronen mit Computern sprechen zu lassen. Die lernfähige Maschine erledigt dann den Rest, was uns wiederum neues Wissen über das Gehirn liefern wird.

 

Problem Nummer 3: Verärgerte Mega-Konzerne

 

Mit seinen Unternehmen betritt Elon Musk immer Terrain, das bereits von kräftigen und mächtigen Platzhirschen beherrscht wird. Bislang handelte es sich hierbei um die Autoindustrie, die Öl- und Gasindustrie sowie die Militärindustrie. Diese können es in der Regel überhaupt nicht leiden, wenn plötzlich jemand daher kommt und versucht, Ihnen das Wasser abzugraben.

 

Bei Neuralink ist das nun doch etwas anders, denn hier gibt es bislang keine Industrie und somit auch keine Disruption. Eine echte Neuro-Revolution würde hingegen eine Disruption für alle Industriezweige bedeuten.

 

Problem Nummer 4: Die Bandbreite

 

Bis jetzt hat noch niemand jemals mehr als ein paar hundert Elektroden in das menschliche Gehirn gepflanzt. Wir wollen es an dieser Stelle nicht spannender machen, als es unbedingt sein muss: Diese Anzahl wird nicht ausreichen.

 

Für Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation benötigen wir eine deutlich höhere Bandbreite – laut Neuralink-Team müssen es wohl eine Million Elektroden im Gehirn sein. Dabei verhält es sich hier jedoch wahrscheinlich ähnlich wie bei der Entwicklung des Computerchips. So geht man bei Neuralink davon aus, dass auch im Bereich der Elektroden für GCIs Moore´s Law zum Tragen kommen wird. Dann wäre das Ziel von einer Million Elektroden im Jahr 2034 erreicht. Und im Moment deutet alles darauf hin, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Problem Nummer 5: Die Implantation des Zauberhütchens

 

Wer lässt sich schon gerne den Schädel aufsägen?

 

Eines ist klar: So lange es notwendig ist, den Schädel zu öffnen, werden sich Gehirn-Computer-Interfaces nicht großflächig durchsetzen.

 

Nicht-Invasivität ist daher eine der Hauptvoraussetzungen für den Erfolg von Neuralinks GCI. Die andere wäre eine automatisierte Anbringung des Interfaces mit Maschinen, wie sie heute ähnlich für LASIK-Eingriffe eingesetzt werden. Würde beides Realität, würde dies einer Revolution gleichen.

 

Neben der Implantation bzw. Anbringung des Interfaces stellen sich jedoch noch weitere Probleme. So haben Menschen mit GCIs heute noch Drähte aus dem Kopf hängen – ein Problem, das unbedingt gelöst werden muss. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Fragen zur Energieversorgung, der Biokompatibilität, dem Platzbedarf und vor allem auch der Kommunikation mit Neuronen.

 

Auch wenn die Probleme momentan noch schier unüberwindbar wirken, sollten wir nicht vergessen, dass dies höchstwahrscheinlich auch bei anderen Erfindungen der Fall war. Letztendlich wurden aber auch diese Realität und Normalität.

 

So wird Elon Musk Zauberhütchen die Welt verändern

 

Früher oder später wird es gelingen, massentaugliche Gehirn-Computer-Interfaces zu entwickeln und deren Einsatz wird die Gesellschaft von Grund auf verändern. Bei genauerer Betrachtung der menschlichen Geschichte – wie wir sie in diesem Artikel beleuchtet haben – sind GCIs aber mehr eine logische Fortführung der bisherigen Entwicklung als eine Revolution. Am Anfang war das Säugetiergehirn, dann kam die Sprache, dann die Schrift, dann der Buchdruck, dann die Elektrizität, dann das Telefon, das Radio und der Fernseher, dann der Computer und dann schließlich das Internet. Wenn du diese Entwicklung stringent weiter denkst, sind Gehirn-Computer-Interfaces der logische nächste Schritt.

 

Bereits jetzt befinden wir uns am Anfang von Augmented und Virtual Reality, die unsere reale Welt mit der digitalen verschmelzen lassen. Und Gehirn-Computer-Interfaces machen nichts anderes, als diese direkt in unser Gehirn zu transportieren.

 

Jenes Gehirn-Computer-Interface, das schließlich den Durchbruch für diese Technik darstellen wird, wird sich nahtlos in unser Gehirn einfügen – so als wäre es einfach ein weiterer Teil des Cortex. Es würde es uns ermöglichen, drahtlos mit anderen Trägern eines solchen Interfaces, mit Computern und mit der Cloud zu kommunizieren. Kurz: Es würde unser Denken aus unseren Köpfen hinaus bringen. Und genau das will Elon Musk mit Neuralink erreichen.

 

Elon Musk bezeichnet sein Gehirn-Computer-Interface als dritte Stufe des Gehirns. Die erste Stufe ist das limbische System und die zweite der Cortex. Elon Musk will unseren Gehirnen also eine dritte, digitale Ausbaustufe verpassen. Für ihn sind Computer, Smartphones und verschiedene Applications bereits die dritte Ausbaustufe unserer Sinne und wir schon weit näher am Cyborg, als wir wahrhaben wollen. Für viele gleicht der Verlust ihres Smartphones dem Verlust einer Gliedmaße, so wichtig ist dieses bereits für sie. Letztendlich sind wir und ist unser Alltag technisch schon so weit aufgerüstet, dass wir ohne unsere technischen Extensions nicht mehr leben können und wollen. Jeder von uns ist längst nicht mehr bloß reale Person, sondern besitzt auch ein digitales Ich, das er mittels entsprechender Endgeräte und Internet in wenigen Sekunden rund um die Welt schicken kann. Wie groß ist der Schritt hin zum Gehirn-Computer-Interface dann also tatsächlich noch?

 

Die Antwort auf diese Frage ist simpel: In Wirklichkeit ist er weit kleiner, als er sich für uns anfühlt. Letzten Endes liegt der Unterschied zu jetzt lediglich in einem anderen Medium. Auch jetzt sind Sprache, Telefon,Computer und Internet nur Instrumente, um Gedanken von einem Gehirn in ein anderes zu senden. Seltsamerweise akzeptieren wir dies jedoch wesentlich einfacher, wenn diese Instrumente nicht fest mit unserem Körper verbunden sind. Elon Musk sieht das jedoch deutlich anders. Für ihn machen die Fähigkeiten einen Cyborg aus und nicht, ob sich seine technische Ausstattung außerhalb oder innerhalb seines Körpers befindet. Die Frage ist nicht, ob wir Cyborges werden sollen – diese sind wir ja längst – sondern, ob wir uns vom primitiven Cyborg zur Hochleistungsversion upgraden wollen.

 

Ein Gehirn-Computer-Interface würde schließlich nur bedeuten, dass wir die dritte Ausbaustufe unseres Gehirn, die wir ja jetzt auch schon nutzen, von außerhalb unseres Gehirns ins Innere verlegen. Alle Endgeräte würden somit überflüssig und durch unser aufgerüstetes Gehirn ersetzt werden. Dies würde nicht nur die Mensch-Computer-Kommunikation revolutionieren, sondern auch die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. Diese müsste plötzlich deutlich weniger Hürden überwinden und wäre somit viel schneller und effektiver. Der Unterschied würde sich in der Realität bemerkbar machen wie jener zwischen einer der ersten Internetverbindungen und modernem High-Speed-internet. Nicht umsonst spricht Elon Musk immer wieder von der Bandbreite und ihrer großen Bedeutung für die Effizienz unserer Kommunikation.

 

So würde sein Zauberhütchen nicht nur Endgeräte wie Smartphone und Computer überflüssig machen, sondern auch unsere Hände und unsere Stimmbänder. Kommunikation würde direkt von Gehirn zu Gehirn stattfinden und dementsprechend effizient sein. Doch das ist noch nicht alles: Darüber hinaus wäre Kommunikation plötzlich auch wesentlich genauer, denn das Gehirn müsste Gesprochenes oder Geschriebenes nicht länger interpretieren und entschlüsseln, um die tatsächliche Botschaft zu verstehen. Diese würde einfach direkt ankommen. Jeder von uns kennt den Kampf, die richtigen Worte zu finden, damit das, was man meint auch richtig beim Gegenüber ankommt. Nun, mit Elon Musks Zauberhütchen würde immer alles genau so ankommen, wie du es meinst, denn du sendest ja direkt aus deinem Gehirn und musst deine Gedanken nicht erst umständlich in Sprache umwandeln. Jetzt kommunizieren wir sozusagen in Low Resolution, aber mit Neuralink würden wir auf HD aufrüsten. Oder stell dir vor, du hast einen Film gesehen und beschreibst ihn dann einem Freund – das ist unser momentaner Stand. Mit Neuralink wäre es so, als ob ihr beide den Film gesehen hättet.

 

Elon Musk bezeichnet menschliche Kommunikation als sehr lossy. Vieles geht durch die Translation von Gedanken in Sprache verloren, sodass wir erstens nie sicher sein können, ob das, was wir senden wollen auch beim Gegenüber ankommt und es zweitens für uns auch sehr umständlich ist, unsere Gedanken für andere zugänglich zu machen. Dies gilt nicht nur für die Nutzung von Sprache, sondern auch für Bilder, Musik und Videos. Auch wenn diese Informationen sowie Emotionen oft nuancierter vermitteln können, reichen sie dennoch nicht an die Fülle unserer Gedanken heran. Letzten Endes ist Kommunikation immer der Versuch eines Gehirns, etwas mit einem anderen Gehirn zu teilen. Und genau das möchte Elon Musk mit Neuralink deutlich vereinfachen, indem er Hilfsmittel überflüssig werden lässt.

Vielleicht fängt damit auch die zweite große Ära der Kommunikation an – standen am Beginn isolierte Gehirne, gefolgt von der Ära der indirekten Gehirnkommunikation, wären wir dann im Zeitalter der direkten Gehirnkommunikation. Möglicherweise befinden wir uns jetzt gerade an der Schwelle zu dieser neuen Ära und vielleicht wird unsere Zeit einmal jene der digitalen Hilfsmittel sein. Im neuen Zeitalter der direkten Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation werden diese obsolet sein und wir werden keine Computer und keine Smartphones mehr benötigen – alles, was wir heute an Endgeräten haben, wird dann in unseren Köpfen sein.

 

Das Zeitalter der Gehirn-Computer-Interfaces hat bereits begonnen

 

Revolutionäre und allumfassende Veränderungen wie der Übergang von der indirekten Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation zur direkten erfolgen niemals über Nacht, sondern immer schrittweise. Bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, dass die Ära der Gehirn-Computer-Interfaces bereits begonnen hat. So gibt es bereits heute tausende von Menschen, die mit einem Cochlea-Implantat hören, mit einem Retinal-Implantat sehen und die dank Implantaten in ihrem Gehirn Krankheiten wie Parkinson trotzen. Und bei all diesen Implantaten handelt es sich bereits um Gehirn-Computer-Interfaces.

 

Als nächster Schritt werden GCIs wahrscheinlich dafür eingesetzt werden, um eingeschränkte Körperfunktionen wiederherzustellen – wie zum Beispiel bei der Steuerung von Armprothesen. Darüber hinaus geht es Elon Musk jedoch auch um die Wiederherstellung verloren gegangener Hirnfunktionen, etwa nach Operationen, Schlaganfällen oder aber auch aufgrund hohen Alters. So könnte zum Beispiel im Fall von Demenzkranken Memory Enhancement eingesetzt werden, um das schwächer werdende Gedächtnis zu unterstützen.

 

Irgendwann werden Blindheit und Taubheit – egal ob ursächlich im jeweiligen Sinnesorgan oder im Gehirn lokalisiert – der Vergangenheit angehören. Irgendwann werden sogar perfekte Sicht und Hörkraft wiederherstellbar sein – und Millionen von Menschen werden plötzlich eine bis dato für sie unerreichbare Lebensqualität erfahren. Prothesen und sogar vollständige Exoskelette werden dazu in der Lage sein, sowohl motorische als auch sensorische Fähigkeiten zu übernehmen. Das bedeutet, dass Amputationen und Lähmungen nur einen minimalen Langzeiteffekt haben werden.

 

Auch für an Alzheimer Erkrankte sind die Prognosen positiv: Da bei dieser Krankheit die Erinnerungen selbst oft nicht verloren sind, sondern lediglich die Brücken zu diesen, könnten GCIs diese irgendwann ersetzen.

 

Und dann wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem auch gesunde Menschen Interesse an Gehirn-Computer-Interfaces haben werden. Deren Verbreitung wird wahrscheinlich einem ähnlichen Muster folgen wie jene des Mobiltelefons: Was anfangs noch den Reichen vorbehalten war, hat sich letztendlich bei allen Bevölkerungsschichten durchgesetzt.

 

So wird Neuralink die Kommunikation verändern

 

Wenn wir von Kommunikation in Zusammenhang mit Neuralink sprechen, können wir sowohl Kommunikation zwischen Menschen als auch Kommunikation zwischen Menschen und Computern meinen. Letztendlich geht es immer um den motorischen Cortex als Fernbedienung. Was bei Menschen mit Lähmungen und amputierten Gliedmaßen beginnt, wird sich später bei gesunden Menschen in Form von Augmentation Applications fortsetzen. Irgendwann wirst du deinen motorischen Cortex dazu benutzen, um dein Auto bis zu deiner Haustüre rollen zu lassen, um deine Eingangstür aufzusperren, um deine Kaffeemaschine zu bedienen und um die Heizung zu regulieren.

 

Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation mit Neuralink

 

Um dir diese Idee vorstellen zu können, solltest du alles, was du über sprachliche Kommunikation weißt, vergessen. Wie wir bereits erwähnt haben, ist menschliche – und besonders verbale Kommunikation – lossy, das heißt, auf dem Weg vom Sender zum Empfänger geht vieles verloren. Gehirn-zu-Gehirn-Kommunikation mit Neuralink wird eher dem Ansehen eines Films gleichen. Dabei ist es selbstverständlich alles andere als einfach, sich momentan vorzustellen, wie es wäre, gemeinsam mit jemand anderem zu denken – schließlich hat das auch noch niemand ausprobiert. Dabei wäre es im Zeitalter von Neuralink auch möglich, in Gruppen zu denken. Die einzelnen Mitglieder der Gruppe könnten sich dabei auch auf verschiedenen Kontinenten befinden und dennoch ihre Gehirne zu einem großen Denkzentrum zusammenschließen. Wahrscheinlich denkst du jetzt das gleiche, was alle Menschen bei dieser Vorstellung in den Sinn kommt: Können dann alle meine Gedanken lesen?

 

Nein, können sie nicht. Laut Elon Musk wäre diese Kommunikation selbstverständlich auch willensbasiert und jeder würde nur das von seinen Gedanken freigeben, was ihm angenehm ist. Eben ganz so wie jetzt beim Sprechen.

 

Darüber hinaus musst du dir auch keine Sorgen über den Verlust deiner Individualität machen. Die bisherigen Erfahrungen und Entwicklungen haben gezeigt, dass technischer Fortschritt Individualität immer verstärkt.

 

Multimedia-Kommunikation mit Neuralink

 

Stell dir vor, du hast ein exaktes Bild von etwas in deinem Kopf, und kannst dieses Bild detailgetreu in das Gehirn einer anderen Person senden. Wie viel einfacher wäre dies, als immer auf umständliche verbale Beschreibungen, die deine Idee niemals tatsächlich wiedergeben können, zurückzugreifen.

 

Dies würde Ingenieuren, Architekten und Designern vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen, das Anfertigen von Skizzen hinfällig werden lassen und wesentlich schnelleres Arbeiten erlauben.

 

Emotionale Kommunikation mit Neuralink

 

Wir alle wissen, dass es manchmal überaus schwierig bis gar unmöglich ist, Gefühle in Worte zu fassen. Gefühle sind für jeden Menschen einzigartig, und wenn du sagst, dass du traurig bist, meinst du vielleicht etwas anderes als dein Nachbar.

 

Wie viel einfacher wäre es da, wenn wir unser Gegenüber unsere Gefühle einfach direkt vermitteln und spüren lassen könnten. Auch das soll mit Neuralink möglich sein, indem die eigenen Gefühle direkt in das limbische System anderer Menschen projiziert werden. Auf diese Weise sollen wir die nächste Stufe der Empathie erreichen.

 

Sensorische Kommunikation mit Neuralink

 

Ein weiteres Ziel von Neuralink ist es, den Menschen ein breiteres Spektrum an sensorischen Erfahrungen zu ermöglichen. So soll Neuralink so etwas wie ein weiteres Sinnesorgan werden, das den Menschen seine Umwelt auf komplett neue Art und Weise erfahren lässt. Darüber hinaus lässt sich mit Neuralink selbstverständlich auch der sensorische Output steigern – stell dir vor, du könntest einen anderen Menschen zum Beispiel eine besonders schöne Aussicht durch deine Augen sehen lassen, indem deine Retina sich über Neuralink mit seinem visuellen Cortex verbindet. Faszinierend, oder? Das gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Sinnesorgane. Zudem könntest du Werkzeuge wie einen elften Finger bewegen, denn sie wären direkt mit deinem motorischen Cortex verbunden. Alleine auf dem Gebiet der Chirurgie wäre dies ein immenser Fortschritt und Gewinn für alle.

 

Du könntest auch deine Erinnerungen exakt aufnehmen und bei Bedarf erneut abspulen und wieder erleben. Alle YouTube-Videos, die wir jetzt ansehen können, könnten wir mit Neuralink erleben. Das heißt, jeder wäre in der Lage, alles zu erleben.

 

So kannst du mit Neuralink dein Gehirn kontrollieren

 

Verbesserte Kommunikation ist nur eines der Ziele, die Elon Musk mit Neuralink verfolgt. Ein anderes ist ein höheres Level von Kontrolle über das eigene Gehirn.

 

So könnte Neuralink zum Beispiel die Koordination von limbischem System und präfrontalem Cortex deutlich optimieren. Momentan gestaltet sich die Zusammenarbeit dieser beiden Areale mitunter durchaus schwierig, etwa wenn es darum geht, ob du das dritte Stück Kuchen auch noch essen solltest oder lieber doch nicht. Dein limbisches System wird sicher dafür sein, denn erstens ist der Kuchen voller wertvoller Kalorien und zweitens weiß es ja nicht, wann du wieder auf eine derartig wertvolle Nahrungsquelle stoßen wirst. Dein präfrontaler Cortex wird hingegen sicher Nein sagen, denn ein drittes Stück Kuchen ist offensichtlich unvernünftig. Beide Gehirnareale haben sich in unterschiedlichen Zeiten entwickelt, in denen die Bedürfnisse und Lebensumstände von Lebewesen deutlich verschieden waren – daher dieser Zwiespalt.

 

Mit Neuralink soll es jedoch möglich sein, die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme vom Genuss zu entkoppeln. So könntest du gesunde und exakt auf die Bedürfnisse deines Körpers abgestimmte Nährstoffe zu dir nehmen und dich dabei fühlen, als ob du dir eine Riesenpizza mit extra Käse und Salami reinziehst. Das Gleiche würde dann natürlich auch für andere Genüsse – und Laster – gelten, die potenziell gesundheitsschädlich sind.

 

Das ist aber noch nicht alles: So soll es mit Neuralink auch möglich sein, Stimmungsschwankungen, Depressionen und andere Probleme, die durch chemisches Ungleichgewicht im Gehirn entstehen, positiv zu beeinflussen. Somit würde Neuralink die Aufgabe von Psychopharmaka übernehmen, dabei jedoch wesentlich exakter und zielgerichteter sein.

 

Möchtest du hören, was dein Hund hört? Mit Neuralink kein Problem. Auch Schmerzen könnten dank Neuralink irgendwann der Vergangenheit angehören. Sie sind letztendlich nichts anderes, als der Hinweis deines Körpers, dass irgendwo etwas nicht stimmt. Dank Neuralink könnte es möglich sein, dein Gehirn ganz ohne Schmerzen auf derartige Probleme hinzuweisen.

 

Zu guter Letzt wäre Neuralink auch das ideale Tool, um das eigene Wissen zu vergrößern. Schließlich hätte dein Gehirn dank Neuralink ständig Zugang zu allen Informationen dieser Welt.

 

Und die Gefahren?

 

Schöne neue Welt – danach klingt die Zukunft mit Neuralink zumindest bis jetzt. Aber wie uns die Geschichte in aller Ausführlichkeit bereits gelehrt hat, dauert es meistens nicht lange, bis jemand auftaucht, der alles ruiniert. Daher sollten wir uns auch beim Gedanken an Neuralink schon mal besser damit anfreunden, dass es auch hier jemanden geben wird, die diese Technik nur allzu gerne missbraucht. Und gerade hier ist das Potenzial extrem groß.

 

Eine engere und bessere Verbindung zwischen den Menschen bringt viel Gutes, kann auch auch jede Menge Schlechtes nach sich ziehen. A….löcher werden zahllose Möglichkeiten haben, um ihren Hass und Zwietracht zu verbreiten – eben wie bereits jetzt im Internet, dann aber noch deutlich potenziert.

 

Computer können von Viren befallen sein und abstürzen. Bei Problemen machst du einen Restart oder kaufst im schlimmsten Fall einen neuen. Leider kannst du dir aber kein neues Gehirn kaufen, weshalb Neuralink wesentlich sicherer sein muss als unsere heutige Technologie.

 

Ja, ja, das Problem mit dem gehacked werden. Das ist wirklich ein Problem, schließlich geht es dann um deine Erinnerungen und Gefühle. Noch schlimmer ist nur die Vorstellung, dass Hacker nicht nur Informationen aus deinem Gehirn stehlen können, sondern auch in dieses senden und so deine Gedanken verändern und dich dazu bringen können, Dinge zu tun, die du eigentlich gar nicht willst. Eine tolle Vorstellung – not. Dies würde Tür und Tor für politischen Missbrauch öffnen. Organisationen wie ISIS könnten Millionen von Menschen manipulieren, sodass diese sich ihnen anschließen. Möchtest du noch weiter über dieses Szenario nachdenken? Wir ehrlich gesagt nicht. Lass uns einfach hoffen, dass Elon Musk auch hierfür eine Lösung hat.

 

Und es wird doch gut – Neuralink wird unsere Gesellschaft zum Besseren verändern

 

Ob Autos, Flugzeuge oder das Internet – bislang hat noch jede bahnbrechende Erfindung auch Schlechtes mit sich gebracht. Und dennoch würde niemand die Zeit zurückdrehen und auf diese verzichten wollen. Letztendlich sind die Vorteile einfach deutlich größer als die Nachteile, auch wenn jede neue Technologie das Potenzial hat, Schäden zu verursachen.

 

Darüber hinaus liegt es in der Natur des Menschen, neuen Technologien erst einmal skeptisch bis ablehnend gegenüber zu stehen. Dahinter steht die Angst, diese seien ungesund und würden uns weniger menschlich machen. Ehrlicherweise müssen wir aber sagen, dass eine revolutionäre Entwicklung wie Elon Musks Gehirn-Computer-Interface tatsächlich auch Gefahren und ein hohes Missbrauchspotenzial in sich birgt. Und diese Szenarien werden wahrscheinlich auch Realität werden. Nichtsdestotrotz werden die guten und nützlichen Seiten überwiegen und die Menschen mit der Zeit lernen, mit den Gefahren umzugehen und diese einzudämmen. Hat sich das Zauberhütchen erst einmal etabliert, wird wahrscheinlich niemand mehr ohne dieses leben wollen – eben ganz so wie es sich auch heute mit einst revolutionären Technologien verhält.

 

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