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Die Schweiz ist ein wunderschönes Land: Über die atemberaubende Landschaft hinaus hat man in vielen Städten und Dörfern das Gefühl, ins Mittelalter zurückgebeamt worden zu sein. Vor allem in den Innenstädten kommt man sich zuweilen vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Auf der anderen Seite besticht die oftmals für ihre Behäbigkeit und verbreiteten Konservatismus ihrer Bewohner belächelte Republik durch sagenhaften Hightech. Nimmermüde investieren Staat und Wirtschaft in die stete Instandhaltung und Modernisierung der Infrastruktur. Kaum zu fassen: Alles funktioniert. Sogar das Bahnsystem.
Das Schönste an alldem aber ist, dass nie über die Stränge geschlagen wird: Vernunft und Nachhaltigkeit sind in der Schweiz die zwei höchsten Prinzipien.
Das Land hat in den vergangenen Jahrhunderten keinen einzigen Krieg erlebt, der Reichtum ist überall sichtbar. Auf diese Weise entstand ein faszinierender Spannungsbogen aus liebenswerter, schrulliger Altmodischkeit und zukunftsweisendem Realitätssinn.
Der Konservatismus entpuppt sich als Nonkonformismus.
Selbstverständlich verfolgen auch die Schweizer die Entwicklung der Digitalisierung mit Argusaugen. 2016 stand das Davoser Weltwirtschaftsforum ganz im Zeichen der digitalen Revolution. Womit aber kaum jemand gerechnet haben dürfte, ist, dass die Schweiz im Begriff ist, in Sachen Kryptogeld in die Liga der globalen Crème de la Crème aufzusteigen.
Die Bitcoin-Wallet: Der digitale Geldbeutel.
Schon seit November 2016 kann man an vielen Orten der Schweiz an speziellen Geldautomaten Schweizer Franken und Euros in Bitcoin umtauschen, genau gesagt: in einen Fetzen Papier, auf dem sich ein Code befindet, der den eingesetzten Franken- bzw. Eurobetrag in Bitcoin abbildet.
So z.B. an sämtlichen Ticketautomaten der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dort lädt man seine digitale Bitcoin-Wallet ganz einfach per Smartphone auf.
Die Prozedur ist simpel, Voraussetzung ist lediglich der Besitz des entsprechenden Bitcoin-QR-Codes, sozusagen die graphische Repräsentanz des eigenen Bitcoins. QR-Codes, sogenannte „Quick Response-Codes“ sind jene bizarren, mit Punktflächen übersäten Vierecke, die uns mittlerweile überall entgegenprangen, wo jemand auf sich aufmerksam machen will. Man muss nur das Smartphone dranhalten.
Nun wählt man in dem Automaten die Funktion „Bitcoin“, gibt einen einzutauschenden Frankenbetrag (mindestens 10,- SFr., maximal 500 SFr.) und anschließend seine – Schweizer – Mobilfunknummer ein. Nachdem der Automat die Einzahlung angefordert hat, bezahlt man in bar, anschließend erhält man eine Quittung.
Mit dem als zweijährigem Test konzipierten Angebot soll herausgefunden werden, ob für den Verkauf der digitalen Währung Bitcoin ein Markt existiert. Die SBB stellt ihre Automaten dem in Zug ansässigen Unternehmen SweePay als Vertriebspartnerin zur Verfügung.
Der Bitcoin hat eine so beachtliche wie erstaunliche Karriere hinter sich, seit im Jahre 2008 ein bis heute unerkannter Nerd, der unter dem Namen „Satoshi Nakamoto“ reussierte, den Bitcoin gebar (inzwischen wird gemunkelt, es handle sich um den Disruptor Elon Musk; der allerdings dementiert heftig).
Von der Schweiz lernen
„Warum in der Schweiz?“, mag man nun fragen: Was soll ich ausgerechnet in dem Alpenland mit Kryptogeld? Vielleicht ist es ja Helvetiens Status als Hort des Geldes schlechthin, der die Initiatoren dazu inspirierte. Möglicherweise spielt auch das uralte Schweizer – inzwischen vornehmlich auf deutschen Druck gekippte – Bankgeheimnis eine Rolle. Vielleicht auch die Schweizer geographische Position, die das Land zum Verkehrsknotenpunkt Europas macht. Was mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass einige Kantone der Schweiz für innovative Startups besonders gute Bedingungen bieten. So ist es wohl ein Mix aus den drei genannten Faktoren, hinzu kommt natürlich die außerordentliche Lebensqualität.
Im Wettbewerb der Schweizer Regionen besonders hervor tut sich der Kanton Zug, Standort von über 30000 Firmen, darunter viele, die irgendwas mit Kryptogeld zu tun haben. In Zug ließ sich 2012 auch der Südafrikaner Johann Gevers mit seiner Firma Monetas nieder. Seit 2014 wird Zug in Finanzkreisen „Crypto Valley“ genannt.
Und was ist jetzt an Kryptogeld so wahnsinnig interessant?
Nun, mit Kryptogeld durchgeführte Transaktionen sind, da digital, jederzeit und überall in Jetztzeit durchführbar, sie sind gebührenfrei, kennen keine Grenzen, sie sind staatsfern, werden also nicht behördlich reguliert, unterliegen einzig und allein den Gesetzmäßigkeiten des Marktes. Und sie sind, da sie auf der Blockchaintechnologie beruhen, zu 100 Prozent gegen Manipualtion gefeit.
Natürlich ist es, darüber hinaus, den Schweizer Behörden nicht entgangen, welche großartigen neuen Geschäftsfelder sich durch die neuen digitalen Gelder ergeben.
Und die Schweizer finden: Wer wagt, gewinnt. Wer nichts wagt, scheitert am Nichtstun.
Konsequenterweise beschloss man in der Schweiz, die neuen Wege nicht mit bürokratischen Hindernissen zu verstellen, sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen sich neue Ideen entfalten und gedeihen.
Finanzbehörden und -Experten aus aller Welt beobachten nun gespannt, welche Wege die Schweizer Behörden gehen, um die – zweifellos notwendige – Überwachung von Kypto-Transaktionen zu bewältigen. Kryptogeld ist ja nicht nur für ehrliche Akteure interessant, denen es in erster Linie an zuverlässigen, wasserdichten Transaktionen liegt, die nicht Gefahr laufen, kriminellen Aktivitäten zum Opfer zu fallen.
Eben diese totale Anonymität sowie die absolute Unmöglichkeit, von außen in Blockchains einzugreifen bzw. sich an den Transaktionen zu bereichern, macht die Kryptos aber auch für Kriminelle attraktiv.
Die Schweiz als Zukunftslabor
Im Bitcoin- Experimentierkanton Zug können behördliche Dienstleistungen mit Bitcoin bezahlt werden. Die Berner Zentralregierung agiert ebenfalls sehr offen: Dort arbeitet man an Regeln und gesetzlichen Vorgaben, die es im Finanzsektor tätigen Unternehmen ermöglichen soll, möglichst barrierefrei Depots mit Kryptogeld vorzuhalten.
So will man sich Stück vor Stück auf dem noch ziemlich unbekannte Terrain vorwärts tasten, um am Ende – wer weiß? – der Blockchaintechnologie zum weltweiten Durchbruch zu verhelfen.
Die kleine Schweiz ist auf Offenheit gegenüber neuen Technologien mehr angewiesen als die meisten Länder Europas. Nur von Kräuterzucker und Käse kann kein Land der Welt leben, erst recht nicht auf einem so enorm hohen Niveau wie die Schweiz (Scherz beiseite: selbstverständlich ist die Schweiz auf vielen Gebieten absolut führend, so auf dem Pharma-, dem Nahrungs-und Genussmittel, dem Uhren- und dem Tourismussektor). Jedenfalls gilt es, mit möglichst niedrigen Steuern und bürokratischen Hürden Firmen aus aller Welt ins Land zu locken. Und die kommen in Scharen. Kein Land der Welt ist politisch stabiler, nirgends sonst herrscht ein derartig hohes Maß an Rechtssicherheit. Hervorragende Schulen und Universitäten sorgen für die beste Bildungsqualität in Europa.
Natürlich müssen die Schweizer und dort niedergelassene Unternehmen ordentlich Steuern zahlen. Aber für ein Land, dessen Rechts- und Wirtschaftssystem so großartig funktioniert, für ein Gemeinwesen mit einer so wundervollen Kulturlandschaft: Für so ein Land bezahlt man gerne.
Übrigens lobte auch der deutsche, in der Schweiz geborene und dort sein ganzes Leben verbringende Maler Paul Klee seine Heimat über den grünen Klee.
Ein architektonisch atemberaubendes, Paul Klee gewidmetes Museum steht in Bern. Jeder, in nordsüdlicher Richtung oder umgekehrt die Stadt passiert, kommt daran vorbei. Es lohnt sich, dort anzuhalten. Wie überall in der Schweiz.
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